soziales

Gewalt an Frauen: Arbeit als Ausweg

Die Beratungsstelle „Perspektive:Arbeit“ unterstützt Frauen, die von Gewalt betroffen sind, bei der Jobsuche. 2022 haben 84 Frauen dieses Angebot in Anspruch genommen, elf Mal wurde eine Arbeitsstelle vermittelt. noe.ORF.at hat mit einer Betroffenen gesprochen.

NÖ Frauentelefon:

Das NÖ Frauentelefon bietet unter 0800/800 810 kostenlose und anonyme Beratung: jeweils montags, mittwochs und freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr.

Frauenhelpline:

Frauen, die Schutz oder Beratung suchen, können sich rund um die Uhr auch an die Frauenhelpline wenden: 0800/222 555 – kostenlos und anonym aus ganz Österreich.

Frauenhäuser und Beratung:

Eine Übersicht über Gewaltschutzzentren, Frauenhäuser und Beratungsstellen in NÖ finden Sie hier

Julia Mayers Haltung ist aufrecht und selbstbewusst, ihre Stimme stark und klar. Auch dann, wenn sie von ihrem gewalttätigen Ex-Partner erzählt: wie er sie bedrohte, verfolgte und nötigte. „Ich dachte nicht, dass ich jemals in so eine Lage komme“, sagt sie im Gespräch mit noe.ORF.at. Zu ihrem Schutz wurde ihr Name von der Redaktion geändert.

Ob ein Mensch, der häusliche Gewalt erfahren hat, als Opfer bezeichnet werden soll, ist strittig – selbst dann, wenn der Täter gerichtlich verurteilt wurde. Julia Mayer wollte jedenfalls keines sein und hat sich Hilfe geholt – bei ihrer Familie, bei einer Anwältin, bei der Polizei und bei der Beratungsstelle „Perspektive:Arbeit“. Denn weil sie beim selben Unternehmen angestellt war wie ihr gewalttätiger Expartner, wollte bzw. musste sie sich einen anderen Job suchen.

Seit einem Jahr können sich alle Niederösterreicherinnen, die von Gewalt betroffen sind, an die Beratungsstelle „Perspektive:Arbeit“ wenden. Die Idee dahinter: Wer finanziell unabhängig ist, kann sich leichter aus einer Gewaltsituation befreien oder gerät erst gar nicht in die Abhängigkeit von einem gewalttätigen Partner. 2022 haben Sozialarbeiterinnen des Gewaltschutzzentrums im Rahmen von „Perspektive:Arbeit“ 84 Niederösterreicherinnen beraten und elf Betroffenen eine Arbeit vermitteln.

Sandra Kern und Michaela Egger
ORF
Sandra Kern, neue stv. Geschäftsführerin des AMS NÖ mit der Leiterin des Gewaltschutzzentrums NÖ, Michaela Egger, bei einem Pressegespräch in Wien

AMS-Mitarbeiterinnen für das Thema sensibilisiert

Finanziert wird das Projekt vom AMS Niederösterreich mit jährlich 180.000 Euro. „Es geht uns auch darum, vor Ort in den regionalen Geschäftsstellen das Thema auch präsent machen. Sowohl für Frauen als auch für Männer muss man zeigen, dass das Thema Gewalt in der Familie eines ist, das man ansprechen kann“, sagt Sandra Kern, stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Niederösterreich. Daher seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AMS auch für das Thema sensibilisiert.

„Wir wollen wieder die eigenen Stärken dieser betroffenen Frauen wecken und helfen, diesen sehr steinigen Weg in den Arbeitsmarkt wieder zurückzufinden bzw. erstmals zu gehen“, sagt Michaela Egger, Leiterin des Gewaltschutzzentrums Niederösterreich. Im Fall von Julia Mayer scheint das gelungen zu sein. Anderen betroffenen Frauen rät sie: „Schaut, dass ihr so schnell wie möglich herauskommt aus der Situation. Wendet euch an andere Leute, auch wenn es Überwindung kostet!“