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Goldenes Jubiläum am Wachauring

Der Wachauring in Melk hat nun sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Mit dem Saisonstart der Rallycross-Meisterschaft und 5.000 Fans wurde das Traditionsevent zu einem großen Motorsportfest. Höhepunkt war eine Legendenshow mit Europameistern von damals.

Franz Wurz und Herbert Grünsteidl – diese beiden Namen waren in den 1970er-Jahren hauptverantwortlich für österreichische Höhenflüge in der Rallycross-EM. Sie zählen auch heute noch zu den Lieblingen der heimischen Motorsportfans. Beim 50-jährigen Jubiläum des Wachaurings, für den beide auch als „Geburtshelfer“ bezeichnet werden können, ließen sie es sich nicht nehmen, mit ihren Legenden auf vier Rädern um den aktuellen Kurs zu jagen. Der dreifache Europameister Wurz war schon bei der Premiere 1973 am Start und feierte in der Wachau große Erfolge. Die Duelle mit Grünsteidl, selbst ebenfalls Europameister 1977, haben im Rallycross Kultstatus.

„Wir waren immer Freunde, aber auf der Rennstrecke hat das nie so funktioniert. Der Herbert behauptet immer, dass meistens ich schuld war. Damit kann ich aber ganz gut leben“, lachte Franz Wurz auf seinen Rivalen angesprochen.

Fotostrecke mit 4 Bildern

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Franz Wurz und sein Lancia Stratos HF waren auf dem Wachauring oft ein unschlagbares Gespann.
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Allerdings hielt Herbert Grünsteidl in der gelben Renault Alpine A310 auch gerne dagegen, was mitunter auch Blechschäden zur Folge hatte.
Jubiläumsveranstaltung Wachauring
Harald Lindtner
Zum Jubiläum wurde am Wachauring unter anderem die Zentraleuropa-Meisterschaft ausgetragen.
Jubiläumsveranstaltung Wachauring
Walter Vogler
Die aktuelle Königsklasse der Rallycrosser ist die „Supercar“-Kategorie mit Fahrzeugen mit bis zu 600 PS.

„Wenn man vorne wegfährt, hat man eben schnell Leute um sich, die das nicht gerne sehen und dann knallt es auch mal“, erinnerte sich Herbert Grünsteidl zurück. „Franz und ich wollten beide immer gewinnen und unsere Duelle haben das Rallycross populär gemacht. Auf der Strecke gab es kein Pardon.“

Vom „Leru-Ring“ zum Fahrsicherheitszentrum

Unvergessen sind die Zeiten, in denen Wurz, Grünsteidl und etwa auch der fünffache Rallycross-Staatsmeister Herbert Breiteneder aus Amstetten in Melk um EM-Siege fuhren, auf einer Strecke, die 1973 nach nur zehn Wochen Bauzeit fertiggestellt und zunächst Leru-Ring getauft wurde. Namensgebend war der an der Errichtung beteiligte Motorsportklub der Nachbargemeinden St. Leonhard am Forst und Ruprechtshofen (beide Bezirk Melk).

Dass anfängliche Gegenstimmen aus der Bevölkerung und Bürgerinitiativen gegen die Rennstrecke wegen Lärm- und Abgasbelästigung am Ende kaum Gehör fanden, liegt laut Streckenexperte und Autor des Buches „50 Jahre Wachauring“ Walter Handl, der seit der Eröffnung zum Inventar des Rings gehört, auch am Zuspruch der damaligen Leitung des Stiftes Melk. Abt Reginald Zupancic stellte mit der Verpachtung der Stiftswiese den Baugrund zur Verfügung und befürwortete die Rennstrecke als Wirtschaftsfaktor.

Blick vom Wachauring Richtung Stift Melk
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Das Stift Melk verpachtete die Stiftswiese zum Bau des Leru-Rings in den Anfangszeiten für 100.000 Schilling pro Jahr

„20 Prozent der Einnahmen mussten damals als Lustbarkeitsabgabe an die Stadt abgeliefert werden – bei sechs Rennen pro Jahr mit durchschnittlich 10.000 Zuschauern eine beträchtliche Summe. Der Abt meinte dazu, dass er zwar Mathematik studiert habe, aber erst als Abt im Sinne der Region rechnen gelernt hätte“, erzählte Handl aus der Chronik des Rings, der neu gestaltet seit 2003 auch als Fahrsicherheitszentrum des ÖAMTC genutzt wird und heuer somit ein doppeltes Jubiläum feiern darf.

Rekord-Staatsmeister Höller verpasst Podest

Im aktuellen Renngeschehen mussten sich die Österreicher zum Saisonauftakt der internationalen Konkurrenz geschlagen geben. Staatsmeister Alois Höller belegte in einem von starken Regenfällen begleiteten Finale der Supercars in seinem Ford Fiesta nach einem Ausrutscher Rang vier. „Ich bin beim Start schon nicht gut weggekommen und dann mit Aquaplaning von der Strecke geflogen“, ärgerte sich der Oberösterreicher.

Bester heimischer Rallycrosser wurde mit Gerald Eder aus Hofamt Priel (Bezirk Melk) auf Platz drei ein Lokalmatador. „Damit hätte ich nicht gerechnet, es war wie Wasserskifahren bei diesem Wetter. Mit knapp 600 PS nicht gerade einfach“, freute sich der Skoda-Fabia-Pilot über den Erfolg im Regenkrimi. Der Sieg und die Führung in der Zentraleuropa-Meisterschaft gingen an den Tschechen Ales Fucik in einem VW Polo. Eine Talentprobe gab Oscar Wurz ab. Der 15-jährige Enkel von Franz und Sohn von Ex-Formel 1-Fahrer Alexander Wurz ging im Peugeot 206 RX-Cup an den Start und fuhr auf Rang sieben. Eine neue Wurz-Generation steht im Rallycross am Wachauring also schon in den Startlöchern.