Wirtschaft

Hebammen und Ausbildungsplätze fehlen

In St. Pölten hat das zehnte „ProMami“-Mütterstudio eröffnet, wo sich mehrere Hebammen zusammenschließen. Die Nachfrage nach Hebammen ist groß, wurde betont. Nicht alle Mütter können aber betreut werden, denn es fehlt an Kräften und Ausbildungsplätzen.

Pro Jahr werden in Niederösterreich mehr als 15.200 Kinder geboren. 70 Prozent der Geburten werden von Hebammen begleitet. Trotz der großen Nachfrage „erschüttert es mich immer wieder, dass Frauen gar nicht wissen, dass sie ein Recht auf Hebammenbetreuung haben“, so Beatrix Cmolik, Hebamme in Waidhofen an der Ybbs und Leiterin der Landesgeschäftsstelle des Österreichischen Hebammengremiums.

„In unserem Berufsgesetz steht, dass eine Hebamme zur Geburt und zur Pflege im Wochenbett beigezogen werden sollte. Das können wir gar nicht leisten, weil wir zu wenige sind", so Cmolik. Dabei wäre die Nachfrage am Hebammenberuf groß, das Problem liege anderswo. „Es gibt sehr viele Bewerberinnen. Wir haben auf einen Ausbildungsplatz 16 Bewerbungen“, so Cmolik, "es mangelt in Niederösterreich einfach an Ausbildungsplätzen“.

„ProMami“-Mütterstudio in St. Pölten
ORF/Kawus Nikou
Standesvertreterin Beatrix Cmolik gemeinsam mit einer Schwangeren

Mehrere Hebammen schlossen sich im Verein „ProMami“ zusammen, der vom Land gefördert wird. An mittlerweile zehn Standorten betreibt der Verein Hebammenzentren, zuletzt wurde jenes in St. Pölten eröffnet. Primäres Ziel sei es, Schwangere über die Geburt hinaus bis zum ersten Lebensjahr des Babys zu begleiten. Auch Weiterbildung und Vernetzung mit der Kollegenschaft strebt „ProMami“ an.

Lücken im Versorgungsnetz

Aktuell gibt es in Niederösterreich 458 Hebammen. Mit den „ProMami“- Hebammenberatungsstellen in St. Pölten, Hollabrunn, Mistelbach, Waidhofen an der Thaya, St. Valentin (Bezirk Amstetten), Amstetten, Waidhofen an der Ybbs, Krems, Purgstall (Bezirk Scheibbs) und Gablitz (Bezirk St. Pölten) werden weite Teile des Landes betreut. Es gibt allerdings Lücken im Versorgungsnetz: Im Industrieviertel fehlt dieses Angebot.

„ProMami“-Mütterstudio in St. Pölten
ORF/Kawus Nikou
Leiterin Hanna Leutner (r.) bei der Eröffnung des neuen „ProMami“-Standorts in St. Pölten

Die Bedeutung der Hebammen im Gesundheitsbereich beschreibt die Leiterin des neuen „ProMami“ Standortes in St. Pölten, Hanna Leutner, so: „Wir sind medizinisches Fachpersonal und empathische Begleiter von Frauen." Es gehe darum, Frauen in dieser wichtigen Phase ihres Lebens zu stützen „und im Schulterschluss Seite an Seite mit den Müttern zu stehen“.

Die Ausbildung zur Hebamme ist laut Hebammengremium bundesweit an acht Standorten möglich. In Niederösterreich kann sie an der Fachhochschule Krems absolviert werden. Bewerbungsende für den Hebammen-Bachelor-Studiengang im Wintersemester ist Mitte März 2023.