Messe VAZ St. Pölten
ORF/Tobias Hollerer
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Wirtschaft

Die Qual der Wahl nach der Pflichtschule

Weiter in die Schule gehen oder doch eine Lehre machen? Eine Entscheidungshilfe in dieser Frage gab es am Samstag in St. Pölten – bei der Berufsinfomesse der Arbeiterkammer Niederösterreich. Wichtig ist den Jugendlichen unabhängig vom Job Freizeit und Spaß.

In welche Richtung soll es in Sachen Berufswahl gehen? Viele junge Messebesucherinnen und -besucher waren bei dieser Frage am Samstag noch unschlüssig. Elias Bachner aus Ober-Grafendorf (Bezirk St. Pölten) besucht derzeit zwar eine HTL, "aber jetzt möchte ich mich nach einem Plan B umschauen, nach einem Lehrberuf.“ Andere wiederum haben schon ganz konkrete Vorstellungen. „Ich möchte Koch werden, da können andere mein Essen kosten und außerdem wird man in diesem Job überall gebraucht“, schwärmte Jonas Koller aus Traismauer (Bezirk St. Pölten) über seinen Traumberuf.

Doch nicht alle 13-Jährigen haben so genaue Pläne. Für Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich kann es mit der Berufsorientierung deshalb gar nicht früh genug losgehen, „damit man sich nicht am Ende der Pflichtschule mit 14, 15 Jahren entscheiden muss und dann einfach irgendeine Entscheidung trifft." Wieser will deshalb, dass Schüler schon ab der fünften Schulstufe damit laufend konfrontiert sind.

Facharbeitermangel macht Betrieben zu schaffen

Facharbeiter fehlen an allen Ecken und Enden, das wurde auch auf der Berufsinfomesse deutlich. Lehrlinge zu finden ist für viele Betriebe eine echte Herkulesaufgabe. „Die Unternehmen spüren natürlich, dass sich immer mehr Jugendliche für die Schule entscheiden. Deshalb ist es uns ein Anliegen, zu zeigen, dass auch der Weg in die Fachausbildung ein wichtiger und richtiger ist“, so Wieser.

Auf der Messe wollen deshalb viele Betriebe auf sich und die vielen verschiedenen Lehrberufe aufmerksam machen. Johannes Falkensteiner, der Ausbildungsleiter bei Georg Fischer Fittings, hätte etwa für das nächste Jahr zwölf Lehrstellen zu vergeben. Ob er so viele junge Menschen findet, ist aber keinesfalls sicher. „Ich habe momentan vier oder fünf Bewerbungen. Ende Jänner starten wir mit den Aufnahmetests. Ich hoffe, dass ich bis dorthin so viel bekomme, dass ich die Stellen besetzen kann.“

Berufsinfomesse
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Insgesamt 1.600 Besucherinnen und Besucher kamen am Samstag ins VAZ. Es gab 80 Aussteller.

Spaß, Kollegen, Gehalt und Freizeit wichtig bei Jobwahl

Boris Marjanovic, Lehrlingsbeauftragter bei der Firma Egger Holzwerkstoffe, ist sich sicher, dass Betriebe als Arbeitgeber immer attraktiver werden müssen, um Jugendliche anzulocken. „Man muss den Jugendlichen einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag bieten und vor allem viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Und natürlich glaube ich, dass viele Jugendliche auf die Bezahlung schauen.“ Wieser berichtet außerdem von Betrieben, die Prämien ausschütten oder ihren Lehrlingen als Goodie den Führerschein bezahlen.

Gefragt nach den wichtigsten Aspekten im zukünftigen Job kamen von den jungen Messebesucherinnen und -besuchern recht unterschiedliche Antworten. Für Michael Edelbauer aus Traismauer (Bezirk St. Pölten) stehen etwa Spaß und ein guter Teamspirit an erster Stelle. Elias Bachner ist auch noch etwas anderes wichtig: „Ich mag auf jeden Fall noch genug Zeit für meine Hobbys haben trotz Beruf“. Oft erwähnt wurden auch ein gutes Gehalt und attraktive Arbeitszeiten.

Ziel: Mädchen für Technikberufe begeistern

Und noch etwas wollte man bei der Messe einmal mehr aufzeigen: Nicht immer müssen Mädchen als Friseurinnen und Burschen als Mechaniker arbeiten – ein besonderes Anliegen des Arbeiterkammer-Präsidenten: „Wir müssen den Jugendlichen klar machen, dass technische Berufe auch für Mädchen irrsinnig gut geeignet sind und Mädchen in diesem Bereich auch Top-Leistungen bringen.“

Selten, aber doch waren bei der Messe im VAZ in St. Pölten Mädchen anzutreffen, die genau solche Pläne haben. „Ich schaue mich nach solchen klassischen Männerberufen um. Zum Beispiel Metalltechnik, das würde mich vielleicht interessieren“, meinte etwa Lena Pichler aus St. Leonhard am Forst (Bezirk Melk), eine von insgesamt 1.600 Messebesucherinnen und -besuchern am Samstag.