Theaterfest im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten
Landestheater Niederösterreich
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Kultur

St. Pölten: Ein Theaterfest zum Saisonstart

Das Landestheater Niederösterreich startet die Saison 2022/23 mit einem Theaterfest für alle. Am Samstag, eine Woche vor der ersten Premiere, heißt es: „Wir öffnen unsere Türen, Bühnen und versteckten Ecken". Geboten wird ein Programm für Klein und Groß.

Auf seiner Website kündigt das Landestheater Niederösterreich an, dass es nach einer Pause von zwei Jahren zu Saisonbeginn mit einem Blick hinter die Kulissen und einem Programm für alle Altersgruppen startet. Am Samstag gibt es von 13.30 Uhr bis 19.00 Uhr einen „Kostüm-, Stoff- und Requisiten-Flohmarkt, Führungen durch das Haus, Technik-Show mit Ausschnitten aus ‚Der Talisman‘, Behind the scenes: Filmdoku zur Produktion ‚Die Blendung‘ und eine offene Probe der Kinderproduktion ‚Frederick die Maus‘“, wird angekündigt.

Außerdem gibt es am Samstagnachmittag laut Ankündigung „Bilderbuchkino, Fotobox, Malen, Schminken, Verkleiden, Basteln, Glücksrad, Bürgertheatershow und vieles mehr.“ Und: „Ein Gewinnspiel mit tollen Preisen.“ Sämtliche Erlöse aus dem Flohmarkt gehen an das Integrations- und Bildungszentrum St. Pölten des Diakonie-Flüchtlingsdiensts.

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Theaterfest im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten
Landestheater Niederösterreich
Interessierte finden immer etwas beim Kostüm-, Stoff- und Requisiten-Flohmarkt des Landestheaters Niederösterreich
Theaterfest im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten
Landestheater Niederösterreich
Theaterfest im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten
Landestheater Niederösterreich
Theaterfest im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten
Landestheater Niederösterreich
Theaterfest im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten
Landestheater Niederösterreich
Theaterfest im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten
Landestheater Niederösterreich

„Reigen“: Ein Gesellschaftspanorama, uraufgeführt 1920

Eröffnet wird die Spielzeit 2022/23 in der Landeshauptstadt St. Pölten mit der Premiere der Koproduktion des Landestheaters Niederösterreich mit den Salzkammergut Festwochen Gmunden: Arthur Schnitzlers „Reigen“ in der Inszenierung von Franz-Xaver Mayr.

In der Liebe zeigen sich Wahrheiten, die sonst verborgen bleiben. Intime Beziehungen offenbaren nicht nur Gefühle, sondern auch Machtverhältnisse und soziale Grenzen. In Arthur Schnitzlers „Reigen“ begegnen sich die Liebenden nur für die wenigen Minuten vor und nach dem Liebesakt, daraus entsteht ein ganzes Gesellschaftspanorama.

Reigen im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten mit Dorothee Hartinger, Tim Breyvogel und Nora Wahl
Rudi Gigler
Schnitzlers „Reigen“ im Landestheater Niederösterreich mit Dorothee Hartinger, Tim Breyvogel und Nora Wahl

„Alle Figuren sind zugleich Verführer*innen und Verführte, Spieler*innen und Ausgetrickste. Aber es gelten nicht für alle dieselben Regeln. Dominanzdenken, Narzissmus und der Kampf der Geschlechter überschatten das Liebesgeflüster. In den Momenten der Lust zeigen sich plötzlich menschliche Abgründe, nach der Vereinigung wird das Trennende zelebriert. Und kurz nachdem die eine sich gerade ihre Kleider wieder angezogen hat und der andere dem Wunsch nach Treue Ausdruck verlieh, folgt das Stück einem der Partner*innen zum nächsten Rendezvous“, kann man auf der Website des Landestheaters Niederösterreich über die erste Premiere dieser Saison lesen.

Getrieben von Lebenslust und Todessehnsucht

Der Wiener Schriftsteller und Arzt Arthur Schnitzler konnte aus reicher Lebenserfahrung schöpfen, als er in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts am „Reigen“ arbeitete. Mehr als 20 Jahre später, 1920, fand in Berlin die Uraufführung statt und löste aufgrund der freizügigen Szenen einen heftigen Theaterskandal und gleichzeitig eine breite Debatte über die Freiheit der Kunst aus. Nahe an Sigmund Freuds psychoanalytischen Erkenntnissen porträtierte Arthur Schnitzler die Menschen seiner Zeit als „Sinneswesen“, getrieben von Lebenslust und Todessehnsucht.

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Reigen im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten mit Marthe Lola Deutschmann, Tim Breyvogel und Jonas Graber
Rudi Gigler
Wer verführt, wer lässt sich verführen? Marthe Lola Deutschmann, Tim Breyvogel und Jonas Graber (v.l.)
Reigen im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten mit Elisa Plüss und Nikolaus Lessky
Rudi Gigler
Elisa Plüss und Nikolaus Lessky
Reigen im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten mit Sebastian Wendelin und Ensemble
Rudi Gigler
Sebastian Wendelin und Ensemble
Reigen im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten mit Sebastian Wendelin und Dorothee Hartinger
Rudi Gigler
Sebastian Wendelin und Dorothee Hartinger
Reigen im Landestheater Niederösterreich in Sankt Pölten mit Sebastian Wendelin, Anna Golde, Dorothee Hartinger und Nikolaus Lessky
Rudi Gigler
„Reigen“ mit Sebastian Wendelin, Anna Golde, Dorothee Hartinger und Nikolaus Lessky (v.l.)

Der Salzburger Regisseur Franz-Xaver Mayr, der unter anderem am Wiener Burgtheater und am Schauspiel Bochum arbeitete, ist für einen präzisen Umgang mit Sprache und für eine starke Bildästhetik bekannt. In seiner Inszenierung erforscht er mit seinem Ensemble in Zeiten von #metoo und fluider Geschlechtsidentitäten die Widersprüchlichkeit unserer Gegenwart. Welchen gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen sind wir ausgesetzt?

Schnitzlers Skandalstück „geschickt ins Heute geholt“

„Franz-Xaver Mayr hat das einst skandalträchtige Schnitzler-Stück stimmig aktualisiert“, schrieb Thomas Kramar in „Die Presse“ nach der Premiere Ende Juli in Gmunden. Und Stephan Hilpold in „Der Standard“ meinte: „Diesen ‚Reigen‘ kann sich auch die Generation ‚Wokeness‘ anschauen, ohne ihn gleich canceln zu wollen: Franz-Xaver Mayr holt Schnitzlers Skandalstück geschickt ins Heute.“

„Reigen“ wird von Franz-Xaver Mayr inszeniert, Bühne und Kostüme stammen von Korbinian Schmidt, die Musik von Luiza Schulz Vazquez, die Dramaturgie lag bei Julia Engelmayer und Hans Mrak. Auf der Bühne zu sehen sind Johanna Sophia Baader, Tim Breyvogel, Marthe Lola Deutschmann, Dorothee Hartinger, Sebastian Wendelin sowie Patricia Falk, Anna Golde, Jonas Graber, Nikolaus Lessky, Riccardo Pallotta, Luisa Schwab, Helena Vogel, Nora Wahl (Studierende der MUK – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien).

Die Premiere von „Reigen“ ist am 17. September, weitere Vorstellungen sind für 22. (mit Publikumsgespräch nach der Vorstellung) und 28. September, 28. Oktober, 3. Dezember, 21. Jänner und 17. Februar 2023 geplant. In der Bühne Baden wird „Reigen“ am 4. Und 5. Oktober gezeigt.