Wieser beim Eishockeytraining in St. Pölten
ORF/Nina Pöchhacker
ORF/Nina Pöchhacker
„Menschen im Blickpunkt“

Talentiert am Eis und am Schlagwerk

Benedikt Wieser besucht eine Eishockey-Akademie und ist mit 16 Jahren im Vorstudium für Schlaginstrumente an der Musikuni Wien – eine außergewöhnliche Kombination. Der Grafenwörther will zeigen, dass musikalische und sportliche Begabungen vereinbar sind.

Benedikt Wieser führt nicht das Leben eines durchschnittlichen Jugendlichen: Um 5.30 Uhr läutet der Wecker, eineinhalb Stunden später steht er in Trainingsmontur in der Eishalle St. Pölten, es folgen sechs bis sieben Stunden Schule und um 18.00 Uhr steht er entweder in Grafenwörth (Bezirk Tulln) oder in der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien vor seinen Schlaginstrumenten.

„Ich könnte nicht zwei Stunden sitzen und Schlagwerk üben, wenn ich mich nicht davor körperlich auspowere, und ich könnte mich nicht körperlich auspowern, wenn ich nicht diesen Ruhepol mit dem Schlagwerk hätte. Ich brauche das für mich und das funktioniert sehr fein so“, sagt der 16-Jährige aus Grafenwörth. Die Motivation sei immer unterschiedlich: „Es gibt Tage, da freut mich das eine mehr als das andere, oder Tage mit gar keiner Motivation, aber da kämpft man sich durch.“

16-Jähriger liebt Eishockey und Schlagwerk

Der 16-jährige Benedikt Wieser fühlt sich sowohl am Eis, als auch am Schlagwerk mehr als wohl. Der Grafenwörther besucht ein Eishockey-Akademie und wird als Hochbegabter an der Universität für Musik in Wien unterrichtet.

Mit dem Eishockeyschläger

In beiden Bereichen stehen die Chancen für ein professionelles Ausüben gut. In der Eishockey-Nationalmannschaft spielt er in der U16-Auswahl. Mit 13 war er Teil der Österreich-Auswahl bei einem Nachwuchsturnier in Kanada: „Nationalmannschaft ist schon was Feines, aber wenn ich einen Augenblick rausnehmen würde, wäre es der Turniersieg in Quebec in Kanada, das war echt fein.“

An der Okanagan Eishockey-Akademie in St. Pölten wird Wieser ausgebildet, gemeinsam mit Schülern aus Italien, Großbritannien, Südkorea oder der Schweiz. Die Schüler trainieren mehrmals pro Woche, am Wochenende stehen Spiele gegen andere Akademien und Vereine an. Kombiniert ist die Ausbildung mit einem Oberstufengymnasium. Ein paar Absolventen haben es in die Eishockey-Profiligen der Schweiz, Deutschlands und Österreichs geschafft.

Österreich-Auswahl beim Eishockeyturnier in Kanada 2019/2020
Wieser
Benedikt Wieser mit dem Siegerpokal in Quebec vor drei Jahren

Mit den Musikschlägeln

Diesen Weg kann sich Wieser gut vorstellen, es könnte aber auch die Musik werden: Im Alter von fünf Jahren begann er mit dem Schlagwerk-Unterricht in der Musikschule Wagram (Bezirk Tulln). Seit damals unterrichtet ihn Peter Vorhauer-Krenn: „Gemerkt hat man das Talent eigentlich ab der ersten Stunde. Beni war immer sehr wissbegierig, interessiert und fokussiert.“

Und er lernt schnell: Noten könne er nach ein- bis zweimal lesen auswendig. „Die meisten Marimbanummern sind schnell auswendig gelernt. Man merkt sich die Reihenfolge der Schläge und die Handbewegungen“, sagt Wieser. Zusätzlich ist der 16-Jährige noch an der Musikuni in einem Vorstudium für Schlaginstrumente. Derzeit übt er am Marimba- und am Vibraphon für einen bundesweiten Wettbewerb, 16 Minuten werden auswendig gespielt. Mit einem Freund gemeinsam gewann er erst kürzlich einen anderen Bundeswettbewerb des Österreichischen Blasmusikverbandes.

Fotostrecke mit 2 Bildern

Benedikt Wieser am Marimbaphon
ORF/Nina Pöchhacker
An der Marimba im Musikunterricht in Grafenwörth
Benedikt Wieser am Marimbaphon
ORF/Nina Pöchhacker
Geübt wird vor Wettbewerben dreimal pro Woche

Musik und Sport ergänzt sich

Mit Talent und Terminen kommt auch der Verzicht: So war der Aufnahmetest an der Musikuni heuer etwa an seinem Geburtstag. Freizeit beginnt an manchen Tagen erst spät am Abend nach der Musikstunde oder dem Hockeytraining. Das Gefühl, etwas in seiner Jugend zu verpassen, hat Wieser aber nicht: „Am Wochenende bin ich ja mit dem Hockey-Team unterwegs, da gehen wir fort, sind unterwegs. Ich bin immer bei meinen Freunden, das passt eigentlich.“

Eishockey oder Schlagwerk zu reduzieren oder gar auf eines zu verzichten, falls sich eine große berufliche Chance auftut – das ist derzeit unvorstellbar. Die Bereiche würden voneinander profitieren: „Man nimmt natürlich Fähigkeiten von beiden Seiten mit. Fokus zum Beispiel oder wie man Ziele erreicht.“ Und dann wäre da ja auch noch Schule, da hört sich das Leben dann wieder durchschnittlich an: „Schule geht so. Zurzeit lerne ich lieber Noten als Spanisch-Vokabel.“