Wakatt-Aufführung
Sophie Garcia/Hans Lucas
Sophie Garcia/Hans Lucas
Kultur

Intensiv-Gastspiel des Faso Danse Theatre

Ein besonderes Gastspiel im Bereich des Tanzes war am Samstagabend im Festspielhaus St. Pölten zu sehen. „Wakatt“ von Coulibaly konfrontiert Ängste und Brutalität mit Aufbegehren und Hoffnung.

„Brutal, energiereich, erotisch und schön“: So hatte das Festspielhaus St. Pölten das Gastspiel des Faso Danse Theatre am Samstagabend angekündigt. „Wakatt“ (bedeutet „Unsere Zeit“) von Serge Aimé Coulibaly ist jedenfalls ein intensives, teilweise verstörendes, manchmal anstrengendes Stück, in dem es um Angst, Aggression und Aufbegehren geht.

Nicht nur die Szenerie lässt allerlei Assoziationsmöglichkeiten offen. Ein sich allmählich verdunkelnder Halbkreis bildet den Hintergrund des dichten Geschehens. Ein goldener Berg türmt sich am rechten Bühnenrand. Der Boden ist mit schwarzem Mulch bedeckt, den die Agierenden immerzu aufwirbeln, was den Eindruck permanenten Ascheregens erweckt. Aus diesem Mulchboden schält sich ein Körper, über dessen Kopf ein Plastiksack gestülpt ist, zunächst unbemerkt vom statischen Ensemble. Bald kippt die anfängliche Ruhe, und ein scheinbar chaotisches Durcheinander hebt an, in dem Wut, Gewalt und Kampf ausbrechen, jede/r gegen jede/n, selbst aufkeimende Vertrautheit schlägt in Sekundenschnelle um in bedrohliche Ablehnung und Verstoßung.

Wakatt-Aufführung
Sophie Garcia/Hans Lucas

Wesentlichen Anteil an der zeitweise recht wüst wirkenden, dennoch komplexen Atmosphäre des Abends hat die brillante, mitunter zu (laut)starke Live-Musik, bestritten vom virtuosen Jazz-Flötisten Magic Malik gemeinsam mit Schlagzeuger Maxime Zampieri und Jean-Luc Lehr am Bass. Sie verstärkt die apokalyptische Stimmung, nimmt manchmal sehr viel Raum ein, sorgt aber zwischendurch auch für Phasen des Innehaltens, der Hoffnung und der Trauer.

Projekt der neuen St. Pöltner Leiterin

„Wakatt“ ist im September 2020 im tanzhaus nrw Düsseldorf zur Uraufführung gelangt, unter der damaligen künstlerischen Leitung von Bettina Masuch, nunmehr Leiterin des Festspielhauses St. Pölten, wo nun die österreichische Erstaufführung stattfand.

Tanz als soziales Engagement und kulturelle Schnittstelle zwischen Afrika und Europa sind Coulibalys zentrale Anliegen. Die stürmische Vehemenz seiner Tanzsprache, das tobende Tollen, Vibrieren und Hampeln der Körper, die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten in Slapstick-Geschwindigkeit: all das ist bewundernswert und eindrucksvoll, zugleich aber auch irritierend und ermüdend. Wie eben das Leben so spielt in unserer Zeit.