Medikamente
APA/HANS PUNZ
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Gesundheit

Lieferprobleme bei 500 Medikamenten

Die Grippe, das RS-Virus und das Coronavirus – viele Menschen brauchen aktuell Medikamente. Knapp 500 Medikamente sind laut Apothekerkammer in Niederösterreich nicht oder nur schwer zu bekommen. Das Problem dürfte weiter zunehmen.

Der Ansturm in den heimischen Apotheken ist wegen Grippe und Erkältungskrankheiten derzeit groß, auch aufgrund von Infektionen mit dem Corona- und dem RS-Virus. Gerade in diesen Bereichen kommt es auch verstärkt zu Lieferproblemen bei Medikamenten. Aktuell seien knapp 500 Medikamente nicht oder nur eingeschränkt verfügbar, hieß es am Dienstag bei der Apothekerkammer Niederösterreich. Die Zahlen würden aber täglich schwanken, manchmal sogar stündlich. Betroffen sind hauptsächlich Grippe- und Erkältungsmedikamente sowie Antibiotika.

„Es ist ein flächendeckendes Problem und betrifft ganz Österreich, aber auch etwa die Bundesrepublik Deutschland. Dort sind zum Beispiel 600 Präparate nicht lieferbar“, sagte Heinz Haberfeld, Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich, im „Niederösterreich heute“-Gespräch. „Es ist ein europäisches Problem, mitunter sogar in manchen Fällen ein globales.“

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Es gebe Lieferengpässe, aber kaum Versorgungsengpässe, so Haberfeld im Gespräch mit Claudia Schubert

Nicht jede Apotheke sei gleich stark betroffen, weil die Lager unterschiedlich groß seien, aber das generelle Problem gebe es in allen Bundesländern. Vier Gründe nennt man dafür bei der Apothekerkammer: erstens Produktions- und zum Teil auch Qualitätsprobleme in Indien und China. Zweitens gebe es bei Arzneimitteln in Österreich ein niedriges Preisniveau, Produzenten würden daher andere Länder bevorzugen. Drittens kämpfe man mit Problemen auf den Transportwegen und viertens damit, dass aus Kostengründen Lager bewusst kleiner gehalten werden.

„95 Prozent der Probleme lösbar“

Trotz dieser Herausforderungen könne man 95 Prozent der Probleme in der Apotheke lösen, heißt es bei der Apothekerkammer. Wenn es keine Alternative, also kein Generikum, gibt, könne man sein Glück auch bei einer anderen Apotheke versuchen, abhängig von der Lagerkapazität der einzelnen Standorte. Andernfalls müsse man Kontakt mit dem Arzt oder der Ärztin aufnehmen, so Haberfellner: „Es hängt letztlich von der Erkrankung und auch vom Spektrum ab, welches Antibiotikum möglich ist. Es gibt Lieferengpässe, aber Gott sei Dank kaum Versorgungsengpässe.“

Allerdings wünscht man sich dort, dass es künftig leichter möglich ist, Ersatzpräparate abzugeben. Kurzfristig sei eine Lösung des Problems ansonsten schwierig, so Haberfeld: „Längerfristig ist zu hoffen, dass die Produktion wieder nach Europa zurückkehrt und die Lagerkapazitäten beim Großhandel und der Industrie ausgebaut werden.“