Englisch-Lehrer schreibt an die Tafel
ORF.at/Zita Klimek
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Coronavirus

Kein infiziertes Lehrpersonal in Schulklassen

Keine verpflichtenden Tests und keine Masken – das Schuljahr beginnt nächste Woche so gut wie regelfrei. Positiv getestetes Lehrpersonal wird aber nicht in den Klassen eingesetzt. Wer infiziert arbeiten möchte, kann administrative Aufgaben übernehmen.

Niederösterreich werde einen eigenen Weg gehen und von der Regelung des Bundes keinen Gebrauch machen, betont Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) im „NÖ heute“-Interview. „Wer krank ist, ist krank und soll in Krankenstand gehen und zu Hause bleiben. Für infizierte Lehrerinnen und Lehrer, die keine Symptome haben, aber unbedingt arbeiten gehen wollen, werden wir andere Lösungen wie administrative Tätigkeiten finden“, so Teschl-Hofmeister.

Damit stellt sich Niederösterreich – genauso wie Wien – gegen die vom Bildungsministerium präsentierten Maßnahmen – mehr dazu in Schulstart ohne Test- und Maskenpflicht (news.ORF.at; 29.08.2022). Das Bildungsministerium bleibt trotz Kritik der Lehrergewerkschaft dabei, dass symptomlose Lehrer und Schüler ab der Sekundarstufe I (Mittelschule, AHS-Unterstufe) trotz Infektion mit einer FFP2-Maske in den Unterricht kommen dürfen. Das betonte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Montag in einer Pressekonferenz.

„Schule soll nicht anders behandelt werden“

In der Wissenschaft werden die lockeren Schulregeln unterschiedlich aufgenommen. Für den Epidemiologen Hans-Peter Hutter von der Medizin-Uni Wien ist der Verzicht auf Masken und Tests ein Fehler – auch wenn Coronavirus-Schutzmaßnahmen an den Schulen schwer vermittelbar seien, wenn sonst fast überall darauf verzichtet werde. Auch Virologin Dorothee von Laer von der Medizin-Uni Innsbruck spricht dort von einem „Blindflug“ und plädiert bei steigenden Infektionszahlen für eine Wiedereinführung der Maskenpflicht an den Schulen.

Vize-Chefredakteurin Claudia Schubert (ORF NÖ) und Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).
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Vize-Chefredakteurin Claudia Schubert und Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister im „NÖ-heute“-Interview

Trotzdem verzichte man in den Schulen aus Fragen der Fairness bewusst auf eine Test- und Maskenpflicht – auch in Niederösterreich: „Wir wollen, dass die Schulen nicht anders oder besonders behandelt werden. Entweder gibt es Sicherheitsvorschriften für alle oder für niemanden. Niemand muss sich zurzeit in Österreich testen lassen, also soll das auch so für die Schulen gelten“, entgegnet Teschl-Hofmeister und verweist auf das kostenlose Testangebot für zu Hause.

Nichtsdestotrotz sei es sinnvoll, den Schulen eine gewisse Eigenständigkeit zu gewährleisten, sollten Infektionen in einer Klasse vorkommen: „Ich finde es gut, dass die Maske in den Klassen punktgenau und für eine gewisse Zeit eingesetzt werden kann, wenn es zum Beispiel zu gehäuften Infektionen kommt. Damit erschwert man anderen auch nicht pauschal den Unterricht“, so Teschl-Hofmeister.

Antigentests in Schulen lagernd

SPÖ-Bildungssprecherin Elvira Schmidt kritisiert indes, dass die Schulen gestern erst aufgefordert wurden, Antigen-Tests zu bestellen, die aber eine Lieferzeit von circa einer Woche haben. Schmidt ortet wenig Vorbereitung für den Herbst. „Den Eindruck habe ich nicht“, betont Teschl-Hofmeister, angesprochen auf die Kritik. Antigen-Tests seien in den Schulen für die Zeit des Schulbeginns lagernd. Sollte Bedarf bestehen, könne man jederzeit nachbestellen.

„Unbedingt“ empfehle man Eltern und Lehrpersonal aber, sich nach dem Urlaub freiwillig zu Hause zu testen. „Wir wollen, dass der Betrieb so normal wie möglich ist und man unbelastet in die Schule gehen kann. Ich appelliere dabei stark an die Eigenverantwortung“, so die Bildungslandesrätin.

Zu wenig Chemie-, Physik- und Turnlehrer

Angesprochen auf die Warnung der Bildungsdirektion Ende Mai, dass es einen dramatischen Mangel an Lehrpersonal gebe, entgegnete Teschl-Hofmeister, dass alle freien Stellen zum Teil auch mit Studierenden besetzt werden konnten. Dabei könne man die Qualität des Unterrichts garantieren. Die Studierenden seien schon im Vorjahr im Einsatz gewesen und sehr engagiert, wird betont.

Problematisch sei hingegen der Überhang an Geografie- und Philosophie- sowie Psychologie-Lehrerinnen und -Lehrern. „Wir haben zu wenige Chemie-, Physik- oder Turnlehrer. Wir appellieren deswegen an junge Menschen, die sich für das Unterrichten entscheiden, sich vorher zu informieren, welche Fächer gebraucht werden“, so die Landesrätin.