Der richtige Umgang mit Geld will gelernt sein. Zu viele neue Möglichkeiten ergeben sich laufend, vom Einkauf im Internet mit verschiedenen Bezahlsystemen bis hin zum Bezahlen mit dem Mobiltelefon. Die Folgen: Bei der Schuldnerberatung Niederösterreich kommen immer mehr junge Menschen mit Schulden an, bei bis zu 25-Jährigen im Durchschnitt fast 28.000 Euro.
Um solchen Situationen vorzubeugen, wurde in der Polytechnischen Schule in Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) ein Pilotprojekt gestartet. Es ist das erste von fünf Modulen des neuen „Finanzführerscheins“, den die Schuldnerberatung Niederösterreich anbietet.
„Wir haben in unserer täglichen Arbeit in der Schuldnerberatung bemerkt, dass die Jugendlichen ein schlechtes Finanzwissen haben“, erklärt Geschäftsführer Michael Lackenberger. „Vor einigen Jahren hat die Schuldnerhilfe in Oberösterreich dieses Projekt Finanzführerschein entwickelt. Wir konnten das übernehmen und bieten es jetzt – hoffentlich bald flächeneckend – in Niederösterreich an.“
Vier polytechnische Projektschulen
Vorerst aber hat es Projektstatus, der Workshop findet in vier polytechnischen Schulen statt, neben Böheimkirchen ab 27. April in St. Valentin (Bezirk Amstetten), ab 9. Mai in Amstetten und ab 3. Mai in der gemeinsamen polytechnischen Schule Mank-Melk.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten intensiv mit, obwohl kaum einer glaubt, in die Fallen der Finanzwirtschaft zu tappen. Jede dieser Klassen wird fünf Module absolvieren, drei davon geleitet von der Schuldnerberatung, zwei jeweils von den Schulen selbst. Das Ziel ist eine Abschlussprüfung, die zur Führung des „Finanzführerscheines“ berechtigt, eines Zertifikats, das offiziellen Charakter hat und zum Beispiel als Teil von beruflichen Bewerbungsunterlagen dienen kann. Diese ersten Zertifikate werden am 23. Juni im Cinema Paradiso in St. Pölten verliehen.
Ausrollen auf ganz Niederösterreich als Ziel
Gottfried Lammerhuber, Direktor der Mittelschule Böheimkirchen, hatte sich mit seiner Schule als Projektpartner gemeldet. Er könnte sich durchaus auch Jüngere als Zielgruppe vorstellen, wie er sagt, denn die Phase, in der selbst finanzielle Entscheidungen getroffen werden, beginne immer früher, so Lammerhuber.
Vorerst aber wird der Pilotversuch in den vier PTS finalisiert, dann hoffe man, so Michael Lackenberger von der Schuldnerberatung, dass sich Finanzierungsmöglichkeiten für ein Ausrollen auf ganz Niederösterreich ergeben. Im Plan sind die sogenannten „Basic“-Kurse für PTS und 1. Klasse Fachschulen sowie „Professional“ für 2./3. Klassen Fach- und Berufsschulen sowie Lehrlinge.