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Wirtschaft

Weniger Arbeitslosengeld für Frauen

Eine Frau in Niederösterreich verdient durchschnittlich um ein Drittel weniger als ein Mann. Bei einem Jobverlust ist deswegen auch das Arbeitslosengeld deutlich geringer, warnt nun das AMS Niederösterreich.

Derzeit verdient eine Frau in Niederösterreich um ein Drittel weniger als ein Mann. Etwa, weil viele nur Teilzeit oder in schlecht bezahlten Branchen arbeiten. Bei Jobverlust fällt somit auch das Arbeitslosengeld deutlich geringer aus. „Wichtig ist, zu sehen, dass der Unterschied im Arbeitslosengeld zwischen Männern und Frauen ein großer ist und dass das natürlich auch etwas mit dem Arbeitslosigkeitsrisiko zu tun hat. Frauen bekommen im Durchschnitt pro Tag sieben Euro weniger Arbeitslosengeld als Männer“, betont AMS NÖ-Geschäftsführer Sven Hergovich.

Jede zweite Frau in Teilzeit würde gerne mehr arbeiten

Fast jede zweite Frau in Teilzeit gibt an, dass sie gerne mehr arbeiten möchte, dies aber nicht kann, weil sie auf ihre Kinder aufpassen oder Angehörige pflegen muss. Das hat auch Auswirkungen auf ihre finanzielle Situation. „Wenn wir genauer schauen, wer besonders stark gefährdet ist, sehen wir die höchste Armutsgefährdung bei Ein-Eltern-Haushalten, insbesondere Frauen sind stark betroffen“, erklärt die Ökonomin Christine Mayerhuber.

Für diese Gruppe brauche es jetzt vor allem strukturelle Maßnahmen. Eine Verbesserung der Kinderbetreuungssituation und des Pflegeangebots würde vielen Frauen helfen, die mehr Stunden arbeiten wollen, meint Hergovich. Das AMS Niederösterreich versucht mit dem Projekt „Frauen in Handwerk und Technik“ (FIT), Frauen in technische Berufe zu bringen, da diese meist auch besser bezahlt sind.

AMS-Projekt will Frauen in technischen Berufen fördern

Seit einigen Monaten nimmt Doris Wölfer am AMS-Programm „Frauen in Handwerk und Technik“ – kurz „Fit" teil. Der Einstieg in die Arbeitswelt war für sie allerdings nicht immer leicht, unter anderem, weil sie gehörlos ist. Wölfer wünscht sich mehr Chancen für Frauen am Arbeitsmarkt. „Mir ist selbst schon aufgefallen: Wenn sich die Situation der Frauen ohne Behinderung verbessert, wirkt sich das auch auf Frauen mit Behinderungen aus. Man sieht einfach, dass die Chancengleichheit höher wird und sich Barrieren abbauen. Das hat auf jeden Fall eine Wechselwirkung.“

Beim „Fit“-Programm des AMS lernt Wölfer, mit verschiedenen technischen Systemen umzugehen, etwa mit einem 3D-Drucker. Viele Frauen sind dankbar für die Unterstützung. „Es war für mich nicht einfach, arbeitslos zu sein – vor allem während der Pandemie – und mit einem Kind eine Ausbildung zu machen. Ohne dieses Programm wäre das für mich nicht möglich gewesen", erzählt etwa die Kursteilnehmerin Julianna Nagy. An zu wenigen Kapazitäten beim „Fit“-Programm des AMS werde es jedenfalls nicht scheitern. Jede Frau, die einen Job im technischen Bereich sucht und deswegen teilnehmen möchte, könne das auch, heißt es seitens des AMS.