Baubranche Zukunft Teuerung
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Wirtschaft

Bau: Ungewisse Zukunft durch Teuerung

Die Baubranche hat in den vergangenen Monaten viele Aufträge erhalten, manche Experten haben bereits von einer Überhitzung gesprochen. Doch nun ändert sich die Situation offenbar. Wegen der gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise werden Projekte abgesagt.

Die Baupreise sind seit Pandemiebeginn um 30 Prozent gestiegen, sagte Baumeister Günther Lehner aus Amstetten. Grund seien die Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen, die man weitergeben müsse. Besonders Produkte im Stahlbereich seien teurer geworden, ebenso Erdölprodukte wie Folien und Dämmstoffe. Und im Herbst drohe mit der CO2-Bepreisung und höheren Strom- und Gaspreisen der nächste Preisschub, warnte Lehner.

Die Auftragsbücher seien derzeit noch voll, berichtete der Baumeister, aber: „Irgendwann wird es einmal durchschlagen.“ Im Privatkundenbereich sei das bereits Realität: Zunehmend würden etwa Häuslbauer mitteilen, dass sie sich das Projekt aktuell nicht leisten können oder wollen.

„Gewitterwolken am Himmel“

Auch der Kremser Architekt und Baumeister Erwin Krammer weiß von Projekten, die auf Eis liegen – vom Einfamilienhaus bis zum Großprojekt. Wie die Entwicklung weitergeht, lasse sich noch nicht abschätzen. Vielleicht werde man demnächst um Aufträge mehr kämpfen müssen, eventuell werde es weniger Aufträge geben.

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Die Auftragsbücher in der Baubranche sind voll – noch, sagen Branchenvertreter

Diese Entwicklung könnte sich auch auf die Beschäftigtenzahlen auswirken, sagte Krammer: „Ein bisserl Gewitterwolken sieht man am Himmel. Ob das Gewitter wirklich kommt – das wäre Kaffeesudleserei.“ Das eigene Haus drohe aber immer mehr zum Luxus zu werden, auch weil die Grundstückspreise steigen und weil immer weniger selbst auf der Baustelle stehen wollen, heißt es.

Bauprojekt als Wertanlage

Trotz aller Teuerungen verwies Robert Jägersberger, der Bau-Landesinnungsmeister für Niederösterreich, darauf, dass mit einem Bauprojekt auch ein entsprechender Wert geschaffen wird: „Ob das die Grundstückspreise sind, die mitsteigen, oder die Verkehrswerte, also mit der Investition bekommt der Bauherr auch einen Sachwert.“

Dass die Rohstoffpreise noch einmal auf das Vorkrisenniveau sinken, glaubt Jägersberger nicht: „Definitiv nicht, wenn man sich die aktuelle Entwicklung ansieht.“ Eine Folge davon könnte aber sein, dass nicht mehr an den Ortsrändern neu gebaut, sondern alte Bausubstanzen in den Ortskernen wieder vermehrt saniert und renoviert würden.