Kinder spielen am Boden mit Betreuerin
Pixabay/Regenwolke
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Bildung

Kindergärten: Zwischen Klischee und Jobgarantie

Der Bedarf an Kindergartenpädagoginnen steigt in den nächsten Jahren stark – immerhin soll die Kinderbetreuung ausgebaut werden. Allerdings steigen viele nach der Ausbildung nicht in den Beruf ein. noe.ORF.at hat mit angehenden Pädagoginnen gesprochen.

In der fünften Klasse der Bundesanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) in St. Pölten steht gerade Pädagogik am Stundenplan. 28 Schülerinnen und zwei Schüler sitzen im Klassenzimmer. 19 Hände gehen in die Höhe, als gefragt wird, wer direkt nach der Matura in einem Kindergarten arbeiten will.

Knapp zwei Drittel sind mehr, als eine Studie im Auftrag des Bidungsministeriums im Herbst herausgefunden hat. Ihr zufolge will nämlich nur etwa die Hälfte aller Absolventinnen und Absolventen einer BAfEP auch tatsächlich in einem Kindergarten zu arbeiten beginnen.

Fixe Zusage nach der Schule

Jasmin Bauer aus Haimschlag (Bezirk Zwettl) hat bereits eine fixe Zusage vom Land Niederösterreich. „Ich fange nach der Schule im Bezirk Krems an,“ sagt sie gegenüber noe.ORF.at. So wie Bauer haben schon mehrere Kolleginnen eine Zusage, dass sie nach einem positiven Abschluss in einem Landeskindergarten beginnen können.

Kindergartenpädagoginnen und Erwartungen
ORF
Knapp zwei Drittel der fünften Klasse wollen nach ihrer Ausbildung Kindergartenpädagogin werden

Sie hätten das Gefühl, mit offenen Armen aufgenommen zu werden, bestätigen einige Schülerinnen. Für manche ist aber auch klar, dass sie etwas anderes machen wollen. Marie Fertl aus Zeißing (Bezirk Krems) hat sich entschieden, Psychologie zu studieren. Die Schule und die damit einhergehenden Praktika beschreibt sie als sehr lehrreich, aber die Psychologie interessiere sie einfach mehr, erzählt sie.

Herausfordernder Beruf

Für Selina Bauer aus Gobelsburg (Bezirk Krems) war schon als kleines Mädchen klar, dass sie einmal mit Kindern arbeiten möchte: „Ich denke schon, dass der Beruf sehr herausfordernd ist, aber einem die Kinder sehr viel zurückgeben können.“ Ihre Schulkollegin Lina De Savornin Lohman aus Krems hat im Laufe mehrere Praktika festgestellt, „dass der Alltag schon ziemlich stressig ist. Aber die meisten Pädagoginnen stecken da wirklich mit vollem Herzblut drinnen und genießen die Arbeit mit den Kindern.“

Dass derzeit dringend Personal für die Kindergärten gesucht wird, sehen die Schülerinnen als Vorteil für ihren Berufseinstieg. „Wir kommen jetzt leichter hinein. Das war früher nicht so,“ sagt Hannah Pichler aus Zwettl. „Auf der anderen Seite müssen viele durch den Personalmangel auch viel mehr arbeiten oder es muss unqualifiziertes Personal eingesetzt werden, weil es sonst gar nicht geht. Das ist für die Kinder zum Teil nicht so vorteilhaft,“ so die Zwettlerin.

Kinder spielen in einem Kindergarten
APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
Die Arbeit mit den Kindern erleben die Schülerinnen laut eigenen Angaben als Bereicherung

„Klischees aufbrechen“

Manche ärgert, dass der Beruf der Kindergartenpädagogin immer wieder mit Klischees verbunden ist, die nicht zutreffen. Lina De Savornin Lohman nennt ein Beispiel: „Die Pädagogin sitzt da, trinkt Kaffee und spielt nur den ganzen Tag. Das stimmt überhaupt nicht. Ich habe das in den Praktika gemerkt, dass das nicht wahr ist und da so viel mehr dahintersteckt. Ich glaube, dieses Klischee muss aufgebrochen werden, weil es absolut nicht der Wahrheit entspricht.“

Auf den Beruf vorbereitet fühlen sich alle, mit denen noe.ORF.at an diesem Vormittag spricht. Und die Wünsche für das künftige Berufsleben sind sehr klar: „Ein gutes Team und dass mit den Kindern und Eltern alles passt.“ So manche wünscht sich, dass sie bald eine eigene Kindergartengruppe leiten darf – und zwar möglichst in der Nähe des Wohnortes.