Fahrzeuge und Einsatzkräfte der Polizei anlässlich einer Veranstaltung in der Wiener Innenstadt (24.2.2023)
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com
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Chronik

Kriminalität etwa auf Vor-Pandemie-Niveau

2022 gab es wieder annähernd so viele Anzeigen wie vor der Pandemie. Zugenommen haben laut Polizei Internet-, Eigentums- und Gewaltdelikte, Vergehen wegen Suchtmittel gingen zurück. Insgesamt ist die Aufklärungsquote leicht gesunken.

Die Fälle nahmen 2022 im Vergleich zum Jahr davor um 15,9 Prozent auf 68.698 zu. Der Wert lag knapp unter dem Jahr 2019 mit 68.996 Anzeigen. Den Rückgang der Aufklärungsquote um 2,9 Prozentpunkte auf 53,6 Prozent führe man auf die steigende Cyber- und Wirtschaftskriminalität zurück, sagte Landespolizeidirektor Franz Popp am Montag in einer Pressekonferenz.

Grafische Darstellung der gestiegenen Kriminalität
ORF

In Zusammenhang mit Internetkriminalität stiegen die Anzeigen im Jahresvergleich um 26,9 Prozent auf 8.302. Seit 2013 haben sich die Delikte in diesem Bereich laut Landeskriminalamt-Leiter Stefan Pfandler fast verfünffacht: Hier hätten auch die Pandemiejahre keinen Rückgang gebracht, sondern einen starken Anstieg ausgelöst. Täter im Internet würden immer „kreativer“ werden, hieß es.

Ein überdurchschnittliche Steigerung gab es bei Cybercrime – etwa bei Hackerangriffen – mit plus 38,5 Prozent auf 1.878 Delikte, bei Internetbetrug und Wirtschaftskriminalität wurde jeweils ein Anstieg um 24,3 Prozent auf 4.866 bzw. 13.791 Fälle verzeichnet. Weil Täter mitunter im Ausland sitzen, sei die Aufklärung dieser Delikte laut Polizei oft schwierig. Schwierig sei es auch „Schritt zu halten“, so Popp. Man bemühe sich vor allem, die Bevölkerung über aktuelle Vorkommnisse zu informieren.

Grafische Darstellung der gestiegenen Internetkriminalität
ORF

Wieder mehr Laden- und Taschendiebstähle

In der Eigentumskriminalität wurde eine Zunahme um rund 29 Prozent auf 19.056 Anzeigen verzeichnet. Hauptverantwortlich dafür war laut Popp ein „enormer Anstieg“ bei Laden- und Taschendiebstählen, die in den Vorjahren wegen CoV-Maßnahmen und Lockdowns gesunken waren. Der Wert liege aber unter dem Jahr 2019.

Bei den Einbrüchen in Wohnungen und Wohnhäuser zeigt der Trend seit 2014 mit Ausnahme von 2021 nach unten. Zudem sei es oft beim Versuch geblieben, weil Täter gestört wurden oder weil Maßnahmen wie Sicherheitstüren oder Alarmanlagen gegriffen haben, erklärte Landespolizeidirektor-Stellvertreter Manfred Aichberger in der Pressekonferenz in St. Pölten.

Fast 10.000 Gewaltdelikte angezeigt

In puncto Gewaltdelikte gab es 9.845 Anzeigen. Das sind 17,6 Prozent mehr als im Vorjahr und auch mehr als 2019. Besonders hoch war die Zunahme bei angezeigten Erpressungsfällen im Internet mit mehr als 85 Prozent Plus auf über 600. Dazu zählt etwa Sextortion, also die Drohung mit der Veröffentlichung von freizügigen Bildern oder Nacktfotos bzw. Videos des Opfers.

Bei den Delikten in der Privatsphäre wurde ein leichter Rückgang registriert, bei Betretungs- und Annäherungsverboten gab es hingegen laut dem Landespolizeidirektor-Stellvertreter einen Anstieg. Laut Landespolizeidirektor Franz Popp bemühe man sich gemeinsam mit vielen anderen Steakholdern seit Jahren, Gewalt schon im Vorfeld zu verhindern. Die ausgesprochenen Betretungs- und Annährungsverbote würden das auch zeigen.

Grafische Darstellung der gestiegenen Gewaltkriminalität
ORF

Anzeigen bei Vergewaltigung stark gestiegen

Bei Raubdelikten wurde ein Plus um knapp 26 Prozent auf 176 Fälle, aber laut Polizei auch eine höhere Aufklärungsquote verzeichnet. Die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen nahm um rund 29 Prozent auf 182 zu. In neun Fällen wurde in Niederösterreich 2022 wegen Mordes ermittelt. Alle Tötungsdelikte wurden geklärt.

Zurück ging die Anzahl der Anzeigen wegen Suchtmittelkriminalität. Hier wurde ein Minus um 8,8 Prozent auf 4.315 Fälle verzeichnet. Der Anteil ausländischer Staatsbürger unter den Verdächtigen stieg von 32,8 auf 37,2 Prozent. Die häufigsten Herkunftsländer waren laut Polizei Rumänien, Serbien und Deutschland.