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Medikamentenmangel: „Lage wird sich verschärfen“

Etwa 500 Medikamente listet das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) aktuell als nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Die Situation werde sich wohl erst im Frühjahr entspannen, sagt der Präsident der Apothekerkammer.

„Leider nicht verfügbar“ – das ist seit Wochen für viele Kundinnen und Kunden in der Apotheke zu hören, etwa wenn sie Mittel gegen Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Cortisonpräparate oder auch Medikamente gegen die Grippe oder andere virale Infekte brauchen. In Summe sind etwa 500 Medikamente derzeit nicht oder nur eingeschränkt verfügbar, das zeigt der Blick auf die entsprechende Liste des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen.

„Es ist zu befürchten, dass sich die Situation in den nächsten Wochen noch verschärfen wird“, sagt Heinz Haberfeld, Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich im „NÖ-heute“-Interview. Denn der Höhepunkt der Grippewelle sei noch nicht erreicht, gleichzeitig sind noch Corona-, RS- und andere Viren im Umlauf. „Erst wenn die Infektionszahlen sinken und die Nachfrage nachlässt, wird sich die Situation zumindest für einige Medikamente entspannen.“

Gespräch mit NÖ Apothekerkammer-Präsident

Der Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich, Heinz Haberfeld, über die aktuellen Lieferprobleme bei Medikamenten. 95 Prozent der Probleme könne man lösen, sagt er.

In 95 von 100 Fällen könne Ersatz gefunden werden

Die gute Nachricht: Laut Apothekerkammer könne in rund 95 Prozent der Fälle noch in der Apotheke eine Lösung gefunden werden – etwa durch Abstimmung mit anderen Apotheken, eine Bestellung im Ausland, die Abgabe eines wirkstoffgleichen Medikaments oder durch individuelle Herstellung im apothekeneigenen Labor. „Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, den Konsumenten unter die Arme zu greifen. Wenn ein Mittel überhaupt nicht verfügbar ist, dann muss man versuchen, mit dem Arzt Kontakt aufzunehmen, um eine andere Medikation zu finden“, so Haberfeld.

Außerdem empfiehlt Haberfeld bei Medikamenten, die man laufend braucht, diese zumindest für einen Zeitraum von 14 Tagen zu Hause vorrätig zu haben, um kurzfristige Lieferengpässe auszugleichen.

Für viele kommt dieser Rat allerdings zu spät. Und auch die Apotheken haben oft nur beschränkte Möglichkeiten der Lagerung: Laut Haberfeld reichen die Vorräte in den öffentlichen Apotheken meist für drei bis vier Wochen. „Eine höhere Kapazität ist derzeit kaum vorstellbar, weil die Lagerkapazitäten nicht vorhanden sind“, so Haberfeld.