Kultur

Kritik an der Wahl der Kulturpreisträger

Im Festspielhaus St. Pölten sind am Freitagabend die Kulturpreise 2022 vergeben worden. 24 Personen oder Initiativen wurden ausgezeichnet, neun Künstler wurden für ihr Lebenswerk gewürdigt. Die Wahl der Preisträger sorgte aber auch für Kritik.

Zum 62. Mal hat das Land Niederösterreich am Freitagabend die heimische Kunst- und Kulturszene geehrt. In acht Sparten – Architektur, bildende Kunst, Literatur, Erwachsenenbildung, Medienkunst, Musik, Karikatur (Sonderpreis 2022) sowie Volkskultur und Kulturinitiativen – wurden jeweils zwei Anerkennungs- sowie ein Würdigungspreis vergeben.

Für ihr künstlerisches Lebenswerk gewürdigt wurde in der Bildenden Kunst der Maler Thomas Reinhold, dessen farbenprächtige Gemälde den Raum neu erfinden sollen. „Ich versuche durch diese Überlagerungen der Farben eine neue Räumlichkeit zu erzeugen, im besten Fall, eine Innovation“, sagte Reinhold am Rande der Preisverleihung zu noe.ORF.at. In der Musik wurde in diesem Jahr das Akkordeonspiel von Otto Lechner auf das Podest gehoben.

Kulturpreise 2022
Stefan Sappert
24 Personen oder Initiativen wurden ausgezeichnet, neun Künstler wurden für ihr Lebenswerk gewürdigt

Zeichnen für den Umweltschutz

Der Sonderpreis wurde heuer – in der Kategorie Karikatur – an Bruno Haberzettl vergeben. Seit Jahrzehnten illustrieren seine kritisch-humoristischen Zeichnungen die heimischen Zeitungen und Magazine. Ein besonderes Anliegen ist dem gebürtigen Horner der Umweltschutz. Wiederkehrende Motive sind zum Beispiel Gärten ohne Biodiversität oder leblose Landschaften. „Das Schlimme ist nur, dass ich feststelle, dass die Menschen die Kritik oft gar nicht verstehen, weil das für sie schon Normalität geworden ist“, so Haberzettl.

Robert Schindel erhielt den Würdigungspreis für Literatur, in der Architektur wurden das Büro gaupenraub +/- alias Alexander Hagner und Ulrike Schartner für ihre nachhaltigen Umbauten ausgezeichnet. Thomas Hofmann erhielt für seine Sachbücher über das Weinviertel den Würdigungspreis für Erwachsenenbildung. In der Sparte Medienkunst wurde der Installationskünstler Paul Horn ausgezeichnet.

Kritik an Gender-Gap bei Preisträgern

Die Pädagogin Marialuisa Koch wurde für ihr Engagement für die Volkskultur gewürdigt. „Ich nehme diesen Preis auch stellvertretend für alle Musikpädagogen und -pädagoginnen an, die sich dieser wunderbaren Tätigkeit widmen.“ Seit jeher würden die Kulturpreise deutlich häufiger an Männer als an Frauen verliehen, kritisierte die Gastrednerin Gertraud Klemm. Auch heuer befinden sich unter den neun Gewürdigten nur zwei Frauen.

Kulturpreise 2022
Stefan Sappert
Gastrednerin Gertraud Klemm kritisierte die Wahl der vor allem männlichen Preisträger

Auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) teilte diese Kritik und hob die Rolle von Kunst und Kultur für die Entwicklung des Bundeslandes hervor: „Es waren die Kulturschaffenden, die Vielfalt nach Niederösterreich gebracht haben und diese Vielfalt ist heute an allen Ecken und Enden fühlbar und spürbar.“ Zudem würden gerade Kulturschaffende der Gesellschaft immer wieder einen Spiegel vor Augen halten.

11.000 Euro Preisgeld

Neben den mit 11.000 Euro dotierten Würdigungspreisen wurden auch 16 Anerkennungspreise verliehen, sie sind mit jeweils 4.000 Euro dotiert. In der Architektur erhielten diese Laurenz Vogel und Eva Rubin, im Bereich Bildende Kunst Maria Legat und Carola Dertnig und in der Erwachsenenbildung wurden der Museumsverein Korneuburg und Wolfgang Rechberger geehrt.

Anerkennungspreise gingen in der Literatur an Magdalena Schrefel und Amir Gudarzi, in der Medienkunst an Stefan Tiefengraber und Lisa Truttmann. Die Anerkennungspreisträger für Musik sind Bernhard Wiesinger und Gabriele Proy. Beim Sonderpreis Karikatur reüssierten Gernot Budweiser sowie Regina Hofer und Leopold Maurer. Auf dem Gebiet von Volkskultur und Kulturinitiativen fiel die Wahl auf die Galerien Thayaland und die Initiative Übergänge – Prechody.