Zeichnung: Neandertaler im Supermarkt
Karikaturmuseum Krems
Karikaturmuseum Krems
Kultur

MAMUZ-Schau: Von Höhlenmalerei zum Comic

„Aufgezeichnet! Von der Höhlenmalerei zum modernen Comic“ – die erste gemeinsame Ausstellung vom Karikaturmuseum Krems und dem Urgeschichtemuseum MAMUZ kombiniert in Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach) Wissenswertes und Humor.

Wenn der Zeichner Jens Harder einen prähistorischen Mensch mit Keule durch einen heutigen Supermarkt gehen lässt, so hält er uns mittels eingeübter Bilder aus der Urgeschichte einen Spiegel über den Zustand unserer heutigen Gesellschaft vor. Ein Trick, der schon bei antiken Autoren funktioniert hat, wenn sie der römischen Leserschaft von den „edlen Wilden“, den Kelten im Norden berichten, aber auch ein wirkungsvolles Muster, das den Trickfilmhelden Fred Feuerstein so humorvoll und erfolgreich werden ließ.

Die Archäologie ist in der Wissenschaftsgeschichte eine junge Forschungsrichtung. Sie hat dennoch in den rund 200 Jahren ihres Bestehens eine Fülle von Erkenntnissen über unsere Herkunft erbracht und nicht wenige tradierte Vorstellungen über den Haufen geworfen. Dies und die vielen offenen Fragen haben die Fantasie zahlreicher Zeichner und Zeichnerinnen angeregt, sich ausgiebig und humorvoll mit der Urzeitforschung auseinanderzusetzen.

Die Wissenschaft fragt, die Karikatur antwortet

„Die Archäologie ist bei den Fragen ‚Woher kommen wir?‘ und ‚Wer sind wir eigentlich?‘ mittendrin im Erkenntnisdrang der Wissenschaft und das interessiert auch die Zeichner und Zeichnerinnen und sie kommentieren dies mit satirischen Mitteln“, erläutert Franz Pieler, der wissenschaftliche Leiter des MAMUZ in Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach) die Motive.

Fotostrecke mit 3 Bildern

MAMUZ Ausstellung
ORF
Die Ausstellung verbindet Wissenswertes mit Humor
Portrait Egger
MAMUZ Asparn/ Zaya
Zeichnerin Bettina Egger
Zeichnung: Neandertaler im Supermarkt
Karikaturmuseum Krems
Der Neandertaler ist aus seiner typischen Landschaft verschwunden und stattdessen in einem modernen Supermarkt

So beantwortet Karikaturist Gerhard Haderer auf seine Weise die ungeklärte Frage, wer oder was die Venus von Willendorf eigentlich war oder ist. Er zeigt uns, wie das erste Auftreten eines Machos in der Menschheitsgeschichte auf Frauen gewirkt haben könnte. Karikaturist Erich Sokol erklärt uns die wahren Beweggründe der ersten Höhlenmaler. Eine andere Zeichnung geht der Frage nach, wie unser Zeitalter vielleicht einmal benannt werden wird, etwa „Mac Donaldium“?

Zeichnerinnen verarbeiten ihre Grabungserfahrungen

Als Franz Pieler mit der Idee zur Ausstellung an den künstlerischen Leiter des Karikaturmuseums, Gottfried Gusenbauer, herangetreten war, zeigte sich dieser hellauf begeistert, wie er sagt. „Wir dachten in den ersten Brainstormings an Figuren wie Fred Feuerstein, bei dem sich wunderbar Satire, Gesellschaftskritik und Bilder aus der Urzeitforschung vereinen. Dann hat sich herausgestellt, dass es viel mehr Aspekte gibt, dass es fundierte Positionen von Künstlern und Künstlerinnen zu diesem Thema gibt“, ergänzte Gottfried Gusenbauer.

Zu sehen sind Werke von Zeichnern und Zeichnerinnen, die selbst immer wieder an archäologischen Grabungen teilgenommen haben und die die Forschungsergebnisse vor Ort in Zeichnungen dokumentiert und ihre Erfahrungen in anderen Grafiken verarbeitet haben. Als Beispiel einer Zeichnerin seien hier Bettina Egger erwähnt oder Katharina Kubin.

MAMUZ Ausstellung
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Auch die Venus von Willendorf ist in der neuen Ausstellung Thema

Von der wissenschaftlichen Zeichnung zum Kunstwerk

Die Weinviertler Künstlerin Kubin arbeitete vor Jahren im MAMUZ in Asparn an der Zaya als Kulturvermittlerin und Ausstellungsgestalterin mit. Ihre zur Zeit entstehende Graphic Novel soll mehr zum Verständnis der Bedeutung der Archäologie beitragen. Heute lebt sie als freie Zeichnerin in Berlin.

„Archäologie ist eine sehr bildaffine Wissenschaft. Informationen werden, auch heute noch, vielfach über Grafiken von Grabungssituationen oder Fundstücken transportiert und vermittelt. Bereits in der Ausbildung der Studierenden ist die zeichnerische Arbeit fest verankert und wird für Grabungsdokumentationen oder wissenschaftliche Fundaufnahmen benötigt. Dadurch entstanden bisweilen kleine Kunstwerke“, heißt es etwa im Ausstellungstext in Asparn an der Zaya.