Szene aus „Parzival“
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Kultur

Junges Theater: Parzival in Skaterrüstung

Regisseur Jonathan Heidorn hat im Auftrag des Landestheaters den Parzival-Stoff in ein Stück für junges und jung gebliebenes Publikum gegossen. Die Bearbeitung greift heutige Bezüge auf, wie Skater-Schutzkleidung oder E-Gitarrenklänge, mit Witz, ohne anzubiedern.

Immer wieder fällt der junge Parzival auf die Schnauze und handelt sich Kritik von den „edlen“ Rittern ein. „Ich wollte halt nur was Richtiges machen, was halt Ritter so tun, keine Ahnung, vielleicht habe ich auch nur gehofft, dass sich das halt so herumspricht und Artus das dann mitkriegt und mich dann aufnimmt in seiner Tafelrunde und ich mir den Gral suchen kann, aber jetzt komm’ ich mir echt dumm vor“, ärgerte er Parzival im Stück. Gespielt wird er hervorragend von der jungen Darstellerin Caroline Baas.

„Parzival erlebt bei uns eine sehr spannende Heldenreise, die vieles beinhaltet: den Verlust, die Neugier, die Momente des Hinfallens und wieder Aufstehens, des Taumelns und des Stolperns. Es ist keine Reise eines tumben Tors, wie bei Wolfram von Eschenbach, er ist bei uns nicht so blöd wie im Original. Wir zeigen den wachsenden Horizont eines neugierigen und klugen Heranwachsenden“, erläuterte Regisseur und Autor Jonathan Heidorn am Rande der Premiere in der Bühne im Hof in Sankt Pölten.

Das Spiel mit der Sprache

In „Parzival“ werden Verse des Originals zitiert

Reduziertes Bühnenbild mit E-Gitarre, Nebel und Videos

Keck spielt das Team mit kleinen Fetzen aus den 25.000 paarweise gereimte Versen in mittelhochdeutscher Sprache. „Warum fängst du jetzt damit an?“ fragt ein verdutzter Parzival. „Weil es so episch ist“, antwortet der Krieger.

Vor rund 800 Jahren war Parzival ein Bestseller – würde man heute sagen, ein gewaltiges Epos in 16 Büchern. Und was damals als spannender Stoff funktioniert hat, warum sollte das heute nicht auch gehen, dachte sich der junge Regisseur Heidorn.

Die vier Darstellenden, Caroline Baas, Lennart Preining, Julian Tzschentke und Alice Peterhans spielen nuanciert 20 verschiedene Figuren. Die Geschlechter der Figuren spielen dabei keine Rolle. Das Bühnenbild ist raffiniert reduziert auf Zeltplanen, die Schlachtplatz, Turnier oder Wald suggerieren. Schauspielerin Alice Peterhans begleitet die leisen wie die lauten Szenen gekonnt auf ihrer E-Gitarre.

Auftritt der Hexe Kundri

Kundris Auftritt wird als Show mit Bühnennebel inszeniert

Verdichtung, die das Publikum packt

„Genial, wie man in 70 Minuten diesen komplexen, schwierigen Stoff so vermitteln kann, dass er für junge Menschen ansprechend ist. Mir hat die Inszenierung sehr gut gefallen“, schwärmte Monika Dörfler-Wetchy nach der Vorstellung. Sie ist Deutschlehrerin am Franzisko Josephinum in Wieselburg (Bezirk Scheibbs) und saß mit einer ihrer Klassen in der Vorstellung. „Wir haben im Unterricht den Stoff vorbereitet, dass die Jugendlichen wissen, was der Gral ist, was einen Ritter ausmacht oder welche Werte Parzival vertritt“, ergänzte sie.

Die Zeit sei schnell vergangen, die Inszenierung war sehr kurzweilig und spannend, so lautete die Kritik der mitgekommenen Schüler und Schülerinnen. Eine Jugendliche sei zur Erkenntnis gekommen, „dass Theater doch gar nicht so blöd ist, mal schauen“. Das Stück hat also Potenzial, neues junges Publikum für das Theater zu interessieren. Das Landestheater hat in der Bühne im Hof weitere Vormittagsvorstellungen für Schulklassen angesetzt.