Kran auf einer Baustelle
APA/HARALD SCHNEIDER
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Wirtschaft

Wie St. Pölten mit seinem Wachstum umgeht

In St. Pölten prägen Baustellen mit Kränen das Stadtbild. Laut Verantwortlichen setzt die Stadt bewusst auf Verdichtung – nicht nur um den steigenden Bedarf an Wohnungen zu decken, sondern auch um Preissteigerungen entgegenzuwirken.

Nahe der S33-Autobahnabfahrt St. Pölten Ost befindet sich eines der neuesten Wohnquartiere der Landeshauptstadt. „Mühlbach Ost“ heißt der sandfarbene Wohnbau der Genossenschaft Alpenland, er bietet 263 zusätzliche Wohneinheiten mit Größen zwischen 52 und 105 Quadratmetern. Nach mehreren Jahren Bauzeit wurden die ersten Schlüssel Mitte April übergeben, heißt es in einer Aussendung der Stadt.

Dort sieht man das Wohnquartier als „Vorzeigeprojekt“ – es seien nicht nur einfach Wohnungen aus dem Boden gestampft worden, sondern vielmehr eine durchdachte Wohnhaussiedlung entstanden. Diese würde ihren Bewohnerinnen und Bewohnern viele Möglichkeiten bieten, darunter „grüne Themenhöfe, Gemeinschaftsgärten, Spielbereiche am Wasser, ein Mobilitätskonzept mit eigener Nextbike-Station und die naturnahe Umgebung am Mühlbach“, heißt es in der Aussendung. Unter den neuen Mietern bzw. Eigentümern würden sich jedenfalls auffällig viele junge Familien bzw. Pärchen befinden, so eine erste Bilanz.

Mehr als 3.000 neue Wohnungen binnen zehn Jahren

Es ist nur ein Beispiel von etlichen. 3.319 Wohnungen wurden im Zeitraum zwischen 2013 und 2022 in St. Pölten neu gebaut. Dass es dadurch auch viel Leerstände gebe, könne man seitens der Stadt nicht bestätigen, so Vizebürgermeister Harald Ludwig (SPÖ). 95 Prozent der Wohnungen seien bereits bei Schlüsselübergabe vermietet. Leerstände gebe es in St. Pölten allerdings dennoch – bei älteren Bauten, sagte der SPÖ-Kommunalpolitiker.

Klar ist: Die Landeshauptstadt hat in den vergangenen Jahren ein stetiges Wachstum verzeichnet. Lebten hier 2003 noch 49.000 Menschen, so sind es heute laut Statistik Austria knapp 58.000 – ein Plus von etwa 20 Prozent. Trotz dieses Anstiegs blieben die Mietpreise pro Quadratmeter deutlich unter jenen der anderen Landeshauptstädte. Laut einer Untersuchung des Portals Immowelt.at betrugen diese 2022 im Median 10,30 Euro. St. Pölten war damit die einzige der zwölf untersuchten Städte, in der die Mieten im Vergleich zum Vorjahr minimal sanken, statt zu steigen.

Mühlbach Ost
Alpenland/ARGE Wohnen
Im Rahmen des Wohnbauprojekts „Mühlbach Ost“ sind in den vergangenen Jahren 260 Wohnungen entstanden

„Zum einen haben wir es durch vorausschauende Wohnbaupolitik geschafft, einer Verknappung am Wohnungsmarkt vorzubeugen und somit nachfragegetriebene Preissteigerungen abzufedern“, sagte Stefan Haiderer vom städtischen Wohnservice. „Zum anderen verfügt St. Pölten auch über ausreichend Bauland, das durch das städtische strategische Grundstücksmanagement verwaltet wird.“ Durch gezielte Erwerbe und Verkäufe könne die Stadt „auch preisbildend wirken“, so Haiderer.

Bei den St. Pöltner Baugrundstücken schlagen sich die Preissteigerungen jedenfalls deutlich nieder, das zeigt der Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer. Demzufolge lagen die Grundstückspreise 2022 um mehr als 26 Prozent über jenen des Jahres 2021 – der höchste Wert im Niederösterreich-Vergleich. In absoluten Zahlen lag St. Pölten mit 174 Euro pro Quadratmeter allerdings immer noch bei einem Bruchteil der Baulandpreise in Bezirken wie Mödling (534 Euro) und Baden (370 Euro). Aufgrund der hohen Steigerungsrate bilanzierte jedoch auch die Wirtschaftskammer im Vorjahr, dass St. Pölten „absolut im Kommen“ sei. Wie sehr sich die jüngst verschärften Kreditrichtlinien und die gestiegenen Kreditzinsen auf diese Nachfrage auswirken, steht aktuell noch nicht fest.

Stadt will Zersiedelung verhindern

Wichtig sei, dass St. Pölten „mit Weitsicht, moderat und nachhaltig“ wachse, nicht zuletzt aufgrund der Klimakrise, sagte Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ): „Daher setzen wir auf eine Verdichtung der Bebauung in den Bereichen, wo die Infrastruktur mit Straßen, Strom- und Wasserleitungen, Schulen und Kindergärten und öffentlicher Nahverkehr bereits vorhanden ist. Dadurch verhindert die Stadt eine Zersiedelung durch die Entstehung vieler Einfamilienhäuser, die insgesamt eine höhere Bodenversiegelung mit sich bringen würde.“

Bei Gemeindeeigentum sei man um Sanierungen bemüht. Kein Verständnis habe man aber für Investoren, die Altbauten als Geldanlage sehen, Wohnungen bewusst leer stehen lassen und nicht auf dem Wohnungsmarkt anbieten. Diese Investoren sollten eine Leerstandsabgabe bezahlen, fordert die Stadt.