Flughafen Wien Schwechat
ORF / Gernot Rohrhofer
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Wirtschaft

Flughafen: Aktienmehrheit der Länder gefordert

Die Grünen aus Wien und Niederösterreich fordern, dass die beiden Länder ihre Beteiligung am Flughafen von gemeinsam 40 Prozent plus acht Aktien auf über 50 Prozent aufstocken. Hintergrund sind Aktienkäufe eines Fonds, dessen Besitzverhältnisse unklar sind.

Seit 2014 werden offenbar immer wieder Flughafen-Aktien von der Organisation gekauft, deren Besitzverhältnisse unklar sind. Die luxemburger Airport Group hat ein Angebot für den gesamten Streubesitz an Flughafen-Aktien gelegt. Sie wird dem australischen Pensionsfonds IFM zugerechnet, doch die Suche nach den Besitzverhältnissen endet bei einer Briefkastenfirma auf den Cayman-Inseln, wie eine ORF-Recherche ergeben hat – mehr dazu in Spurensuche bei mysteriösem Investor (news.ORF.at; 21.09.2022).

Die Grüne Landessprecherin in Niederösterreich, Helga Krismer, übte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz deutliche Kritik am Flughafen-Vorstand und forderte gemeinsam mit dem Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, dass die Länder Niederösterreich und Wien versuchen sollen, eine Aktienmehrheit am Flughafen zu sichern.

Grüne wollen „Kontrolle durch öffentliche Hand“ sichern

„Unser Hauptanliegen ist es, dass öffentliches Interesse verteidigt wird und die Kontrolle durch die öffentliche Hand gesichert ist", forderten die beiden, dass die Satzungen des Flughafens so angepasst werden, dass der Flughafen in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) nicht den „Interessen des Kapitalmarkts“ ausgeliefert ist.

Die aktuellen Besitzverhältnisse am Flughafen sehen folgendermaßen aus: Jeweils 20 Prozent plus jeweils vier Aktien halten die Länder Niederösterreich und Wien. Dazu kommen zehn Prozent, die einer Mitarbeiter-Stiftung gehören. Weitere 41,78 Prozent hält der umstrittene Fonds IFM, die übrigen Aktien sind in Streubesitz.

Die beiden Grün-Politiker regten an, dass die Bundesländer Wien und Niederösterreich die „minimal abgesicherte“ Beteiligung am Flughafen Wien von derzeit 40 Prozent und acht Aktien auf mehr als 50 Prozent erhöhen: „Wir müssen liberalisierte Unternehmen – wie den Flughafen Wien als wichtiges Unternehmen der kritischen Infrastruktur – wieder unter die Kontrolle der öffentlichen Hand bringen", sagten sie und wiesen darauf hin, dass mit der Erhöhung der Flughafen-Anteile auf über 50 Prozent auch eine Prüfung durch den Rechnungshof möglich wäre.

Krismer: „Vorstand Ofner ist rücktrittsreif“

Kritik übte Krismer an Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner. 2014, als der IFM-Fonds 29,9 Prozent der Flughafen-Aktien gekauft habe, habe Ofner nicht darüber informiert, wer hinter dem umstrittenen Fonds stehe. Ofner habe im Vorwort zum Geschäftsbericht 2014 von einem neuen Großaktionär geschrieben, den er als „australischen Pensionsfonds IFM“ bezeichnet hatte. Das sei „einfach nicht richtig“, sagte Krismer. Recherchen hätten ja gezeigt, dass hinter IFM die luxemburger Airport Group stehe. „Wenn ein Vorstand einer Aktiengesellschaft in seinem Geschäftsbericht nicht die höchsten Maßstäbe ansetzt, dann ist er aus meiner Sicht rücktrittsreif“, so Krismer.