Genderworkshop an einer Schule
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Weltfrauentag

Gleichberechtigung als Unterrichtsfach

Seit drei Jahren organisiert Valentina Riedl Gender-Seminare an Schulen. Die Schülerinnen und Schüler sollen so für das Thema Gleichbehandlung sensibilisiert werden. Ein Thema, das für die Studentin vor allem mit Gerechtigkeit zu tun hat.

Dienstagvormittag in der HLW im Schulzentrum Eybnerstraße in St. Pölten: Etwa 20 Schülerinnen und Schüler sitzen in Kleingruppen an mehreren Tischen und zeichnen Plakate. Es geht um Themen wie „toxische Männlichkeit“, „Geschlechterungerechtigkeit in Schulen“ oder auch „99 Gründe für Feminismus“. Die Jugendlichen diskutieren und schreiben eifrig. Mitten unter ihnen ist die Leiterin des Kurses, Valentina Riedl.

Warum sie die Themen Feminismus und Gleichbehandlung ausgerechnet an Schulen thematisiert erklärt Riedl damit, dass das Thema sehr polarisierend sei, aber auch viel Interesse hervorrufe: „Manche Leute sind davon überhaupt nicht begeistert, aber ein sehr großer Teil der Schülerinnen und Schüler ist wirklich sehr interessiert daran und hat auch die Relevanz schon erkannt.“ Es sei schön zu sehen, „dass sich die nächste Generation aktiv für ihre Zukunft einsetzt, auch in diesem Bereich“, so Riedl. Was man schon seit Jahren in der Klimabewegung sehe, das trage jetzt auch in anderen Bereichen Früchte.

Jugendlichen ist Gleichbehandlung wichtig

Die Jugendlichen selbst finden das Thema Gleichbehandlung und Gender-Gerechtigkeit wichtig, sagen sie im Interview mit noe.ORF.at. Er habe am Anfang nicht so viel von dem Thema gewusst und das Seminar habe ihm viel gebracht, erzählt etwa der 19-jährige Dominic Viskovsky: „Ich dachte immer, das ist nur das mit ‚Schüler und Schülerinnen‘, aber dass da sehr viele Begrifflichkeiten dahinterstecken – etwa Catcalling oder Pinkwashing –, davon habe ich eigentlich gar keine Ahnung gehabt und es ist gut, dass man das weiß.“ Schulkollegin Sophie Triethaler ergänzt: „Es werden viele neue Aspekte beleuchtet, wie zum Beispiel, dass der Klimawandel Frauen oft stärker betrifft, weil sie weniger verdienen und das vor allem in den Entwicklungsländern oft schwierig ist“.

Außergewöhnliche Frauen im Porträt: Valentina Riedl

Anlässlich des Weltfrauentags morgen stellen wir Ihnen diese Woche einige außergewöhnliche Frauen aus Niederösterreich näher vor. Eine davon ist die Studentin Valentina Riedl. Sie organisiert seit drei Jahren Genderseminare an Schulen.

„Mir geht es darum, über Sachen aufzuklären, weil ganz viele Leute es noch nicht wissen und noch altmodisch denken. Dieses Neue fehlt uns einfach noch“, findet die 19-jährige Lea Miklin. Und der 20-jährige Bajram Thaqi, der sich selbst als Feminist deklariert, erklärt, für ihn gehe es in dieser Sache um mehr als nur um Männer und Frauen, sondern auch etwa um die Queer-Szene: „Alle Menschen sind Menschen.“

„Wer für Menschenrechte ist, ist automatisch Feministin“

„Ich habe das Gefühl, dass die Kurse sehr viel verändern“, ist Vortragende Valentina Riedl überzeugt, denn das Thema werde in der Schule oft überhaupt nicht behandelt. „Es geht darum, jungen Menschen Raum zu geben, um sich auszutauschen, und auch darauf zu kommen, dass man mit Erfahrungen, gerade im Bereich der sexuellen Belästigung, nicht alleine ist“.

Feminismus sei oft negativ konnotiert sagt Riedl, viele Menschen wüssten gar nicht genau, worum es dabei eigentlich gehe. Sie spreche deshalb lieber von Geschlechtergerechtigkeit, erklärt sie und stellt fest: „Ich bin ganz klar Feministin. Einfach weil ich glaube, dass, sobald man für Menschenrechte einsteht, man automatisch Feministin ist. Daran führt kein Weg vorbei“.