Der 23-jährige Marcel Oppitz aus Karlsdorf (Bezirk Hollabrunn) ist von Geburt an in seiner Wahrnehmung beeinträchtigt. Beim Möbel bauen in der Tischlerei Fidler in Schrattenthal hat der Weinviertler aber den vollen Durchblick. „Gerade habe ich die Rundung einer Schranktür rausgefräst und das Türchen dann eingehängt. Davor habe ich mit der Plattenschneidemaschine das Holz runtergeschnitten“, erzählt Marcel gegenüber noe.ORF.at.
Seit sechs Monaten arbeitet Marcel in der Tischlerei. Tag für Tag lernt er dabei von seinen Kollegen und dem Meistertischler mit neuen Maschinen umzugehen. „Man muss nur ein bisschen Geduld haben, wie mit einem Lehrling. Zwei oder drei Mal muss man herzeigen, wie eine Maschine funktioniert und dann klappt das schon. Dann haben sie auch Spaß daran und so bekommt man die Freude wieder zurück“, sagt Meistertischler Martin Fidler.
Vollzeit Anstellung nach Schnuppertagen
Die Freude am Tischlern hat Marcel in der Tagesstätte der Caritas in Retz (Bezirk Hollabrunn) entdeckt. Die Tagesstätte hat der Weinviertler früher oft besucht und in der Werkstatt unter der Leitung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas erste Erfahrungen mit Werkzeugen und Maschinen gesammelt.
Bei einem Besuch seines neuen Chefs fiel Marcel sofort auf. „Marcel hat sich besonders gut angestellt, deswegen haben wir ihn zum Schnuppern in die Tischlerei eingeladen. Dann hat er sich so gut integriert, dass wir ihn schon nach einem Monat Vollzeit angestellt haben“, erzählt Fidler.
Caritas: „Gerechter Lohn und Sozialversicherung fehlt“
Ein „Glücksfall“, so der Tenor der Caritas, denn viele Unternehmen und Betriebe scheuen sich nach wie vor beeinträchtigte Menschen anzustellen. Generell gebe es für einen inklusiven Arbeitsmarkt viel Nachholbedarf für Österreich, betont Thomas Krottendorfer, Leiter der Caritas im Weinviertel.
Es fehle ein gerechter Lohn und eine Sozialversicherung für Menschen mit Behinderung. In den Tagesstätten bekommen die Personen nur ein Taschengeld. „Es braucht aber bessere Rahmenbedingungen für diese Menschen, um in die Arbeitswelt einzutreten. Ein Arbeitsmarkt ist für uns nur dann vollkommen, wenn er inklusiv ist“, fordert Krottendorfer.