Wie wird sich einmal der Klimawandel auf die Weltpolitik auswirken, wenn jetzt schon klar erscheint, dass vor allem der globale Süden die Zeche zahlen wird, mit Überschwemmungen, Inseln, die im Meer versinken oder extremer Dürre? Wie mischt China als neue technologische Großmacht mit? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich Marc Elsberg in seinem 604 Seiten starken Thriller „Celsius“. Im Gespräch mit ORF-Niederösterreich-Redakteur Hannes Steindl erzählt er auch über seine Jahre in Baden und den Erfolg des Buches „Blackout“.
noe.ORF.at: Herr Elsberg, Sie haben einen Thriller zum Klimawandel geschrieben. Warum? Sie hätten auch einen Liebesroman verfassen können.
Marc Elsberg: Ich weiß nicht, ob die Leser einen Liebesroman eines Autors lesen würden, der für seine Thriller bekannt ist, die vor einem großen realen Hintergrund spielen. Ich bleibe also lieber bei meinen Leisten. Ich suche mir immer große Themen, die uns alle bewegen, aus denen große soziale Diskussionen entstehen, die aber auch unterhalten. Da gehört der Klimawandel ganz vorne dazu. Das war ein wichtiges Thema der letzten Jahrzehnte und wird es immer mehr werden. Ich wollte schon lange über das Klima schreiben. Die Frage war, welchen Hebel, welche Erzählebene, welche Perspektive kann ich finden, die noch nicht erzählt wurde. Als ich wusste, was das sein würde, habe ich begonnen.
noe.ORF.at: Ein zentraler Ansatz ist Geo-Engineering. Können Sie den Begriff aus Ihrer Sicht erklären?
Elsberg: Geo-Engineering ist der Überbegriff für alle möglichen, vor allem technologischen Maßnahmen, um die Folgen der Klimaerwärmung zu bremsen oder zu stoppen, wobei das bisher Theorie ist. Das reicht von Ideen, beispielsweise Aerosole in die Stratosphäre zu bringen, um die Sonneneinstrahlung abzudimmen, über riesige Spiegelschwärme im Weltall bis zu Meeresdüngung mit Eisenspänen, damit das Algenwachstum angeregt wird, die dann CO2 im Wasser binden.
noe.ORF.at: Da gibt es viel Konfliktstoff für Ihr Buch „Celsius“.
Elsberg: In diesem Buch geht es um eine generelle Machtverschiebung. China beginnt mit einem Geo-Engineering-Programm, um das Abschmelzen des Himalaya zu beenden. Der Himalaya ist der wichtigste Süßwasserspeicher der Welt. Er speist alle großen asiatischen Flüsse, da hängen die Leben von Milliarden von Menschen dran. Im globalen Süden werden in wenigen Jahren und Jahrzehnten die bevölkerungsreichsten Staaten sein, darunter Indien oder Nigeria. Da finden jetzt schon Veränderungen statt, speziell bei Themen wie dem Klima. Das wird massive Auswirkungen haben.
noe.ORF.at: Sie haben sicherlich sehr viel recherchiert zu diesem Buch. Bereitet Ihnen die Zukunft Sorge, haben Sie Angst, wenn Sie an das Morgen denken?
Elsberg: Nein, Angst habe ich nicht. Ich bin letztendlich durchaus optimistisch, wenn man sich überlegt, dass sich die Menschheit mit vielen Aufs und Abs langfristig positiv entwickelt hat, dass uns das auch diesmal gelingen wird. Es wird nicht leicht, es wird viele Abwärtstrends geben, aber ich glaube, wir werden das irgendwie schaffen.
noe.ORF.at: Kurz zu Ihrer Biografie und den Bezug zu Niederösterreich. Sie sind in Baden aufgewachsen.
Elsberg: Ich bin zwar in Wien geboren, aber in Baden aufgewachsen. Ich habe meine gesamte Kindheit und Jugend in Baden verbracht, habe dort im Gymnasium maturiert. Das habe ich alles in relativ rosiger Erinnerung. Ich habe auch bei einem Heurigen in Gumpoldskirchen im Service mein erstes Geld verdient.
Elsbergs neuer Thriller „Celsius“
Erfolgsautor Marc Elsberg, der aus Niederösterreich stammt, hat einen neuen Thriller geschrieben: „Celsius“. Er beschäftigt sich mit der Bekämpfung des Klimawandels.
noe.ORF.at: Haben Sie die Aufmerksamkeit und die Konsequenzen nach dem Buch „Blackout“ überrascht?
Elsberg: Ich habe definitiv nicht mit einem solchen Ausmaß an Konsequenzen gerechnet. Das Buch habe, so höre ich es immer wieder, sogar bis zur Gesetzgebung eingewirkt. Ich bin gleich nach Erscheinen des Buches in Politik und Wirtschaft zu Vorträgen eingeladen worden und das hält bis heute an. So etwas kann man als Autor nicht planen.
noe.ORF.at: Glauben Sie, wird „Celsius“ eine ähnliche Wirkung haben?
Elsberg: Das weiß man vorher nie. Da muss der richtige Gedanke zur richtigen Zeit niedergeschrieben sein. Bei „Celsius“ habe ich zumindest das Thema Klimawandel so erzählt, dass es irgendwie auf den Kopf gestellt wird. Da werden wir sehen, ob das Thema die Menschen wieder zum Nachdenken bringt.