Gertraud und Dieter Bogner 2007
APA/Herbert Pfarrhofer
APA/Herbert Pfarrhofer
Kultur

Kurator und Sammler: Dieter Bogner wird 80

Dieter Bogner, einer von Österreichs profiliertesten Museumsplanern sowie großzügiger Kunstsammler mit Wohnsitzen in Buchberg bei Gars am Kamp (Bezirk Horn) und in Wien, feiert am Sonntag seinen 80. Geburtstag.

Die heimische Kunstszene sähe ohne ihn wohl ganz anders aus, schrieb die Austria Presse Agentur über ihn: Dieter Bogner, 1942 in Wien geboren, beeinflusste die Kulturlandschaft sowohl vor als auch hinter den Kulissen maßgeblich. Sei es in diversen Diskussionsprozessen rund um Reformen der Bundesmuseen, die Konzipierung des MuseumsQuartiers in Wien oder im Zuge von Schenkungen aus seiner Kunstsammlung, die in den vergangenen Jahren unter anderem das mumok, das Belvedere und das Wien Museum erfreuten.

Der stets zurückhaltend und bedächtig wirkende Museumsplaner studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Klassische Archäologie in Wien und Paris. Danach war er bis 1984 als Universitätsassistent am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien tätig. Seine Handschrift in der Wiener Museumslandschaft hat Bogner, der u.a. auch für Graz und Salzburg Leitpläne ausarbeitete, nachdrücklich hinterlassen.

Gertraud und Dieter Bogner 2007
APA/Herbert Pfarrhofer
Gertraud und Dieter Bogner

1989/90 entwickelte er Konzept und Wettbewerb für das MuseumsQuartier Wien und war bis 1994 als Geschäftsführer der MuseumsQuartier Errichtungs- und Betriebsgesellschaft für Inhaltsentwicklung, museologische Planung und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Dass die Museumsmeile bis zu ihrer feierlichen Eröffnung am 29. Juni 2001 etliche Umplanungen erfuhr, Bauten verkleinert und der als Wahrzeichen vorgesehene Turm ganz gestrichen wurde, wurmte ihn lange Zeit.

Planen, entwickeln, beraten und evaluieren

Gemeinsam mit Renate Goebl gründete und leitete er von 1990 bis 2001 das Institut für Kulturwissenschaften Wien für postgraduale Aus- und Weiterbildungsprogramme für Kuratoren. 1994 gründete er die Firma bogner.cc, die mittlerweile durch den Eintritt von Katharina Knoll als Gesellschafterin zu bogner.knoll geworden ist. Kern des Unternehmens sind nach wie vor museologische Fachplanungen, Ausstellungsorganisation und Kulturentwicklungspläne.

Museumsquartier Wien 2019
APA/Georg Hochmuth
MuseumsQuartier Wien

Große Projekte als Planer und Kurator in den letzten Jahren waren u.a. der Museumsleitplan und das Konzept für das DomQuartier Salzburg (2007–2014), die Kunstkammer im Kunsthistorisches Museum Wien (2012/13), das Museumsquartier Bern (2018–2021) und das Nutzungs- und Ausstellungskonzept für das Stadtschloss Weimar (Klassik Stiftung Weimar, 2020/21).

Von 1987 bis 1991 war Bogner Vorsitzender des Österreichischen Kunsthistorikerverbands. Darüber hinaus war er Präsident der Sigmund Freud Gesellschaft Wien (1993 bis 2008) und Mitglied des Board of Trustees am New Museum of Contemporary Art in New York (1995 bis 2018).

Seit 1979 ein zentraler Ort für Kunst: Schloss Buchberg

Neben seinen zahlreichen Tätigkeiten baute Bogner gemeinsam mit seiner Frau Gertraud auch eine ansehnliche Kunstsammlung auf: Sie begannen früh, Arbeiten des Wiener Kinetismus, von konstruktiver, struktureller und konzeptueller Kunst sowie wichtige kunsttheoretische Arbeiten zu sammeln.

Schloss Buchberg bei Gars am Kamp
Schloss Buchberg

Auf Schloss Buchberg am Kamp wurde die Sammlung des Ehepaars aufbewahrt und durch Erwerbungen oder durch extra für das Schloss geschaffene Werke ständig erweitert. 2006 übersiedelte ein auf 1,5 Millionen Euro geschätztes größeres Konvolut der Sammlung in das Museum Moderner Kunst (mumok), kurze Zeit später eine Kollektion von Kiesler-Werken in die von Bogner mitgegründete Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung – als Schenkungen, für die sich die Republik mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst bedankte. 2017 erhielt der Museumsplaner das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, ein Jahr später wurde er mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich ausgezeichnet.

Kunst sammeln, um sie dann weiterzuschenken

Bogner, der sich 2005 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien habilitierte und dem 2014 die Ehrenprofessur der Donauuniversität Krems verliehen wurde, fungierte insgesamt 16 Jahre lang als Vorstandsvorsitzender der Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung – eine Funktion, die er 2013 an den New Yorker Architekten Hani Rashid übergab. Seine Kiesler-Sammlung schenkte das Ehepaar Bogner dem mumok, auch wenn diese weiterhin in der Privatstiftung zu sehen sein wird.

Apropos Schenkungen: Dem Belvedere vermachte er 2010 Arbeiten der österreichischen Malerin Hildegard Joos sowie den Nachlass von Marc Adrian. Die damalige Schenkung Bogners umfasste das dokumentarische Archiv des Künstlers, 40 Werke sowie zahlreiche Studien auf Papier. Neben dem mumok und dem Belvedere erhielten auch das Wien Museum, das Lentos Linz und die Landessammlung Niederösterreich Schenkungen des Ehepaares Bogner.