Masernimpfung bei einem Kleinkind
APA/GEORG HOCHMUTH
APA/GEORG HOCHMUTH
Gesundheit

Großer Nachholbedarf bei Kinderimpfungen

In der Pandemie sind auffällige Impflücken entstanden, insbesondere bei klassischen Kinderimpfungen. Das zeigen auch viele Masernfälle. Expertinnen und Experten richten nun den Appell an Eltern, den Impfpass der Kinder zu kontrollieren.

In Niederösterreich wurden im Vorjahr um 8,4 Prozent weniger Kinderimpfungen verabreicht. Besonders sichtbar wurde diese Impflücke etwa am Beispiel Masern: 2019 gab es österreichweit 151 Fälle. Allein heuer sind es schon 113 Fälle, drei davon in Niederösterreich. Die Durchimpfungsrate bei Masern lag 2021 bei der ersten Teilimpfung noch bei 84 Prozent. Die zweite Teilimpfung haben dann nur mehr 74 Prozent der Kinder bekommen.

Der generelle Rückgang bei den Kinderimpfungen lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. „Ich persönlich glaube, dass die Corona-Impfskepsis dazu beigetragen hat, auch die anderen Impfungen verstärkt in Frage zu stellen“, sagt Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) im Zuge einer Pressekonferenz am Freitag. Auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) habe das in ihrem Impfbericht so festgehalten. „Und zum Zweiten ist es sicher auch so, dass es nicht ganz einfach war, die Termine in den Arztpraxen einzuhalten“, so die Landesrätin.

Masern: Früher jährlich 2,6 Mio. Tote

Der Rückgang bei den durchgeführten Kinderimpfungen wird aber auch am Bespiel der Polio-Impfung – also der Impfung gegen Kinderlähmung – sichtbar: 2019 erhielten noch 67 Prozent aller Kinder die erste Teilimpfung. 44,5 Prozent dann auch noch die zweite Teilimpfung. Im Jahr 2021 waren es bei der zweiten Teilimpfung nur mehr 36,5 Prozent.

Einige Erkrankungen sind vielen Erwachsenen auch unbekannt, dass wird wiederum an Masern-Erkrankungen sichtbar. Zahlreiche Menschen haben noch nie eine Person gesehen, die an Masern erkrankt ist. Die Impfung gegen die Erkrankung wurde bereits 1963 eingeführt. Davor sind jährlich rund 2,6 Millionen Menschen an der Krankheit gestorben.

Impflücken bei Kindern

In den Jahren der CoV-Pandemie sind auffällige Impflücken entstanden. Insbesondere bei den klassischen Kinderimpfungen orten Expertinnen und Experten Nachholbedarf und richten eine Appell an die Eltern, den Impfpass der Kinder zu kontrollieren.

Wichtig sei deshalb die Bewusstseinsschaffung, dass es keinen andauernden Schutz vor Infektionserkrankungen gebe. „Wir haben nichts auf immer erreicht. Wir brauchen kontinuierlich diese hohe kontinuierliche Durchimpfungsraten, um tatsächlich einen Schutz zu haben“, erklärt Arzt Karl Zwiauer, Mitglied des nationalen Impfgremiums.

Impfungen können nachgeholt werden

Es sei aber nicht zu spät, Impfungen nachzuholen. „Der Wert der Impfung ist einfach ein sehr, sehr hoher und deshalb lautet unsere zentrale Botschaft: Impfen schützt vor Krankheit und schützt Menschenleben“, so Königsberger-Ludwig.

Am Freitag appellierten die Verantwortlichen insbesondere an die Eltern, die Impfpässe der Kinder zu kontrollieren und versäumte Impfungen nachzuholen. Gelegenheit dafür gebe es unter anderem bei der „Europäischen Impfwoche“, die vom 23. bis 29. April stattfindet. Neben dem individuellen Schutz würden die Impfungen auch zum „Herdenschutz“ beitragen. Alle wichtigen Impfungen seien außerdem im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten.