Drogen und Waffen und Schlagringe nach Festnahme von Drogendealern
LPD Wien
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Gericht

Cannabis im Friseursalon: Vier Schuldsprüche

Der Friseursalon eines Ehepaars in Hollabrunn war zwischen Herbst 2021 und März 2022 ein Hotspot für Cannabishandel. Im Frühjahr gelang der Polizei durch einen verdeckten Ermittler der Zugriff. Die vier Beteiligten wurden zu Haftstrafen zwischen zwölf und 18 Monaten verurteilt.

Dass man in dem Hollabrunner Friseurgeschäft neben einem neuen Haarschnitt auch Marihuana erwerben konnte, war wohl kein allzu gut gehütetes Geheimnis. Denn zufällig erfuhr ein Mitarbeiter des Landeskriminalamts Wien von dem Nebengeschäft, als er vor dem Frisierspiegel Platz nahm. Der hellhörig gewordene Polizist informierte seine Kolleginnen und Kollegen, die daraufhin die Ermittlungen aufnahmen.

So trat kurz darauf ein verdeckter Ermittler an den 28-jährigen Friseursalonbesitzer und seine 35-jährige Ehefrau heran. Der Ermittler gab sich als potenzieller Kunde aus und bestellte für den nachfolgenden Tag fünf Kilogramm Marihuana. Das Ehepaar wandte sich an einen 20-jährigen Hintermann, der in der Geschäftsbeziehung die Führung innehatte. Der 20-Jährige war für die Beschaffung der Cannabisblüten über eine vierte Komplizin zuständig. Die Aufgabe dieser 38-Jährigen war es, die Drogen aus Tschechien über die Grenze zu schmuggeln.

Marktwert: 6.000 Euro

Als sie von der Bestellung hörte, soll die 38-Jährige gesagt haben, dass es ihr niemals möglich sei, fünf Kilogramm des Suchtgifts über Nacht zu beschaffen, allerdings könne sie zwei Kilogramm bereitstellen. Die Gruppe einigte sich darauf, zunächst diese zwei Kilogramm mit einem Marktwert von 6.000 Euro an den mutmaßlichen Kunden zu verkaufen. Die Übergabe kam zustande und die Polizei schlug zu.

Alle vier Beteiligten wurden Mitte März verhaftet. Dabei stellte die Polizei insgesamt drei Kilogramm Marihuana, zwei Revolver, zwei Schreckschusswaffen, 78 Schuss Munition, zwei Schlagringe sowie Bargeld sicher – mehr dazu in Vier Drogendealer festgenommen (wien.ORF.at; 13.03.2022).

Vier Schuldsprüche mit Freiheitsstrafe

Im Prozess am Landesgericht Korneuburg zeigten sich am Montag alle vier Beteiligten zum Vorwurf des Suchtgifthandels geständig. Zuvor hatte es zudem Anschuldigungen der Nötigung innerhalb der Gruppe gegeben. So war dem 20-Jährigen vorgeworfen worden, die 37-jährige Drogenkurierin sowie das Friseurehepaar mit der „tschechischen Mafia“ sowie mit seinem Revolver bedroht zu haben. Der Vorwurf konnte sich im Prozess nicht bewahrheiten, der 20-Jährige wurde vom Vorwurf der Nötigung freigesprochen.

Aufgrund seiner zentralen Rolle in der Suchtgiftgeschäftsbeziehung rund um den Friseursalon wurde der 20-Jährige zu 18 Monaten unbedingtem Freiheitsentzug verurteilt. Mildernde Umstände gab es für den Drogenhändler aufgrund seines jungen Alters. Die 37-jährige Drogenkurierin wurde zu 15 Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt, der Friseursalonbesitzer zu 18 Monaten, davon 14 Monate bedingt, seine Ehefrau erhielt die Mindeststrafe von zwölf Monaten bedingt. Die beschlagnahmten Waffen wurden konfisziert, sie wirkten sich nicht auf das Strafmaß aus. Das Urteil ist rechtskräftig.