Polizisten bei Verkehrskontrolle
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Chronik

Polizei stoppt immer mehr Drogenlenker

Die Zahl der Führerscheinabnahmen in Niederösterreich wegen Fahrens unter Drogeneinfluss steigt. Im Vorjahr sind laut Zahlen, die die Bezirkshauptmannschaft Melk erhoben hat, landesweit mehr als 1.300 Führerscheine entzogen worden.

Die Zahl der Führerscheinabnahmen wegen Alkohols am Steuer sank zumindest in den Coronajahren 2020 und 2021, bei den Drogenlenkern zeigt sich ein anderes Bild: Von 2019 auf 2022 stiegen die Abnahmen um 40 Prozent auf 1.309.

Es werde verstärkt kontrolliert, sagt Willy Konrath, Leiter der Verkehrsabteilung der Polizei in Niederösterreich. Durchgeführt werden diese Kontrollen von speziell ausgebildeten Beamten, die dementsprechend mit Vortestgeräten ausgestattet sind.

Grafik Drogenlenker
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Die Zahl der Führerscheinabnahmen wegen Drogenkonsums steigt stetig

Den klassischen Drogenlenker gebe es nicht, sagen die Beamten. Es gehe „quer durch die Berufssparten, vom Handwerker bis zum Topmanager“. Bei den Verkehrskontrollen würden die Polizistinnen und Polizisten auf auffällige Merkmale, etwa die Reaktion der Pupillen, achten und mit einem Speichelabstrich einen Schnelltest durchführen. Zeige dieser einen Hinweis auf Drogenkonsum an, werde der Verkehrsteilnehmer zu einem Arzt oder einer Ärztin gebracht. Ein Pool an Medizinern arbeitet dazu in Niederösterreich mit der Polizei zusammen.

Kein Risikobewusstsein, kaum Einsicht

Bei den erwischten Lenkern, die zur klinischen Untersuchung und zur Blutabnahme kommen, gebe es kaum ein Bewusstsein für das Risiko, erzählt eine Ärztin, die anonym bleiben möchte. Die Drogen würden den gesamten Körper beeinträchtigen, sagt die Medizinerin, es gebe vor allem eine sedierende Wirkung, Einschränkungen in der Wahrnehmung, der Urteilsfähigkeit und der Konzentration.

Wird die klinische Untersuchung oder die Blutabnahme abgelehnt, ist der Führerschein mindestens ein halbes Jahr weg. Bei einem positiven Test ist es mindestens ein Monat, dazu kommt eine Geldstrafe. Unterschiede nach Art der Drogen oder Grad der Beeinträchtigung sieht das Gesetz nicht vor.

Vortestgerät für Drogenkontrolle
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Die speziell ausgebildeten Beamten testen den Speichel der Lenkerinnen und Lenker auf Drogen

Extremfälle: Lenker „völlig zugedröhnt“

Bei den Kontrollen sind den Polizisten auch bereits extreme Fälle untergekommen. So sei ein Lenker durch das Fenster aus dem Auto gekrochen, weil er „völlig desorientiert und zugedröhnt“ gewesen sei, sagt Willy Konrath, der Leiter der Verkehrsabteilung der Polizei in NÖ. Die Kontrollen werde man weiter ausbauen – und im Sinne der Verkehrssicherheit auch verstärkt auf Prävention setzen.