Sympathisch, höflich und immer fair – so kennt man Daxbacher. Nicht umsonst gilt der Statzendorfer (Bezirk St. Pölten) als „Sir“ des heimischen Fußballs. Zu seinem 70. Geburtstag blickt er im Gespräch mit noe.ORF.at auf seine erfolgreiche Karriere zurück, verrät, warum er als Trainer von St. Pölten vor seinen Spielern niederkniete und wie es dazu kam, dass Hans Krankl Schallplatten bei ihm kaufte.
noe.ORF.at: Herr Daxbacher, lassen Sie uns das Wichtigste gleich zu Beginn des Gesprächs klären: Wie kam es eigentlich zu Ihrem Spitznamen „Sir“?
Karl Daxbacher: Das werde ich öfters gefragt, aber ich weiß es selbst nicht genau. Ich selbst sehe mich nicht als „Sir“, aber es ehrt mich natürlich. Es zeigt, dass mein Verhalten in der Öffentlichkeit und im sportlichen Bereich richtig ist.
noe.ORF.at: Was wünschen Sie sich zu Ihrem 70. Geburtstag?
Daxbacher: Ich wünsche mir, dass mir meine Familie und Freunde nichts schenken, sondern an karitative Organisationen spenden. Ich habe alles, was ich brauche. Ich will keine Güter und schon gar keine Gutscheine (lacht).
noe.ORF.at: War immer klar, dass aus Karl Daxbacher ein Fußballer werden wird?
Daxbacher: Nein, das war nicht klar. Ich bin in einer ganz kleinen Ortschaft aufgewachsen und habe jeden Tag Fußball gespielt. Ich war als Bub schon relativ stark und groß. Mein Verein, der ASV Statzendorf, hat meine Eltern damals gefragt, ob ich mit 15 Jahren schon in der Kampfmannschaft spielen möchte. Und so sind viele Klubs auf mich aufmerksam geworden.
noe.ORF.at: Einer davon war die Wiener Austria, die Sie 1971 mit 18 Jahren nach Favoriten holte. Was war neben den sieben Meistertiteln und vier Cupsiegen Ihr größter Moment in Violett?
Daxbacher: Ganz sicher das Europacup-Finale 1978 gegen Anderlecht in Paris, auch wenn wir es klar mit 0:4 verloren haben. Denn es war trotzdem sensationell, im vollen Stadion zu spielen. 20.000 Austria-Fans sind damals nach Paris mitgefahren. Das war das Highlight.
noe.ORF.at: Sie haben auch sechs Länderspiele für Österreich bestritten. Welches war das schönste?
Daxbacher: Ich war 1974 in Sao Paulo gegen Brasilien dabei. Da waren 123.000 Zuschauer im Stadion. Ich habe gegen Roberto Rivelino gespielt. Es war zwar nur ein Freundschaftsspiel und ist 0:0 ausgegangen, aber es hat einen starken Eindruck bei mir hinterlassen.
noe.ORF.at: Bei der Austria haben Sie Herbert Prohaska im Mittelfeld den Rücken freigehalten. Wäre er ohne Sie auch so gut gewesen?
Daxbacher: Ja, das glaube ich schon (lacht). Er war ja auch in Italien sehr gut, und da hatte er jemand anderen, der ihm den Rücken freigehalten hat. Ich glaube, man kann nicht sagen, dass der Prohaska den Daxbacher gebraucht hat, weil er ihm die Arbeit abgenommen hat.
noe.ORF.at: Während Ihrer Fußballkarriere haben Sie als großer Musikfan lange Zeit in einem Schallplattengeschäft gearbeitet. Wer war denn Ihre prominenteste Kundschaft?
Daxbacher: Das eine oder andere Mal ist der musikverrückte Hans Krankl vorbeigekommen und hat gefragt, was es Neues gibt. Dann haben wir gemeinsam begonnen, über Musik zu philosophieren. Wir haben aber nicht nur die Beatles und die Rolling Stones gehört, sondern auch Jazz und Klassik.
noe.ORF.at: Sie sind nach Ihrer Spielerkarriere recht schnell ins Trainergeschäft gewechselt. Ihre Stationen lauteten Krems, Horn, Würmla, St. Pölten und Linz, ehe Ihr Herzensclub an die Tür klopfte.
Daxbacher: Dass die Austria mich als Trainer geholt hat, war natürlich eine Auszeichnung für mich. Es sind immerhin dreieinhalb Jahre geworden. Das ist, glaube ich, eh fast Rekord bei der Austria in den letzten Jahren (lacht). Wir haben dann auch gleich im ersten Jahr den Cupsieg geholt.
noe.ORF.at: 2015 traten Sie das Traineramt beim SKN St. Pölten an und schafften auf Anhieb den Aufstieg in die Bundesliga. Welchen Stellenwert hatte dieser Erfolg für Sie?
Daxbacher: Einen großen, weil wir bei Weitem nicht Favorit waren. Der SKN war in der Saison davor fast ein bisschen abstiegsgefährdet. Dass wir dann im Jahr darauf mit Punkterekord Meister werden und aufsteigen, das war schon eine tolle Sache.
noe.ORF.at: So toll, dass aus dem „Sir“ bei der Meisterfeier ein Partylöwe wurde …
Daxbacher: Ja, das stimmt. Es war für mich einfach sensationell, was die Mannschaft geschafft hatte. Deshalb habe ich mich vor den Spielern hingekniet und habe sie sozusagen angebetet.
noe.ORF.at: Wie verbringen Sie Ihre verdiente Pension abseits vom Fußballstadion?
Daxbacher: Ich habe vier Enkelkinder, die wir regelmäßig besuchen. Eine große Leidenschaft ist außerdem Schachspielen im Internet geworden. Schach ist einfach das königliche Spiel. Es gibt so viele Möglichkeiten zu gewinnen und so viele Levels in Sachen Spielstärke. Mir geht es um die Selbstbestätigung, einen Gegner zu bezwingen. Das ist die größte Motivation für mich.