Weinlese Maschine
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Landwirtschaft

Weinlese: Mehr Maschine, weniger Mensch

Mit der Weinlese verbindet man das händische Abschneiden der Trauben. Wegen des Arbeitskräftemangels änderte sich dieses Bild jedoch in den vergangenen Jahren. Mittlerweile wird die Hälfte der heimischen Reben mit der Maschine gelesen.

Die diesjährige Weinlese neigt sich dem Ende zu und auch heuer wurde ein großer Anteil der Trauben maschinell gelesen. Johann Grassl, Leiter des Referats Weinbau der Landwirtschaftkammer Niederösterreich, schätzt, „dass mehr als die Hälfte mit der Maschine gelesen wird“.

Eine Statistik zu den genauen Zahlen sucht man vergeblich, da die Winzerinnen und Winzer diese nicht bekannt geben müssen. Mittlerweile gibt es aber auch Betriebe, die fast ausschließlich maschinell lesen, etwa das Weingut Schwertführer aus Sooß (Bezirk Baden). Dieses nutzt die Technik seit neun Jahren zu 98 Prozent.

Maschine teilweise günstiger und schneller

Vertreter des Maschinenrings, der Weinbauschule Klosterneuburg und der Landwirtschaftskammer Niederösterreich sind sich einig: Der Hauptgrund, warum immer weniger mit der Hand gearbeitet wird, ist der Arbeitskräftemangel. Inländische Arbeitskräfte seien schwierig zu bekommen und teuer, aber auch die Tarife des ausländischen Personals steigen.

Weinlese
APA/Helmut Fohringer
Bei der traditionellen Handlese werden die Trauben direkt bei der Ernte kontrolliert, Fäule kann entfernt werden

Des Weiteren spielt der Faktor Zeit eine große Rolle, denn die händische Lese ist zeitintensiver. Würde man einen Hektar Weingarten mit der Maschine lesen, dauert dies etwa eine Stunde. Handleser können, je nach Anzahl der Helferinnen und Helfer, bis zu einen Tag dafür benötigen. Das ist unter anderem abhängig von der Sorte, dem Fäuleanteil und der Gestaltung der Laubwand.

Martin Mehofer von der Weinbauschule Klosterneuburg erklärt, dass sich kaum ein Winzer ein Lesegerät für den eigenen Betrieb anschafft. Grund dafür sind die hohen Kosten. In der Praxis schließen sich deshalb Weinbäuerinnen und Weinbauern zusammen oder wer nicht selbst mit dem Vollernter fährt, beauftragt für diese Arbeit jemanden.

Beide Methoden haben Vor-und Nachteile

Grassl zeigt Unterschiede im Preis auf: Welche Art der Ernte für den Winzer günstiger kommt, kann nicht pauschalisiert werden. Fällt der Ertrag eines Weingartens nicht allzu groß aus, kommt vermutlich die Handlese billiger. Ist die Ertragsmenge sehr groß, kommt der Einsatz der Maschine günstiger.

Weinlese Maschine
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Bei großen Erntemengen kann der Einsatz der Lesemaschine günstiger sein

Hierbei ist aber auch zu unterscheiden, ob der Winzer für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu zahlen hat oder ob Familienmitglieder helfen. Ein Vorteil der händischen Weinlese gegenüber der Maschine ist die Möglichkeit, dass Fäule an den Trauben vor dem Abzwicken entfernt werden kann. Bei dem Vollernter würde diese Fäule in der Maische landen.

Keine Folgen für die Qualität

Die Technik der verwendeten, neuen Geräte ist heutzutage so weit fortgeschritten, dass die Qualität des Weines nicht unter dem Einsatz der Maschine leidet, teilt Markus Göstl, Geschäftsführer des Maschinenrings der Region Weinviertel, mit. Grassl hebt die Vorteile der Technik hervor: „Bei der Maschine kann in den frühen Morgenstunden mit der Arbeit begonnen werden. Je früher, desto besser ist die Qualität des Weines, da die Trauben kühl ins Presshaus gelangen“.

Was jedoch beachtet werden muss, ist, dass die Trauben nach der Ernte mit dem Lesegerät besonders rasch zum Betrieb transportiert werden müssen, da es zu einer Oxidation kommen könnte. Grund dafür ist, dass bei der Maschinenlese die Trauben größtenteils aufplatzen.