„Im Fokus“

Bösendorfer: Die Kunst des Klavierbaus

Die Firma Bösendorfer ist weltweit für ihre Klavierbaukunst bekannt. Ursprünglich ein Alt-Wiener Unternehmen werden seit den 1970er-Jahren die Klaviere in Wiener Neustadt gefertigt. 300 Klaviere sind es pro Jahr, die weitgehend in Handarbeit hergestellt werden.

Wer gerne selbst einmal ein neues Bösendorfer-Klavier sein Eigen nennen möchte, der muss sich zunächst in Geduld üben. Sechs Jahre dauert es, bis ein solches Klavier fertig ist. Der Großteil der Zeit betrifft allein die Trocknung des Holzes. Immerhin besteht ein Klavier von Bösendorfer zu 80 Prozent aus Fichtenholz.

„Die Bäume werden im Winter geschlägert, damit sie möglichst nicht mehr im Saft stehen und schon trockener sind. Dann wird das Holz im Freien fünf Jahre lang gelagert. Das hat den Sinn, dass es ganz sanft und natürlich einen gewissen Trocknungsprozess hat und allen Witterungen standhält“, erklärt Sabine Grubmüller, Geschäftsführerin von Bösendorfer.

Donka Angatscheva Konzertpianistin Bösendorfer
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Donka Angatscheva ist eine von vielen Konzertpianistinnen und -pianisten, die auf Klaviere von Bösendorfer setzen

Mechanik besteht aus 5.000 Einzelteilen

Die Klavierbaukunst ist in vielerlei Hinsicht Fein- und Kleinarbeit. Zunächst wird die Raste produziert. Dabei handelt es sich um die schwere Innenkonstruktion, sie ist sozusagen das Fundament des Klaviers. Anschließend wird die Kastenwand geleimt, wobei keine Luftblasen entstehen dürfen, und es wird der Gussrahmen eingesetzt. Erst danach wird die Mechanik eingebaut, die aus rund 5.000 Einzelteilen besteht.

„Im unteren Bereich ist das Klavier kräftig, aber rund und nie wirklich aggressiv. Im mittleren Bereich ist es wunderbar warm, mit sehr vielen Nuancen und gesanglich wunderschön. Im oberen Bereich klingt es hell, so wie ein Licht, das aber nicht blendet“, erklärt Konzertpianistin Donka Angatscheva: „Immer, wenn ich in einem Konzertsaal bin und weiß, dass ein Bösendorfer zur Verfügung steht, bin ich in meiner Welt und bin beruhigt, weil ich weiß, das Klavier reagiert auf alles, was ich verlange.“

Bösendorfer Klavier Klavierbau Wr. Neustadt Produktion
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Die Kastenwand der Klaviere wird per Hand aufgebracht und geleimt

Die Stahlsaiten in den Mittel- und Basslagen werden oft noch mit Kupfer ummantelt. Das ermöglicht tiefe Töne, während die Länge der Saiten reduziert werden kann. Danach werden die Saiten in das Klavier eingebaut, die Dämpfer werden händisch positioniert und jedes Klavier wird gestimmt.

Klaviere werden in die ganze Welt geliefert

„Unsere Manufaktur wurde 1828 durch Ignaz Bösendorfer gegründet. Er und später auch sein Sohn waren große Entrepreneure und haben diesen Klang, dessen Fundament sie in Wien hergestellt haben, in die ganze Welt getragen“, erklärt Geschäftsführerin Grubmüller. Unter anderem kooperierte Bösendorfer schon damals mit international bekannten Pianisten und gehörte auch zu den k.u.k. Hoffertigern. „Das heißt, Bösendorfer wurde schon seit jeher weltweit vertrieben, und das tun wir auch heute noch“, so Grubmüller.

Bösendorfer Klavier Klavierbau Limited Edition Lebensbaum Gustav Klimt
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In einer Limited Edition soll zu Jahresende eine überschaubare Zahl an Klavieren erhältlich sein, die das Gemälde „Lebensbaum“ von Gustav Klimt zeigen

Erst vergangenes Jahr investierte das Unternehmen, das heute zu Yamaha gehört, in Wiener Neustadt in zwei neue Lackieranlagen. Außerdem will Bösendorfer Ende des Jahres eine weitere Besonderheit auf den Markt bringen. Demnach soll eine Limited Edition erscheinen, bei der das Klavier wie ein Kunstwerk aussieht – samt einer Nachbildung des Gemäldes „Lebensbaum“ von Gustav Klimt.