Caritas-Werkstätte Pöchlarn
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Soziales

Viele Aufträge für Recycling-Werkstätte

Arbeit ist für Menschen mit Behinderung ein Grundrecht. Allerdings ist das Angebot an Arbeitsplätzen beschränkt. Eine Schlüsselrolle nehmen die Werkstätten der Caritas ein. Eine der größten Österreichs ist in Pöchlarn und leistet wertvolle Arbeit im Bereich Recycling.

Die Geschichte der Caritas-Werkstätte in Pöchlarn (Bezirk Melk) begann 2010 mit dem Recycling von ausgedienten Röhrenfernsehgeräten und Computerbildschirmen. Geräte dieser Art gibt es heute fast nicht mehr, inzwischen sind es völlig andere Aufgabengebiete, die hier von Menschen mit Behinderungen bewältigt werden.

Einen großen Teil macht derzeit die Trennung von Abfall aus, der bei der Erzeugung von Airbags anfällt. Der Müll wird aus Deutschland angeliefert. Klienten und Klientinnen der Caritas trennen diese Abfälle in ihre Bestandteile, sodass wieder Rohstoffe daraus werden. 53 Tonnen Kunststoff wurden auf diese Weise im Vorjahr für das Recycling aufbereitet. Aber die Aufgabenbereiche greifen viel weiter, berichtet der Standortleiter in Pöchlarn, Andreas Bandion: vom Zusammenbau elektrischer Komponenten bis zur Auftrennung gebrauchter Photovoltaik-Paneele in ihre Einzelteile.

Kapazitäten auf 80 Arbeitsplätze verdoppelt

Den gestiegenen Anforderungen und der Nachfrage nach solchen Arbeitsplätzen kam man bei der Betreiberin Caritas nach und verdoppelte im Vorjahr die bisher vorhandenen Kapazitäten. Bis zu 80 Menschen mit Behinderung können hier arbeiten, 72 sind es derzeit. Die neue Halle brachte auch neue Aufgaben, etwa den Betrieb einer eigenen Küche für alle, wo selbst gekocht wird.

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Caritas-Werkstätte Pöchlarn 2014
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2014 wurden noch breite Computerbildschirme und Röhrenfernseher zerlegt
Caritas-Werkstätte Pöchlarn
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Die neue Arbeitshalle in der Werkstätte

Hannes Ziselsberger, Caritas-Direktor der Diözese St. Pölten, zeigt sich zufrieden mit diesem System: „Die Menschen hier haben eine Aufgabe, sie werden gebraucht, haben den Kontakt zu vielen anderen und das ist der Erfolg hier, sie tauschen sich aus, kommen am Abend nach Hause und können sagen, ich habe etwas Gutes gemacht.“

Einige arbeiten hier schon viele Jahre, für andere war es ein Sprungbrett in Unternehmen, die sie übernommen haben. Die Zusammenarbeit mit den Betreuerinnen und Betreuern ist eine selbstverständliche, betont Standortleiter Andreas Bandion: „Für Außenstehende, die zum ersten Mal hier sind, verschwimmen die Grenzen zwischen den Betreuern und den Betreuten. Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, wer der Betreute und wer der Betreuer ist, und das macht es herrlich betriebsnahe.“ Und was zählt, ist das Ergebnis dieser Arbeit, die kaum ein anderes Unternehmen so leisten könnte.

Menschen mit Behinderung brauchen Existenzsicherung

Für ihre Arbeit bekommen Menschen in Werkstätten allerdings keinen Lohn, sondern ein Taschengeld. Dieses reicht nicht aus, um davon leben zu können. In einer Umfrage der Caritas unter Menschen mit Behinderungen in Tagesstrukturen/Werkstätten heißt es dazu: „Die Betroffenen sind sehr häufig auf Leistungen der Behinderten- und Sozialhilfe der Länder angewiesen. Sie haben keinen Anspruch auf Leistungen des Bundes, auf eine eigenständige Krankenversicherung und Krankenstand, oder eine Pensionsversicherung.“

In dem Bericht zur Umfrage tritt die Caritas für eine Existenzsicherung in Strukturen wie Werkstätten ein, die Arbeit müsse etwa sozialversichert werden, wie es auch der Österreichische Behindertenrat fordert. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass Länder und Träger besorgt seien, dass bei einem Lohn oder Gehalt anfallende Kosten nicht getragen und Angebote für behinderte Menschen nicht aufrechterhalten bleiben könnten. „Daher braucht es eine nachhaltige Lösung der finanziellen Abdeckung im Interesse der Betroffenen“, so die Caritas in dem Bericht.