Alte Photovoltaik Paneele am Schrotplatz
ORF
ORF
WIRTSCHAFT

Wenn Photovoltaik-Paneele ausgedient haben

Im Jahr 2030 sollen mindestens fünfmal so viele Photovoltaik-Paneele Strom erzeugen wie jetzt. Was sich daraus auch ergibt ist die Frage: Wohin mit den alten Paneelen? In Kematen an der Ybbs (Bezirk Amstetten) wird ein neues Recycling-Verfahren entwickelt.

Der Boom zu Photovoltaik zeigt sich im Schrott heute noch nicht so deutlich. Im Vergleich zu den Abfallmassen, die bei Müller-Guttenbrunn in Kematen täglich verarbeitet werden, ist der Anteil an Photovoltaik-Paneelen, die in dem gewaltigen Miura-Shredder landen, verschwindend gering. Gut 50 Tonnen waren es in den vergangenen eineinhalb Jahren.

Dabei dürfte es aber nicht bleiben. Nach 20 Jahren verlieren die Module an Leistung – auch Hagelschäden sind immer wieder dabei, erklärt Daniel Forstner, Innovationsmanager bei der Müller-Guttenbrunn-Group: „Die Mengen werden exponentiell steigen, in den nächsten Jahren erwarten wir hundert und später tausend Tonnen pro Jahr. Die Technologie ist vor Ort bei uns gut etabliert, wir müssen uns nur noch um die Feinheiten kümmern.“

Alte Paneele bleiben elektrisch aktiv

Diese Feinheiten haben es allerdings in sich – allein beim Transport, weil Paneele wegen ihrer fortgesetzten elektrischen Aktivität abgedunkelt transportiert werden müssen. Die nächste Hürde ist das Gewinnen der Inhaltsstoffe. „Das Erste ist das Aluminium, das als Industriemetall wieder gebraucht wird. Der größte Bestandteil ist das Glas, da müssen wir noch eine Lösung finden, wie wir das in den Wertstoffkreislauf zurückbringen“, so Forstner. „Dazu kommen die Drähte, Kupfer, versilbert, zum Teil mit Blei versetzt, zum Teil mit Zinn, die muss man versuchen, wieder zurückzugewinnen.“

Alte Photovoltaik Paneele am Schrotplatz
ORF
Eine große Herausforderung beim Recycling von Photovoltaik-Paneelen ist das Gewinnen der wertvollen Inhaltsstoffe

Die Möglichkeiten des Recyclings sind vorhanden, es gibt aber zwei Wege, wie Gunther Panowitz erklärt. Er ist der Geschäftsführer von Metran Kematen, eine Tochter der Amstettner Müller-Guttenbrunn-Group: „Entweder man versucht das Maximum an Glas herauszuholen, dann wird der Metall-Anteil darunter leiden oder man konzentriert sich auf das Metall, dann wird das Glas zermahlen. Dann hat man eben weniger Glas. Daran forschen wir jetzt gerade.“

Aus PV-Anlagen wieder PV-Anlagen machen

Die Zusammensetzung der großteils chinesischen Produkte ist nicht von vornherein bekannt. Der heikelste und wichtigste Bestandteil aber ist das Stromerzeugende Silizium. „Da wird es noch weiterer Forschungsarbeit bedürfen, wir sind dabei, uns einem EU-Forschungsprojekt zu widmen, da hoffen wir, dass wir bald eine positive Rückmeldung bekommen und Teil dieses EU-Projektes sein dürfen. Da wird es in Richtung chemisches Recycling gehen. Der Ansatz des Projektteams ist es, aus PV-Anlagen in letzter Konsequenz wieder PV-Anlagen zu machen“, so Daniel Forstner.

Man sei jedenfalls für die kommenden großen Mengen gerüstet, sagt Gunther Panowitz: „Man sieht es in Ländern wie Italien, wo früher begonnen wurde mit Photovoltaik als bei uns, wenn die Anlagen ein Alter von 20 Jahren erreicht haben, kommen wirklich große Mengen zurück. Das kann man dann mechanisch bewältigen. Recycling ist unendlich, die Natur kennt keine Abfälle, wir schaffen das.“ Dann wird Recycling von Photovoltaik einmal so selbstverständlich wie von Elektroschrott. Zum Vergleich: Derzeit lagern 600 Tonnen zerkleinerte Elektrogeräte in Kematen, das ist der Abfall eines Monats.