Parkscheinautomaten in der Kurzparkzone in der Stadt Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
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Verkehr

Kurzparkzonen um Wien werden ausgeweitet

Als Reaktion auf das flächendeckende Parkpickerl in Wien seit März haben einige Umlandgemeinden in Niederösterreich Kurzparkzonen eingeführt. Manche von ihnen werden in nächster Zeit – zum Teil erneut – ausgeweitet.

In Purkersdorf (Bezirk St. Pölten) wurde erst kürzlich im Gemeinderat beschlossen, dass die seit Mai bestehende Kurzparkzone nächstes Jahr erstmals ausgedehnt wird. Zur neuen „Grünen Zone“ werden dann auch die Straßenzüge Herrengasse, Hardt-Stremayr-Gasse, Bad-Säckingen-Straße und Pfarrhofgasse zählen. In den ersten drei Stunden bleibt das Parken gratis, darüber hinaus werden die Kosten zwei Euro pro Stunde betragen. Auch Tagestickets soll es geben.

Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Purkersdorf haben, sprich Anrainerinnen und Anrainer, aber auch Unternehmerinnen und Unternehmer sowie ständig Beschäftigte, können eine pauschalisierte Parkabgabe um 35 Euro pro Jahr beantragen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, haben sogar eine eigene Arbeitsgruppe beauftragt und waren mit den Behörden des Landes Niederösterreich im ständigen Austausch“, erklärt Bürgermeister Stefan Steinbichler (SPÖ) in einer Aussendung der Gemeinde.

Erweiterungen in Vösendorf und Langenzersdorf

Auch in Vösendorf (Bezirk Mödling) werden zusätzliche Kurzparkzonen, zum Beispiel in der Haidfeldsiedlung, entstehen. Hier gebe es vor allem Probleme mit Firmenautos, die in der Siedlung abgestellt werden, heißt es aus dem Gemeindeamt. Ab wann die neue Parkraumverordnung gilt, sei allerdings noch offen. Eine Möglichkeit ist das Inkrafttreten mit Jahresbeginn. Die entsprechenden Schilder sind bereits aufgestellt, aber noch abgedeckt, weil die Kurzparkzone noch nicht gilt.

Marginal ausgebaut wurden und werden auch die Kurzparkzonen in Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg). Vor einem Monat wurde die Situation bewertet und da und dort kleinräumig nachgebessert, erzählt Vizebürgermeister Josef Waygand (ÖVP). Aufgrund von Anregungen aus der Bevölkerung seien aber noch Überarbeitungen geplant. „Die Situation ist relativ entspannt“, sagt Waygand. Die Kurzparkzonen scheinen eine gute Lösung zu sein, da die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger damit zufrieden wäre.

Veränderungen in Schwechat und Zwölfaxing

In Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) stehen in den nächsten Monaten ebenfalls Veränderungen an. Ursprünglich wollte man die Lage erst wieder im Frühjahr evaluieren, doch nun „wird sich bald etwas tun“, berichtet Stadtpressesprecher Dejan Mladenov. Wie genau die Anpassungen aussehen werden, ist noch nicht bekannt. Darüber werde man in einer Gemeinderatssitzung Ende Dezember entscheiden.

Wegen der Kurzparkzonen in Schwechat wird auch im nahegelegenen Zwölfaxing (Bezirk Bruck an der Leitha) an einer Lösung gearbeitet, weil hier viele ihr Auto – noch kostenlos – abstellen würden, informiert das zuständige Gemeindeamt. Mit der Aufgabe ist eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Gemeinderäten, betraut. Details gibt es noch keine.

Zufriedenheit in Gerasdorf und Brunn am Gebirge

In Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) und Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) hingegen ist man mit der aktuellen Situation zufrieden und sieht keinen Änderungsbedarf. Auch in Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) „bleibt die aktuelle Kurzparkzonenverordnung (nach der Erweiterung im September, Anm.) so, wie sie ist“, erklärt eine Sprecherin der Gemeinde. Die Lage werde aber beobachtet, um bei Bedarf Maßnahmen ergreifen zu können.

Die Kurzparkzone in Gerasdorf wurde erst Ende April eingeführt, um Erfahrungswerte aus Wien zu sammeln. Man habe sich auf bestimmte Hotspots konzentriert und das Konzept sei aufgegangen, so Bürgermeister Alexander Vojta (SPÖ). Das Ziel sei erreicht worden, die Anrainerinnen und Anrainer können mit einer Ausnahmegenehmigung kostenlos parken.

Die Kurzparkzone in Brunn am Gebirge gilt seit März und wurde erst im September ausgeweitet. Damit habe man die Situation gut in den Griff bekommen, meint Bürgermeister Andreas Linhart (SPÖ). „Es gibt keine Beschwerden aus der Bevölkerung“, so der Politiker. Und genau das ist für ihn der Gradmesser für das gute Funktionieren des Systems.

„Ganzer Ort als Kurzparkzone ist kurzsichtig gedacht“

Kritik an der „Kurzparkzonenlösung“ kommt hingegen vom ÖAMTC. Aus fachlicher Sicht sei sie nicht optimal, weil harte Grenzen geschaffen würden, erklärt ÖAMTC-Verkehrsexperte Matthias Nagler. „Die Kritik betrifft die Wiener Kurzparkzone an sich, weil sie keine Lenkungseffekte hat und die parkenden Fahrzeuge nicht klug in der Stadt verteilt werden.“ Das würde daran liegen, dass die Kurzparkzonen in Wien überall gleich teuer seien und überall dieselben Regeln gelten würden.

Nagler gibt jedoch zu bedenken, dass die Kurzparkzonen in den an Wien angrenzenden Gemeinden in Niederösterreich Auswirkungen auf eben jene Gemeindebürgerinnen und -bürger haben. Wenn man einen Antrag auf eine kostenlose Ausnahmeregelung stellt, müsse man dennoch für die Bearbeitungsvorgänge bezahlen. Auch sind Gäste von Bewohnerinnen und Bewohnern an die höchstzulässige Parkdauer gebunden. „Einen ganzen Ort als Kurzparkzone zu betreiben, ist kurzsichtig gedacht“, fasst der Experte zusammen.