Windpark Prinzendorf
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Neue Windparks: Dem Widerstand zum Trotz

In Prinzendorf (Bezirk Gänserndorf) sind am Freitag zehn neue Windräder eröffnet worden. Jährlich produzieren sie Strom für 30.000 Haushalte. Solche Projekte sind langwierig in der Planung und viele scheitern dann oft noch am Widerstand der Bevölkerung.

Nach wie vor gibt es Bundesländer, in denen kein einziger Windpark steht – konkret Tirol, Vorarlberg und Salzburg. Aber auch in den übrigen Bundesländern kennt man die Hürden, die neue Windräder mit sich bringen. Der Widerstand von Einheimischen lässt viele Projekte auch nach längerer Vorlaufzeit oft noch scheitern. Mit mehr als 700 Windkraftanlagen liegt Niederösterreich im bundesweiten Spitzenfeld und ist Vorreiter in Sachen Windenergie.

Dass sich neue Windparks auch ohne große Proteste umsetzen lassen, zeige das jüngste Projekt der „Windkraft Simonsfeld“, betont das Unternehmen. Es eröffnete am Freitag den neuesten Windpark in Prinzendorf (Bezirk Hollabrunn) mit zehn Windrädern. 2021 wurden insgesamt 14 Windenergieanlagen in den Windparks Poysdorf-Wilfersdorf und Prinzendorf gebaut. Die zehn neu eröffneten Anlagen liefern ab sofort Strom für 30.000 Haushalte.

Österreich braucht deutlich mehr Windräder

Einer der Hauptgründe für die Akzeptanz der Windräder liege darin, dass die Anlage unter Bürgerbeteiligung errichtet wurde. Davon sprach auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) bei der Eröffnung. Ihm zufolge brauche es jetzt jedes zusätzliche Windrad, um erneuerbare Energien und damit auch die Unabhängigkeit von Russland voranzutreiben.

Eröffnung des Windparks Prinzendorf
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Am Freitag wurde der neue Windpark mit zehn Windrädern von Vizekanzler Werner Kogler (5.v.l.) eröffnet

Gleichzeitig räumte Kogler ein, dass es für Österreichs Ziel, bis 2030 Strom nur noch aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, noch mehr Tempo braucht, „und zwar in allen Bundesländern.“ Ebenso betonte der Vizekanzler: „Die Regionalität in der Produktion und als Arbeitgeber sowie das Konzept der Bürgerbeteiligung machen dieses Unternehmen zu einem Vorzeigebetrieb.“ Österreich ist nach wie vor besonders stark von russischem Erdgas abhängig. Kogler zufolge sei die Abhängigkeit zuletzt aber von 80 Prozent auf 50 Prozent gesunken.

Mehr Druck vonseiten des Bundes gefordert

Die „Windkraft Simonsfeld“ mit Sitz in Ernstbrunn (Bezirk Korneuburg) betreibt mittlerweile 90 Windenergieanlagen in Österreich und Bulgarien sowie ein Sonnenkraftwerk in der Slowakei und produziert damit den jährlichen Strombedarf von 158.000 Haushalten.

Mit rund 3.700 Beteiligten ist die Windkraft Simonsfeld laut eigenen Angaben „eines der größten Bürger*innen-Beteiligungsunternehmen“ in Österreich. „Bürgerbeteiligung und das Involvieren aller relevanten Stakeholder sind entscheidend in unserer Unternehmensphilosophie. So erreichen wir eine hohe Akzeptanz in unseren Projektgemeinden, das war uns immer sehr wichtig“, sagt Alexander Hochauer, Finanzvorstand des Unternehmens.

Eröffnungsfeier mit der Bevölkerung
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Zur Eröffnung kamen dem Windparkbetreiber zufolge 1.000 Bürgerinnen und Bürger

Technik-Vorstand Markus Winter richtete bei der Eröffnung klare Worte an die Bundesregierung. Die Notwendigkeit zum Ausbau der erneuerbarer Energien sei nie so deutlich gewesen wie heute und dafür brauche es „jetzt vor allem Druck vom Bund auf die Länder und zusätzliche Zonen für Wind- und Sonnenkraftwerke“, denn nur der Ausbau „macht uns unabhängig von Energieimporten, senkt den Strompreis und stärkt den Wirtschaftsstandort Österreich“.

Winter betonte auch die „vertrauensbasierte, kooperative und langjährige gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde“. Hauskirchens (Bezirk Gänserndorf) Bürgermeister Helmut Arzt (ÖVP) spricht bereits von neuen Zielen, er freue sich auf „weitere Projekte“, denn „es war von Anfang an eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem gemeinsamen Ziel, einen Beitrag zur Lösung der Klimakrise zu leisten“.

Für die lokale Bevölkerung stellt jeder neue Windpark ein Großprojekt dar. In Niederösterreich stehen bisher etwa 700 Windkraftanlagen. Bis zur Energiewende ist noch ein weiter Weg zu beschreiten – vor allem in jenen Bundesländern mit dem größten Widerstand.