Sport

Wenn die Sportkarriere erst im Alter startet

Die Ehrung von Niederösterreichs Seniorensportlerinnen und -sportler des Jahres soll zeigen, was auch im Alter sportlich noch möglich ist. Eine der Ausgezeichneten ist Karin Bohusch, die erst spät zum Gewichtheben kam und nun reihenweise Medaillen abräumt.

„Kraft kennt kein Alter“ ist das Motto des Gewichtheber-Senioren-Verbands ÖGV Masters-Austria. Besonders gut verkörpert das Karin Bohusch, Stellvertreterin im ÖGV-Masters-Komitees und seit 2018 Obfrau des neugegründeten ASKÖ AK Traiskirchen. Die 63-Jährige gebürtige Berlinerin lebt heute in Berndorf (Bezirk Baden) und wurde soeben als eine von Niederösterreichs Seniorensportlerinnen und Seniorensportler 2022 geehrt.

Mit dem Leistungssport begann Bohusch bereits vor fast einem halben Jahrhundert, im Jahr 1976, als sie in Berlin an Tanzturnieren teilnahm. Fünf Jahre später, nach der Übersiedelung nach Österreich, hörte sie mit dem Tanzen auf und machte einige Jahre Pause. Erst nach der Geburt ihrer beiden Söhnen zog es sie erneut zum Sport: In einem Fitnessstudio interessierte sie sich für Aerobic, absolvierte mehrere Ausbildungen und arbeitete fortan als Trainerin.

Doch eine Rheumaerkrankung zwang sie erneut zu einer mehrjährigen Pause, heißt es auf der Website von ÖGV Masters-Austria. Erst 2013, nach zwölf Jahren ohne Sport, gelang es Bohusch nach einer Ernährungsumstellung wieder ins Training einzusteigen. Nach ersten Einheiten im Fitnessstudio kam sie über Crosstraining zur Langhantel, die fortan ihr bevorzugtes Sportgerät werden sollte.

Medaillenregen in neuer Sportart

Nun, mit Mitte Fünfzig, entschied sich die Berndorferin für eine neuerliche Karriere im Leistungssport. Auf erste heimische Wettbewerbe folgte schon bald der Schritt ins Ausland. So holte sie neben mehreren österreichischen Meistertiteln Topplatzierungen bei Europa- und Weltmeisterschaften in der Mastersklasse für Senioren.

Karin Bohusch
ASKÖ AK Traiskirchen
Im Oktober 2021 verteidigte Karin Bohusch in den Niederlanden ihren EM-Titel – es war die fünfte Goldmedaille in Folge

Diese körperlichen Leistungen in fortgeschrittenem Alter führten nun zur zweiten Ehrung als Niederösterreichs Seniorensportlerin. In ihrer Kategorie „Meisterschaft International“ wurde zudem Johann Siegele aus Sulz (Bezirk Gänserndorf) ausgezeichnet.

Zehn Preise für sportliche Senioren-Vorbilder

In der Kategorie „Meisterschaften National“ gingen die Preise an Renate Riechof aus Biedermannsdorf (Bezirk Mödling) und Walter Mitterndorfer aus Purgstall (Bezirk Scheibbs), in der Kategorie „Hobby“ an Helga Kochanek und Hermann Fritscher jeweils aus Pottenstein (Bezirk Baden). Sonderpreise für die ältesten Nominierten gab es für Walter Moser (91) aus Sittendorf (Bezirk Mödling) und Annemarie Latty (83) aus Glinzendorf (Bezirk Gänserndorf). Als „Senioren mit Handicap“ wurden Wolfgang Knoll aus Ybbs an der Donau (Bezirk Melk) sowie Oskar Mayer aus Winzendorf (Bezirk Wiener Neustadt) prämiert.

Für den Preis nominiert werden konnten alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher ab 55, die zwischen Oktober 2021 und 2022 eine außergewöhnliche sportliche Leistung erbrachten. Verliehen wurden die Auszeichnungen nun in St. Pölten.

Auszeichnung der niederösterreichischen Seniorensportler 2022
Philipp Monihart
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, Walter Moser, Annemarie Latty und Moderatorin Heidi Sykora (v.l.) bei der diesjährigen Preisverleihung

„Bei dieser Auszeichnung geht es nicht nur um Leistungen im Spitzensport, die laufend in den Medien erscheinen und Beachtung finden“, wurde Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) in einer Aussendung zitiert, „sondern vor allem um außergewöhnliche und vorbildhafte Leistungen der älteren Menschen, die aus Freude an der Bewegung und oft in Gemeinschaft ausgeübt werden“. Mit zunehmendem Alter werde Bewegungsarmut meist zu einem erhöhten gesundheitlichen Risiko – „deswegen braucht es Vorbilder, die uns allen zeigen, was auch im fortgeschrittenen Alter noch möglich ist“, so Teschl-Hofmeister.