Sujetbild Mann und Frau streiten
ORF
ORF
Chronik

„Spurlos“: Maria Oswald seit 1982 vermisst

Anfang der 80er Jahre ist im Bezirk Melk die damals 23-jährige Maria Oswald verschwunden. Bekannt wurde das aber erst vor drei Jahren, als das Landeskriminalamt gegen einen Mann wegen mehrerer Sexualdelikte ermittelte. Von der Frau fehlt jede Spur.

In Neumarkt an der Ybbs (Bezirk Melk) verschwindet im Dezember 1982 eine junge Frau. Der Vermisstenfall Maria Oswald wird aber erst etwa 40 Jahre später bekannt, erzählt Hannes Fellner, Leiter der Gruppe Leib und Leben des Landeskriminalamtes Niederösterreich. „Wir haben 2019 erste Hinweise aus dem Familienverband von Maria Oswald bekommen, dass die Frau schon seit vielen Jahren verschwunden ist“,so Fellner.

Die Polizei leitet daraufhin Ermittlungen im Umfeld der Familie der Verschwundenen ein und hebt alte Akten aus, etwa vom Pflegschaftsgericht, denn Maria Oswald hatte damals einen einjährigen Sohn. Es gab einen Obsorgestreit, schildert Fellner: „Sie hatte einen Vernehmungstermin beim Pflegschaftsgericht. Im Februar 1983 hätte sie die nächste Ladung gehabt, doch zu diesem Termin ist sie nicht mehr erschienen.“

Gewalt in der Großfamilie von Maria Oswald

Aufgeflogen ist der Vermisstenfall eigentlich wegen anderer Vorfälle. Der ehemalige Lebensgefährte von Maria Oswald geriet ins Visier von Polizei und Justiz, weil er weibliche Familienmitglieder über viele Jahre immer wieder sexuell missbraucht haben soll. „Nachdem wir diese Ermittlungen 2019 gestartet haben, hat sich gezeigt, dass es im Bereich dieser Großfamilie offensichtlich immer wieder Gewalt gegen Familienmitglieder gegeben hat – so auch gegen Maria Oswald“, erzählt Hannes Fellner.

Ermittler Fellner
ORF
Hannes Fellner, Leiter der Gruppe Leib und Leben des Landeskriminalamtes Niederösterreich: „Wir gehen davon aus, dass sie nicht mehr am Leben ist“

Die Spur führte die Ermittler zum ehemaligen Lebensgefährten der Vermissten. „Ja, es gab einen Tatverdächtigen“, sagt Fellner. „Wir haben einige Hausdurchsuchungen und auch Grabungsarbeiten durchgeführt, dort wo möglicherweise die Leiche von Maria Oswald vergraben hätte sein sollen. Diese Überprüfungen verliefen aber alle negativ. Das heißt, wir konnten keine Skelett-Teile oder menschliches Material finden.“

„Spurlos“

Der ORF Niederösterreich berichtet von 24. bis 28. Oktober im Schwerpunkt „Spurlos“ über Vermisstenfälle.

Letzte Hinweise im Juni 2022

Was der ehemalige Lebensgefährte von Maria Oswald mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte, ist nach wie vor unklar. Zahlreiche Gerüchte machten die Runde. So war von einem Mann die Rede, der die ganze Familie eingeschüchtert haben soll. Außerdem soll er einer Person erzählt haben, er habe Maria Oswald damals getötet und auf einem Grundstück einzementiert. Der damalige Tatverdächtige wurde mittlerweile wegen mehrerer Sexualdelikte rechtskräftig verurteilt.

„Das Gerücht, dass Maria Oswald ermordet und vergraben worden ist, hält sich nach wie vor“, bestätigt Fellner. Es habe erst im Juni 2022 wieder Hinweise gegeben. „Hier haben wir neuerlich Grabungsarbeiten durchgeführt, diese sind ebenfalls negativ verlaufen.“ Nun stellt sich die Frage, was mit Maria Oswald geschehen ist – und vor allem, wie es sein kann, dass die Frau 40 Jahre lang von niemandem vermisst wurde. „Es gibt momentan keinen Ansatzpunkt, wo Maria Oswald sein könnte“, sagt Fellner. „Aber wir gehen davon aus, dass sie nicht mehr am Leben ist.“