Der Baumschläfer lebt in naturnahen Laub- und Mischwäldern.
Lubomir Hlasek
Lubomir Hlasek
Umwelt & Klima

Ungewöhnliche Suche nach Baumschläfern

Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) haben zu einer ungewöhnlichen Suchaktion aufgerufen. Denn vom sogenannten Baumschläfer gibt es seit den 1970er-Jahren in Niederösterreich keine Aufzeichnungen mehr. Dabei lebt der Bilch sogar in Menschennähe.

Der Baumschläfer, ein hörnchenverwandtes Nagetier der Bilche, hält in letzter Zeit die Österreichischen Bundesforste in Atem. Seit über einem Jahr wird der kleine Waldbewohner gesucht. „Über die Lebensweise und seine Gewohnheiten wissen wir sehr wenig. Seit den 1970er-Jahren gibt es in Niederösterreich keine Aufzeichnungen mehr von ihm“, schildert ÖBf-Biologin Claudia Kubista.

Das Aussehen des Baumschläfers ist markant. Er hat eine schwarze Augenmaske im Gesicht, vergleichbar mit einem Band, das über die Augen geht. Dieses reicht, anders als beim verwandten Gartenschläfer, aber nur bis zu den Ohren. Der Rücken ist graubraun, die Bauchseite weißlich gefärbt.

Um das etwa sieben Zentimeter lange Tierchen aufzuspüren, haben die Forscherinnen und Forscher österreichweit über 600 Baumschläfer-Nistkästen aufgestellt. Zu Beginn war man damit auch sogleich erfolgreich. „Das war bei der allerersten Kontrolle. Wir haben uns riesig gefreut. Es war ein Weibchen, das 19 Gramm gewogen hat“, schildert Kubista. Seither ist dem Team um ÖBf, Naturschutzbund und dem privaten Institut für Wildtierbiologie apodemus kein weiteres Exemplar untergekommen.

Fotostrecke mit 4 Bildern

In Tamsweg in Salzburg wurde bereits ein Baumschläfer-Weibchen gesichtet.
ÖBf-Archiv / B. Pfandl-Albel
Der Baumschläfer wird österreichweit gesucht. In Tamsweg (Salzburg) wurde bereits ein Baumschläfer-Weibchen gesichtet.
Laub- und Mischwälder sind optimale Lebensräume für den Baumschläfer.
ÖBf-Archiv / W. Simlinger
Laub- und Mischwälder sind optimale Lebensräume für den Baumschläfer
Auf Bundesforste-Flächen wurden mehr als 600 wetterfeste Baumschläfer-Nistkästen installiert.
ÖBf-Archiv / B. Pfandl-Albel
Mehr als 600 wetterfeste Baumschläfer-Nistkästen sind von Forschern installiert worden. Bei der Suche sind sie aber auch auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.
Durch seine versteckte Lebensweise ist der Baumschläfer schwer zu entdecken.
Lubomir Hlasek
Wer das kleine Nagetier finden möchte, muss schnell sein. Von Oktober bis April zieht sich der Baumschläfer zurück und hält Winterschlaf.

Bevölkerung um Hilfe gebeten

Von Anfang hat man daher bei der Suche auch auf Hilfe durch die Bevölkerung gesetzt. Die ÖBf-Biologin erzählt: „Wir haben dieses Projekt als Citizen-Science-Projekt aufgezogen. Siehe da, dank unserer Citizen-Scientists haben wir jetzt 25 bestätigte Baumschläfer-Funde.“ Diese würden aber zum Großteil aus Kärnten und den angrenzenden Bundesländern stammen.

Dabei würde dem kleinen Bilch auch Niederösterreich als Wohnort zusagen. Er bevorzuge nämlich feuchte Wälder samt Nadelhölzern in höheren Lagen. Wichtig sei aber ein guter Unterbewuchs mit krautigen Pflanzen, die den Boden bedecken. Die Forscherin kann sich vorstellen, dass der Baumschläfer im Wienerwald und sogar in den Donau-Auen zu finden ist.

Die Ergebnisse der Bevölkerung zeichnen aber ein Bild, das darüber hinausgeht. Denn der Baumschläfer scheint zu einem gewissen Grad ein Kulturfolger zu sein. „Wir haben ihn in Siedlungsbereichen, die an Wälder angrenzen, gehabt. Manchmal sogar in Häusern und Ferienwohnungen, die nicht das ganze Jahr über genutzt werden.“

Suche muss bald erfolgen

Jetzt ist der optimale Zeitpunkt, den Nager zu finden, denn in der Regel ist er im Spätsommer und Herbst besonders aktiv. Während dieser Zeit frisst er sich Winterspeck an. Den benötigt er dringend, denn von Oktober bis April hält er Winterschlaf.

Wird der Baumschläfer entdeckt, solle man den Fund unbedingt melden. „Wenn man den Baumschläfer schützen möchte, dann muss man natürlich wissen, welche Ansprüche er auf den Lebensraum hat“, so die Biologin. Funde können an baumschlaefer.at gemeldet werden.