Klosterwald in St. Pölten-Ochsenburg
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Religion

Trend zu Naturbestattungen ungebrochen

In St. Pölten ist ein weiterer Klosterwald eröffnet worden, in dem Urnen in einem Waldstück beigesetzt werden. Es ist der mittlerweile fünfte Klosterwald in Niederösterreich. Generell werden Naturbestattungen immer beliebter.

Eine Gemeinschaft des Erzbistums Wien sowie der Stifte Heiligenkreuz und Klosterneuburg unterhalten insgesamt sechs Klosterwälder, fünf davon in Niederösterreich. Der jüngste im Gemeindegebiet der Landeshauptstadt St. Pölten wurde vor Kurzem eingeweiht. Dass Naturbestattungen ein regelrechter Trend geworden sind, hat man auch in der Katholischen Kirche erkannt und trägt dem mit den Klosterwäldern Rechnung.

Diözesanbischof Alois Schwarz erklärt bei der Eröffnung des Klosterwalds in St. Pölten/Ochsenburg: „Die Erinnerungskultur ist im Ritus gleichgeblieben. Was sich verändert hat, sind die Orte. Wir kommen diesem Trend entgegen, dass, wenn jemand stirbt, ein würdiger Ort gesucht wird, wo man seinen Angehörigen bestatten kann.“

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Urne vor einem Baumstamm, daneben ein Loch im Boden
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Das Begräbnis kann in unmittelbarer Nähe zu einem Baum stattfinden
Klosterwald in St. Pölten-Ochsenburg
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Der Klosterwald wird zwar von der katholischen Kirche betrieben, er steht aber allen offen
Klosterwald in St. Pölten-Ochsenburg
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Überwiegend wachsen hier Buchen
Klosterwald in St. Pölten-Ochsenburg
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Sie sollen den Hinterbliebenen Trost spenden

Für ihn sei auch wichtig, dass das ein öffentlicher Ort ist, betont der Bischof weiter. Er spricht sich dagegen aus, dass Angehörige die Urne des Verstorbenen mit nach Hause nehmen: „Denn wenn jemand stirbt, gehört er nicht mehr sich selbst, auch nicht mehr den engsten Angehörigen, sondern allen. Und alle sollen die Möglichkeit haben, um einen Menschen zu trauern, den sie gekannt haben. Deshalb ist mir wichtig, dass der Friedhof ein öffentlicher Ort ist und dass Menschen kommen können, die in irgendeiner Weise zu dem Verstorbenen eine Beziehung hatten.“

„Kreislauf der Natur“ soll Trauernde trösten

Der Klosterwald in St. Pölten ist ein helles, lichtdurchflutetes Waldstück, überwiegend wachsen hier Buchen, die sich, wie die Betreiber erklären, wegen ihrer glatten Rinde auch gut umarmen lassen. Man hört Vögel zwitschern und die Blätter im Wind rauschen, die Stimmung ist friedlich.

Die letzte Ruhestätte in einem Wald zu finden, erscheint vielen Menschen tröstlich, so der Klosterwald-Betriebsleiter, Peter Schauer: „Menschen, die einen Verlust erlebt haben, stellen sich die Frage: ‚Wie kann ich selber weiterleben?‘ Für sie ist ganz wichtig zu sehen, dass das Leben weitergeht. Und dass wir in einem Kreislauf leben.“ Diesen Kreislauf kann man im Wald spüren. Das verrottende Laub auf dem Boden und die jungen grünen Blätter auf dem Baum symbolisieren genau diesen Kreislauf.

Auch praktische Überlegungen fließen ein

Die Entscheidung für eine Naturbestattung kann aber auch aus praktischen Überlegungen fallen, so wie bei Eva Graf aus St. Pölten. Sie betont einerseits, dass ihr die Stimmung im Wald gefalle, weshalb sie bereits einen Baum für sich ausgesucht habe. Im Gespräch erklärt sie aber auch ihre praktischen Überlegungen: „Wenn ich einmal nicht mehr kann, will ich die beiden Gräber von meinen Eltern und meinem verstorbenen Mann auflassen. Ich will für mich aber alles geklärt haben. Denn ich bin alleine. Meine Schwester ist 86 Jahre alt, mein Partner ist auch älter als ich. Ich will, dass alles mit mir geklärt ist, damit es, wenn ich sterbe, keine Probleme gibt.“

Die klassische Grabpflege entfällt bei einer Naturbestattung, anstelle eines Grabsteines wird auf dem Baum eine Tafel mit dem Namen der verstorbenen Person befestigt. Auch die Kosten sind auf lange Sicht niedriger als bei einem herkömmlichen Grab auf dem Friedhof. Allerdings gibt es auch hier deutliche Preisunterschiede – je nachdem, ob man einen ganzen Baum als Begräbnisstätte pachten möchte oder ob nur eine einzelne Urne beigesetzt werden soll. Generell steht ein Platz im Klosterwald allen offen, unabhängig von Konfession und Herkunft.