Filmpremiere Kino „Der Fuchs“
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Kultur

Ein Fuchs als Hauptdarsteller im Kino

Regisseur Adrian Goiginger erzählt in seinem neuen Film „Der Fuchs“ die Geschichte seines Urgroßvaters, der mitten im zweiten Weltkrieg die Liebe zu einem Fuchs und die Liebe zum Leben entdeckt. Am Freitag feierte der Film seine Niederösterreich-Premiere.

„Der Fuchs“ ist der ehrliche und richtige Titel für den neuesten Film des jungen Regisseurs Adrian Goiginger. Der Filmemacher verarbeitet darin erneut eine Episode aus seiner Familiengeschichte. Nachdem er mit seinem vielfach ausgezeichneten Film-Debüt „Die beste aller Welten“ ein Portrait seiner Mutter gezeichnet hat, wird nun eine wichtige Lebensphase seines Urgroßvaters zum Thema der Erzählung.

„Mein Urgroßvater ist als jüngstes Kind einer bitterarmen Bergbauernfamilie zu Zieheltern weggeben worden. Er durchlebte dort eine schlimme Kindheit und fand dann im Frankreich-Feldzug des Zweiten Weltkrieges einen verletzten jungen Fuchs und er konnte für dieses Tier der liebende Vater sein, den er sich für sich so gewünscht hätte. Es ist also eine gespiegelte Vater-Sohn-Geschichte. Deshalb steht der Fuchs für den Glauben an die Menschheit, die Liebe und den Glauben, dort wieder hinzufinden, also das Trauma zu überwinden, das er als Kind erlitten hat“, erläuterte Goiginger am Rande der Niederösterreich-Premiere im Cinema Paradiso in St. Pölten.

Die langwierige Arbeit mit dem Wildtier Fuchs

Er habe im Biologie-Unterricht schlecht aufgepasst, so Goiginger. Deshalb sei er überrascht gewesen, wie schwierig es ist, mit Füchsen, die vor der Kamera etwas Bestimmtes tun sollen, zu arbeiten. Ein Fuchs sei eben kein Hund, den man bekanntlich trainieren kann. Sie haben mit „Gewöhnen“ gearbeitet. Sie haben die Füchse jahrelang an die Schauspieler und Schauspielerinnen, an die Requisiten, wie den Wehrmachtsmantel oder das Beiwagen-Motorrad gewöhnt. Insgesamt kamen sechs Füchse zum Einsatz, vier Welpen und zwei ältere Tiere, die alle wohlbehalten beim Tiertrainer leben.

Filmpremiere von „Der Fuchs“

Der neue Film von Adrian Goiginger handelt von einem introvertierten Soldaten, der während des Zweiten Weltkriegs Freundschaft mit einem Fuchs schließt. Der Regisseur arbeitet dabei die Vergangenheit seines Urgroßvaters auf.

Es waren deshalb so viele Füchse am Set, weil die Tiere täglich unterschiedliche Stimmungen zeigten, mal waren sie verspielt, mal müde, mal abgelenkt. Um kein Tier zu überfordern, wurden deren Einsätze stark abgewechselt.

Simon Morzé, der Darsteller des Franz Streitbergers, war sich wohl bewusst, dass ein Tier ihm die Show stehlen kann. „Ja, das ist passiert, noch dazu bei einem Baby-Fuchs, da hast du keine Chance, aber das ist okay so“, gestand er verschmitzt lächelnd. „Durch die jahrelange Vorbereitung mit unserem Tiertrainer Herbert Pecher haben wir die Schwierigkeiten gemeistert. 2018 war ich zum ersten Mal in Kontakt mit den Füchsen. Es ist sehr viel und eine intensive Zeit vergangen bis zu den eigentlichen Dreharbeiten.“

Weltkrieg als Hintergrund einer berührenden Geschichte

„Ich sage immer, ich wollte nie eine Kriegsfilm damit machen, sondern einen Film über einen gebrochenen, jungen Menschen, der als Kind verlassen wird und der in sich die Kraft wiederfindet, sich auf andere Menschen einzulassen“, betonte Goiginger.

Filmpremiere Kino „Der Fuchs“
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Schauspieler Karl Markovics, Regisseur Adrian Goiginger und alle weiteren Beteiligten erhielten bei der Niederösterreich-Premiere viel Applaus

Karl Markovics spielt im Film die Rolle des Vaters von Franz. Er ist nicht nur Schauspieler sondern selbst Regisseur, er zeigte sich fasziniert vom Spannungsfeld der Handlung: „Der Film spielt in einer extremen Zeit und einer extremen Umgebung und erzählt eine einfache Geschichte, die durch diese extreme Zeit und diese extreme Umgebung ungeheure Kraft und Schub gewinnt.“

An den beiden Premierenabenden gab es in Baden als auch in Sankt Pölten lange anhaltenden Applaus, so lange wie schon lange nicht bei einer Erstaufführung, zeigte sich Alexander Syllaba, der Geschäftsführer des Cinema Paradisos, begeistert: „Ich bin ganz sicher, dass dieser Film ein bleibender Film werden wird. Ich finde Adrian Goiginger ist nicht nur eines der größten Talente des österreichischen Kinos, sondern europaweit. Von ihm werden wir noch viel hören.“ Schauspieler Simon Morzé ergänzte, dass das sein bisher schönstes Projekt gewesen sei.