Eine Frau putzt sich die Nase
APA/dpa/Maurizio Gambarini
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Gesundheit

Grippale Infekte: Viele im Krankenstand

In Niederösterreich waren in der Vorwoche rund 46.000 der Versicherten der Österreichischen Gesundheitskasse im Krankenstand – Tendenz steigend. Die meisten sind aber nicht wegen CoV krankgeschrieben, sondern wegen eines grippalen Infekts.

Ständiger Hustenreiz, eine laufende Nase, erhöhte Temperatur sowie Taschentücher und heißer Tee als Dauerbegleiter – so geht es derzeit vielen. Das bekommt die Hausärztin Stefanie Karner-Zuser zu spüren. In ihrer Praxis in St. Pölten ist dieser Tage viel los. Oft ist es aber nicht das Coronavirus, sondern ein klassischer grippaler Infekt, der die Patientinnen und Patienten zu ihr führt.

In den letzten beiden Jahren hätten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen kaum jemanden mit Husten, Schnupfen oder Halsweh zu Gesicht bekommen, erzählt die Allgemeinmedizinerin. „Das ist wirklich interessant und umso mehr merken wir heuer, dass wieder alle Altersgruppen von diesen Erkältungskrankheiten betroffen sind“, so Karner-Zuser, die vor allem die weggefallenen Hygienemaßnahmen gegen das Coronavirus für diese Entwicklung verantwortlich macht. „Das Immunsystem war die letzten zwei Jahre einfach kaum gefordert“, meint die Medizinerin, in deren Praxis die Telefone derzeit täglich direkt nach dem Aufsperren heiß laufen.

„Verschnaufpause“ durch Masken und Abstandsregeln

Diese Meinung teilt auch die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizinischen Universität Wien. „Wir haben uns in den letzten beiden Jahren sozusagen eine Verschnaufpause erarbeitet durch die Masken, das Abstandhalten etc. Jetzt ist das alles weg und dadurch zirkulieren diese Viren eben wieder wie vor der Coronavirus-Pandemie“, so die Expertin. Denn man habe sich durch die Maßnahmen nicht nur vor Covid-19 geschützt, sondern auch vor sämtlichen anderen Erkrankungen.

Hohe Zahl an Krankenständen

In Niederösterreich waren in der Vorwoche mehr als 46.000 Versicherte der Österreichischen Gesundheitskasse krank gemeldet, Tendenz steigend. Die meisten sind aber nicht wegen des CoV daheim, sondern wegen eines grippalen Infekts.

Es ist ein bunter Mix an Viren, der derzeit durch die Bevölkerung rauscht – etwa Rhinoviren, die Schnupfen auslösen, aber auch die Sommergrippe und das Coronavirus spielen nach wie vor eine Rolle. Besonders stark zirkuliere momentan das sogenannte RSV-Virus. „Das verursacht bei ganz kleinen Kindern schwere Lungenerkrankungen, sodass sie sogar manchmal ins Spital müssen, um dort beatmet zu werden“, erklärt Redlberger-Fritz. Bei Erwachsenen gehe die Infektion meist mit starkem Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen und Fieber einher.

Etwa 1,2 Mio. Menschen sind in Niederösterreich bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) versichert. In der Vorwoche waren davon mehr als 46.000 im Krankenstand – und von Woche zu Woche werden es mehr. Die meisten von ihnen fallen wegen grippaler Infekte aus.

Geschädigte Schleimhaut: Auf Infektion folgt Infektion

Immer wieder kommt es vor, dass jemand mehrmals hintereinander im Krankenstand ist und das Bett hüten muss. Denn kurz nachdem man eine Infektion durchgemacht hat – sei es das Coronavirus oder ein anderes Virus – sei oftmals die Schleimhaut geschädigt. „Das heißt, da kann sich dann das nächste Virus gleich gut drauflegen und dadurch kann es dann sein, dass man von einem Infekt in den nächsten hineinrutscht“, so die Virologin.

Auch die Influenza, also die sogenannte „echte“ Grippe, macht sich in Niederösterreich langsam bemerkbar. Die Laborproben, die an der Medizinischen Universität Wien ankommen, zeigen immer mehr Infektionen. „Wir sehen jetzt schon in Frankreich, in Schottland und in Deutschland eine starke Influenzaaktivität und somit wird es nicht mehr lange dauern, bis das dann auch zu uns überschwappt“, prognostiziert Redlberger-Fritz.

Starke Grippesaison erwartet: Impfung empfohlen

Gerade weil in den kommenden Wochen eine starke Grippewelle droht, rät die Expertin zur Grippeschutzimpfung – damit im Winter möglichst wenige Menschen ans Bett gefesselt sind. „Gerade heuer macht das wirklich besonders Sinn, die Impfung wirkt sehr gut. Die aktuellen Stämme sind abgedeckt“, sagt auch die Allgemeinmedizinerin Karner-Zuser.

Für Kinder sei die Impfung besonders einfach, denn für sie gebe es statt einer Spritze auch einen Spray. Die Virologin Redlberger-Fritz appelliert zudem, weiterhin Maske zu tragen – vor allem, wenn man selbst erkältet ist und andere, etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln, anstecken könnte.