Familie Khadem-MIssagh
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Kultur

Khadem-Missagh: Drei Generationen Musik

Die Familie Khadem-Missagh ist aus dem niederösterreichischen Musikleben kaum wegzudenken. Seit 60 Jahren – mittlerweile in drei Generationen – veranstalten sie klassische Konzerte, Festivals und Lesungen im Land.

Sie sind auf allen Kontinenten unterwegs als Solisten und Solistinnen oder Dirigenten und finden kaum Zeit, Zuhause zusammenzukommen. Der Mittelpunkt und Ausgangspunkt ist wohl Baden, wo alle wohnen – bis auf Martha Khadem-Missagh, die eine Professur für Violine in Luxemburg hat. Apropos Violine: die Frage, die nahe liegt, aber selten gestellt wird, richtet sich an alle vier, an Vater Bijan und an seine drei Kinder Vahid, Martha und Dorothy: Wie sie zu ihrem Instrument gefunden haben.

Den Grundstein legte wohl Ata Khadem-Missagh, der Großvater sozusagen, der Ende der 1950er-Jahre aus Teheran im damaligen Persien nach Österreich kam und erster Geiger, auch Konzertmeister genannt, beim Badener Kurorchester wurde. Sein Sohn, der über 70-jährige Bijan Khadem-Missagh erzählt: „Mein Vater war mein Vorbild. Er war aber auch ein sehr kluger Vater, denn er war nicht mein Lehrer. Er schickte mich – noch in Teheran – als Kind zu seinem Lehrer. In Österreich lernte ich in meiner Jugend auf der Wiener Musikakademie bei Professor Ernst Morawec.“

Khadem-MIssagh
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Bijan Khadem-Missagh 1979 als Sologeiger bei den Tonkünstlern

Als Konzertmeister der Tonkünstler gründete er 1977 das Tonkünstler-Kammerorchester, aus dem wenig später die „Academia Allegro Vivo“ erwuchs. Bijan Khadem-Missagh wollte der Kammermusik in seinem Leben einen breiten Raum widmen, wie er im Gespräch mit noe.ORf.at erklärte.

Hofübergabe von Allegro Vivo

Vahid, der Sohn von Bijan Khadem-Missagh übernahm nicht nur die Allegro-Vivo Festivalleitung, sondern führte auch die Tradition der Geige in die nun dritte Generation. Sein Vater wollte eigentlich, dass er ein anderes Instrument lernt, doch auch bei ihm wurde es die Violine, und auch er wurde nicht vom eigenen Vater unterrichtet.

Wann immer er Fragen hatte, konnte er kommen, doch auch bei ihm übernahmen die musikpädagogischen Aufgaben Hochschullehrer. Die warme, sanfte Stimme der Mutter, die den Kindern immer etwas vorgesungen habe, habe sein Geigenspiel sehr beeinflusst, erzählt Vahid Khadem-Missagh. Die „Hofübergabe“ bei Allegro Vivo klappte für Außenstehende reibungslos – dennoch möchte Vahid mit ein paar Neuerungen die Barriere zwischen Publikum und Bühne durch neue Arten der Konzerte überwinden.

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Martha Khadem-Misagh wohnt in Luxemburg und nahm via Skype am Interview teil

Drei Geigen, ein Klavier und die Festivals

Vahids Schwester Martha beantwortet die Frage zur Wahl der Geige via Skype in Luxemburg. „Man wird natürlich geprägt vom Elternhaus. Das Vorbild Zuhause war natürlich seine Musik. Ich habe ihn immer üben gehört und wollte immer dieselben schönen Stücke spielen wir er“, lautet ihre Erklärung.

Vahids und Marthas „kleine“ Schwester Dorothy bricht mit dem Klavier die Geigentradition: „Ich glaube, ich war immer schon jemand, der ein wenig gegen den Strom schwimmen wollte. Die Liebe zum Klavier war aber so stark, dass es keinen anderen Weg gab“, erzählte Dorothy schmunzelnd. Sie griff eine weitere Tradition des Hauses Khadem-Missagh auf: Sie baute ein eigenes Festival erfolgreich auf, den Beethoven-Frühling.

Beethoven, mit seinen Gedanken und seiner Musik des Umbruchs und der Erneuerung, steht dabei an seinen Wirkstätten im Mittelpunkt. Die Liebe zur klassischen Musik teilt die Familie Khadem-Missagh seit mehr als 60 Jahren mit ihrem Publikum in Niederösterreich.