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Nur jeder vierte Energieanbieter „überlebte“

Die Zahl der Unternehmen, die Tarife für Strom oder Gas anbieten, hat sich in Niederösterreich massiv verringert. Das habe laut E-Control kurzfristig Auswirkungen auf den Wettbewerb. Bis Sommer sollen die Preise für Strom und Gas aber wieder sinken.

Im März 2020 gab es in Niederösterreich 53 Strom- und 36 Gasanbieter. Zahlreiche weitere haben in der Zwischenzeit den Markt verlassen. Heute bieten nur noch 13 Unternehmen Strom- und zehn Unternehmen Gastarife an. Nur etwa jeder vierte Anbieter konnte sich also auf dem Markt halten.

Schuld seien laut der Energieregulierungsbehörde E-Control die Verwerfungen auf dem Energiemarkt, also die hohen Preissteigerungen beim Gaseinkauf, bedingt vor allem durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die allgemeine Teuerung. Zahlreiche Unternehmen hätten sich etwa auf ihr Kernversorgungsgebiet, zum Beispiel das eigene Bundesland, fokussiert, erklärt E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Andere hätten sich aus Teilbereichen zurückgezogen und ihr Angebot stark reduziert, um weiter rentabel wirtschaften zu können.

Wettbewerb drückt Preise

„Das heißt, die Angebotsvielfalt, die wir noch vor zwei Jahren hatten, mit 120 bis 150 Angeboten, die hat sich massiv reduziert“, so Urbantschitsch. Derzeit gäbe es in Niederösterreich nur noch 46 verschiedene Gas- und 50 Stromtarife. „Der geringere Wettbewerb ist natürlich schon ein Problem, denn mehr Wettbewerb bringt bessere Preise und bringt auch bessere Servicequalität.“

Profitiert hätten davon die großen, angestammten Energieversorger in den Ländern, die die gekündigten Kundinnen und Kunden übernehmen konnten, so Urbantschitsch: „Ich denke aber, dass sich hier das Blatt wieder relativ zügig wenden kann. In dem Augenblick, ab dem es nämlich attraktive alternative Angebote gibt, kommt der Wettbewerb wieder in Gang und damit wird sich das Marktverhalten wieder ändern.“

Günstigere Preise bis spätestens Sommer erwartet

Die ersten Anzeichen zugunsten dieser Trendwende seien bereits absehbar, so Urbantschitsch. Der Gaspreis sei im Großhandel wieder unter das Niveau des Vorjahres gesunken. Für Energieanbieter werde es so wieder einfacher, eine breitere Produktpalette bzw. ein überregionales Angebot aufzustellen.

Neukundinnen und -kunden würden die günstigeren Preise bereits merken. Bei einem Energieanbieterwechsel gäbe es nun wieder attraktive Angebote, so der E-Control-Vorstand. Er rät, die Tarife mithilfe des E-Control Tarifkalkulators zu vergleichen, etwa wenn eine Fixpreisgarantie ausläuft. Denn häufig sei das Nachfolgeangebot des angestammten Energieanbieters nicht das günstigste.

Mit einer gewissen Verzögerung werden sich die gesunkenen Großhandelspreise auch auf die Bestandskunden niederschlagen. Diese Kundinnen und Kunden könnten im zweiten Quartal, also gegen Sommer, erstmals mit günstigeren Tarifen rechnen, so Urbantschitsch. Er prognostiziert, dass in weiterer Folge weitere Energieanbieter wieder auf den niederösterreichischen Markt zurückdrängen, was die Wettbewerbssituation weiter stärken würde.

E-Control: Heftige Kritik wegen schlechtem Kundenservice

Kritik hagelt es von der E-Control für die Energieanbieter-Branche beim Kundenservice. „Vielfach ist es so, dass die Kundinnen und Kunden darauf warten, dass sie eine Antwort bekommen, dass sie bei der Hotline nicht durchkommen, oder dass Schreiben, die versendet werden, nicht verständlich sind“, kritisiert Urbantschitsch.

Man habe daher ein Zehn-Punkte-Papier mit Forderungen zugunsten der Konsumentinnen und Konsumenten an die Versorger übergeben. Dieses solle die Firmen angesichts gravierender Mängel in der Kundenkommunikation „wachrütteln“. Angesprochen dürfen sich alle Unternehmen in Niederösterreich und bundesweit fühlen, so Urbantschitsch – mehr dazu in E-Control: Energielieferanten sollen Kunden besser schützen (help.ORF.at; 3.2.2023).