Was in einer früheren Lagerhaushalle in Sigmundsherberg (Bezirk Horn) steht, zählt zur Creme de la Creme der weltweiten Automobilindustrie. Nach drei Jahren pandemiebedingter Pause sind zwar viele mit Staub bedeckt, dennoch hat jedes Stück eine Geschichte – oft verbunden mit prominenten früheren Besitzern wie etwa Dean Martin.
Ottokar Pessl kauft seine Fahrzeuge weltweit ein, großteils als Wracks, und macht sie wieder zu mehr als ansehnlichen Autos. Hunderte davon stellt er in seiner Halle aus, die derzeit gesperrt ist – wegen Umbauarbeiten. Die Halle wird erweitert, um ihren millionenschweren Inhalt den Besucherinnen und Besuchern entsprechend präsentieren zu können.
Weiter Weg über Container nach Österreich
Der Weg von Cadillac, Bentley und Co. führt meistens über das Meer in einem Schiffscontainer nach Österreich. Wenn es Wracks sind, dann setzt der Wiener Immobilienunternehmer es sich zum Ziel, sie wieder im alten Glanz zum Leben zu erwecken. Dafür sind mehrere Mechaniker ganzjährig ausgelastet.
Alles begann im Jahr 1977 mit dem Kauf seines ersten Cadillacs – eine schwarze Luxuslimousine, die zum Fuhrpark des Hotels Sacher gehörte. Sie steht auch heute noch in der Ausstellung, umgeben unter anderem von sieben Ferraris, McLarens und anderen Sportwägen: „An dem Cadillac hängt mein Herz besonders, weil er mein erstes Auto war. Auch wenn er nicht der Wertvollste ist, mit ihm sind viele Erinnerungen verbunden. Etwa, dass mein Vater mich fast hinausgeworfen hätte, weil ich damit angekommen bin. Er wäre wohl das letzte Auto, das ich verkaufen würde, wenn ich müsste“, so Pessl.
Sammlung wächst, nichts wird verkauft
Verkaufen muss Pessl nicht. Die Sammlung ist inzwischen auf etwa 600 Kraftfahrzeuge angewachsen – vom Trabant bis zum millionenschweren Luxusauto, aber genauso dutzende Militärfahrzeuge, die in fünf Lagerhallen in der Waldviertler Region verteilt untergebracht sind.
Den Gesamtwert der Fahrzeuge schätzt ihr Besitzer auf 50 Millionen Euro. Verkaufen will er trotzdem kein einziges. Es sei reine Liebhaberei, lieber würde er sich „eine Hand abschneiden“, erzählt der Sammler.
Pessl gab aber keineswegs 50 Millionen Euro aus für die Fahrzeuge. Das erklärt er am Beispiel eines italienischen Sportwagens, der heute nicht mehr hergestellt wird: ein „Iso Grifo“. „Dieses Auto habe ich um 18.000 Franken in der Schweiz gekauft, in 15 Jahren Kleinarbeit völlig wiederhergestellt und zuletzt sind die Preise durch die Decke gegangen. Das Auto ist heute 600.000 Euro wert.“ Aber auch dieses wird nicht verkauft. Alles bleibt da, wo es ist.
Um seine Sammlung dem Publikum entsprechend präsentieren zu können, wurde die Hallengröße in den drei CoV-Pandemie-Jahren verdoppelt. Unter anderem werden in Zukunft auch seine Militärfahrzeuge zu sehen sein. Die dicke Staubschicht wird jetzt von den edlen Stücken entfernt, ehe im Mai das Kraftfahrzeugmuseum Sigmundsherberg wieder aufsperrt. Zumindest sei das der Plan, wenn alles gut geht, sagt Pessl. Noch wartet viel Arbeit, ehe die Autos geputzt sind und die glänzende Vergangenheit der Automobilindustrie wieder aufleben lassen.