Chronik

Betrügerring brachte Firmen um Millionen

21 Personen wird vorgeworfen, in großem Stil Frächter und Finanzdienstleister aus ganz Europa betrogen zu haben. Die Schadenssumme wurde auf drei Millionen Euro beziffert, operiert hat der Betrügerring unter anderem von Vösendorf (Bezirk Mödling) aus.

Drei verschiedene Betrugsmaschen konnte die Landespolizeidirektion Niederösterreich in den vergangenen beiden Jahren aufspüren. Ein Betrügerring von 21 Personen soll zwischen Jänner 2020 und Ende Jänner 2023 Frachtunternehmen und Banken im Millionenbereich geschädigt haben.

Die Tätergruppe soll dabei zum einen Transportaufträge vermittelt, diese aber nie bezahlt haben. Dies gelang mit Hilfe eines Netzwerks an selbst gegründeten oder aufgekauften Firmen. Über eine Transportbörse seien Transportaufträge angenommen und an Subunternehmer weitervermittelt worden. Diese hätten die Transporte auch durchgeführt, nur bezahlt wurden sie dafür nie, so Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner gegenüber noe.ORF.at.

Aufgeflogen sei der Betrug deshalb nicht sofort, weil in der Transportbranche ein Zahlungsziel von 60 Tagen üblich ist, so Schwaigerlehner. Die geschädigten Frächter traf so ein Schaden von 900.000 Euro.

1,9 Millionen Euro Schaden durch Scheinrechnungen

Ab September 2020 dürften darüber hinaus auch sogenannte Factoringunternehmen bzw. -banken finanziell betrogen worden sein. Factoring-Unternehmen vergeben kurzfristig Zwischenfinanzierungen an Unternehmen, etwa wenn kurzfristig Geld zum Bezahlen von Rechnungen benötigt wird.

Der Betrügerring nahm diese Dienste in Anspruch und reichte über die von ihnen gesteuerten Scheinfirmen Scheinrechnungen bei den Finanzdienstleistern ein. So entstanden den betroffenen Dienstleistern 1,9 Millionen Euro an Schaden.

Waren über Scheinfirmen bestellt und nicht bezahlt

Die dritte Betrugsmasche betraf Waren, die die Betrüger über ihre Scheinfirmen bestellten, aber nie bezahlten. Dabei soll es sich vor allem um Lebensmittel in großem Umfang gehandelt haben. Schwaigerlehner geht davon aus, dass diese Masche nur ein „Zubrot“ zu den beiden Hauptdelikten gewesen sei. Durch den Warenbetrug entstand ein Schaden von insgesamt ca. 200.000 Euro.

Bei den 21 ausgeforschten Personen soll es sich um Mitglieder einer bosnisch-österreichischen Tätergruppe im Alter von 25 bis 65 Jahren – 20 Männer und eine Frau – handeln. Die Personen waren teilweise geständig. Wie viele Unternehmen geschädigt worden sind, sei noch nicht klar, so Schwaigerlehner, da viele Firmen mehrfach auf die Tätergruppe hereingefallen waren. Betroffen seien vor allem Firmen im zentraleuropäischen Raum, heißt es.

20 Beschuldigte wurden angezeigt. Ein 32-jähriger Wiener – er dürfte einer der Initiatoren des illegalen Projekts sein – wurde am 17. Oktober 2022 in der Bundeshauptstadt festgenommen und auf Anordnung der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert. Die Büroräumlichkeiten, von denen aus die Aktionen gesteuert worden waren, befinden sich in Vösendorf und Wien, dort konnten auch belastende Unterlagen sicher gestellt werden.