Die extremen Preise für Energie, Treibstoffe und Strom setzten auch Salzburgs Industrie stark unter Druck. Wer seine Energie selbst erzeugen kann, der profitiert im Wettbewerb. Wer Strom auf dem internationalen Markt zukaufen muss, kämpft um  Konkurrenzfähigkeit und wirtschaftliches Überleben.
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Wirtschaft

Industrie fordert „treffsichere“ Hilfe

Die hohen Energiepreise machen der Industrie zu schaffen. Seit Wochen ruft die Industriellenvereinigung Niederösterreich nach Hilfe in Richtung Bund. Statt des aktuellen Energiekostenzuschusses brauche es zielführendere Maßnahmen, wird gefordert.

Es sind mehrere Probleme, die in der Industrie derzeit zu großen Herausforderungen führen: die Klimakrise, der Fachkräftemangel und aktuell besonders die hohen Energiekosten. Strom und Gas seien zehn Mal so teuer wie vor der Pandemie, für viele Betriebe sei das existenzgefährdend, wurde am Donnerstag am Flughafen Schwechat (Bezirk Bruck/Leitha) bei der Vollversammlung der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IVNÖ) betont.

Die IVNÖ fordert daher einmal mehr Klarheit über die Energiepreise für 2023. Deutschland etwa kündigte eine Gaspreisbremse an. Das brauche Österreich auch, „damit wir mit diesen Ländern nach wie vor wettbewerbsfähig sind“, hielt Thomas Salzer in der Fernsehsendung „Niederösterreich heute“ fest.

Vor allem energieintensive Betriebe müssten nun unterstützt werden, denn sie würden 50 Prozent der produktiven Wertschöpfung im Bundesland ausmachen und „brauchen eine Planungssicherheit für das nächste Jahr“.

Herausfordernde Zeiten für Industrie

Die hohen Energiepreise machen auch der Industrie zu schaffen. Seit Wochen ruft die Industriellenvereinigung in Niederösterreich nach Hilfe in Richtung Bund. Der hat zwar für energieintensive Unternehmen einen Energiekostenzuschuss zugesagt, Geld ist aber noch keines geflossen.

Energiekostenzuschuss „bürokratisch, unfair, zu spät“

Die Bundesregierung kündigte bereits einen 1,3 Milliarden schweren Energiekostenzuschuss für energieintensive Betriebe für dieses Jahr an. „Das klingt durchaus nach viel Geld. Aber wir bräuchten eigentlich, wenn man sich das am deutschen Beispiel anschaut, etwa acht bis neun Milliarden Euro im nächsten Jahr. Und der Energiekostenzuschuss muss so zielführend und treffend sein, dass er den Unternehmen hilft, die es wirklich benötigen“, so Salzer.

Aktuell sei der Energiekostenzuschuss nämlich nicht treffsicher, kritisierte der Präsident. Denn jedes Unternehmen, unabhängig von seinen Umsätzen, könne diesen nutzen. Außerdem gebe es einige Ausnahmen, etwa den Bezug von Wärme. „Das ist wahrscheinlich verfassungswidrig“, befand Salzer und forderte „eine Lösung für alle energieintensiven Betriebe“.

Übergewinnsteuer „habe kein Konzept“

Auch die am Donnerstag von der Bundesregierung beschlossene Übergewinnsteuer sieht Salzer skeptisch. „Die Frage ist: Was macht man mit dem Geld? Wie gibt man das den Menschen, die es zum Heizen brauchen, wie an die Betriebe, die das brauchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Da fehlt momentan das Konzept. Das, was wir haben, ist äußerst bürokratisch, nicht fair und kommt viel zu spät."

Der Staat müsse darauf achten, dass die industrielle Struktur in Europa erhalten bleibe, „damit wir nicht nach einigen Monaten und Jahren aufwachen und hier die komplette Industrie abgewandert ist und nicht mehr produzieren kann und wir dann alle Güter aus anderen Ländern hierher holen“, argumentierte Salzer seine Forderung. Denn Europa befinde sich in einer Ausnahmesituation, die nichts mit den globalen Märkten zu tun habe, sondern auf eine künstliche Verknappung durch den Krieg in der Ukraine zurückzuführen sei.

Präsident der Industriellen Vereinigung Salzer über Situation in Betrieben

Der Präsident der Industriellen Vereinigung Niederösterreich, Thomas Salzer, spricht unter anderem über die aktuellen Situation in den Betrieben und die Debatte um eine Gaspreisbremse nach deutschem Vorbild.

Viele Betriebe spüren „deutlichen Markteinbruch“

Europa müsse wettbewerbsfähig und ein Industriestandort bleiben, so Salzer. „Österreich ist besonders industrieintensiv und daher ist es ganz wichtig, dass in Österreich diese wichtige industrielle Struktur mit guten Gehältern, gut bezahlten Jobs, mit Innovation, mit Lösungen für die Probleme der Zukunft, mit Lösungen im Klimaschutz vorhanden bleibt“, sagte er.

Mittlerweile sei die Lage jedenfalls in einigen Betrieben „bedenklich“: „Es gibt schon einige Betriebe, die gut gefüllte Auftragsbücher haben und gut verdienen, aber es gibt leider auch sehr viele Betriebe, die in einer Krisensituation sind, die enorm hohe Energiekosten haben, die mittlerweile einen deutlichen Markteinbruch spüren.“