Kinder und Jugendhilfe
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CHRONIK

Hohe Dunkelziffer bei Kindesmissbrauch

Kinderschutzzentren berichten über eine gestiegene Anzahl der Anfragen. Unter anderem der Fall Teichtmeister sorgte für hohes öffentliches Interesse. Die Anzahl jener Fälle, die nie bekannt werden, sei allerdings vor allem bei Onlinekindesmissbrauch hoch.

Seit einem Jahr beobachte man generell einen immer stärker werdenden Anstieg der Anfragen. Fragen rund um das Thema Kinderschutz habe man aber vor allem seit Beginn dieses Jahres viele erhalten, berichtet Hedwig Wölfl, Leiterin der Kinderschutzorganisation die möwe. Durch öffentlich diskutierte Fälle werde mehr Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt – zuletzt etwa durch den Fall Teichtmeister rund um Onlinekindesmissbrauch.

„Solchen öffentlich gewordenen Einzelfällen steht allerdings eine riesige Anzahl an nicht bekannten Fällen, also eine wirklich hohe Dunkelziffer, gegenüber“, so Wölfl. Diese Dunkelziffer sei im Bereich Onlinekindesmissbrauch, aber auch bei körperlicher Gewalt besonders hoch. „Viele Kinder trauen sich nicht, sich an jemanden zu wenden. Etwa, weil das Abhängigkeitsverhältnis zum Täter oder zur Täterin zu groß ist“, so Wölfl. Aber auch bei Übergriffen an Jugendlichen, die im Zusammenhang mit Drogen oder den sozialen Netzwerken stehen, sei die Dunkelziffer hoch.

So früh wie möglich altersgerecht aufklären

Zwar keine gestiegene Nachfrage in den letzten Wochen, dafür einen generellen Trend der letzten Jahre sieht das Kinderschutzzentrum Kidsnest: etwa bei der gerichtlichen Begleitung von Missbrauchs- und Misshandlungsfällen bei Kindern. Diese begleiteten Anzeigen bei physischer, psychischer und sexueller Gewalt hätten sich im Zeitraum von 2017 bis 2021 im Vergleich zu den vorhergehenden fünf Jahren fast verdoppelt, so Thomas Graf, Leiter von Kidsnest im Waldviertel. Die Zahl stieg von rund 170 begleiteter Personen auf rund 330.

Um das Risiko für physische, psychische und sexuelle Gewalt an Kindern zu verringern, sei es prinzipiell wichtig, mit Kindern so früh wie möglich altersgerecht über die Thematik zu sprechen, so Wölfl. „Es hilft, wenn Kinder ihre Gefühle benennen können und darüber aufgeklärt sind, welche Berührungen nicht in Ordnung sind.“ Der Schritt, sich bei einer Vertrauensperson Hilfe zu holen und sich in weiterer Folge an ein professionelles Kinderschutzzentrum zu wenden, ist so leichter möglich.