Thomas Salzer
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Wirtschaft

Salzer: „Müssen über Atomkraftwerke nachdenken“

Um künftig genügend Energie für die Industrie zur Verfügung zu haben, sollte sich Österreich laut dem Präsidenten der Industriellenvereinigung Niederösterreich, Thomas Salzer, „auf eigene Beine stellen“ – Fracking und Atomkraft dürfe man nicht ausschließen.

Die Autozuliefererbranche sowie die Papier-, Chemie- und Bauindustrie: Sie haben laut dem aktuellen Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung (IV) für das erste Quartal große Sorgen beim Blick in die Zukunft. Die Aufträge gingen zuletzt stark zurück. Die Unternehmen brauchen sehr viel Energie, die wiederum teuer ist. Da hilft auch der Ausblick, dass sich die Nachfrage aus dem Ausland verbessert, nur wenig. Denn die Energiekosten seien hierzulande zwei bis dreimal höher als vor der Energiepreiskrise und deutlich höher als in den USA oder Asien, heißt es im aktuellen Bericht.

Laut der Industriellenvereinigung bringt das Wettbewerbsnachteile, von der Politik werden weitere Maßnahmen gefordert: etwa ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien, aber auch eine „Autonomie“ in Sachen Gasversorgung und die finanzielle Unterstützung von krisenbelasteten Unternehmen.

Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich, meinte am Dienstagabend im „Niederösterreich heute“-Interview mit Claudia Schubert, man müsse sich in Sachen Energie „langfristig auf eigene Beine stellen“, denn derzeit sei man von Energieimporten abhängig, vor allem beim Strom.

„Wind-, Wasser-, und Solarenergie reichen nicht aus“

„Auch wenn wir jetzt alle Potentiale an Windenergie, Wasserkraft und Solarenergie ausbauen und jeder eine PV-Anlage auf seinem Dach hat, wird das nicht reichen, um in 30 Jahren genügend Energie zur Verfügung zu stellen“, so Salzer. Man müsse schon jetzt überlegen, wie man die Energieversorgung in der Industrie künftig sicherstellen kann, dazu gehöre auch, über das umstrittene Fracking und Atomkraftwerke nachzudenken, betonte der IV-Präsident.

Thomas Salzer Interview
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IV-Präsident Thomas Salzer im „Niederösterreich heute“-Interview mit Claudia Schubert

Im Hinblick auf das Fracking – eine umstrittene Methode zur Erdgasgewinnung – meinte Salzer, man müsse die Bedenken „natürlich ernst nehmen“, „aber das Fracking, das man bei uns anwenden will, findet in einer Tiefe von mehreren tausend Metern statt und hat mit dem Fracking, wo wir grausame Bilder aus den USA und Kanada kennen, überhaupt nichts zu tun.“

„Nein zu Atomkraft nicht realistisch“

Auch eine weitere umstrittene Methode zur Energiegewinnung – die Atomkraft – kann sich Salzer in Österreich vorstellen. „Es gibt ganz nahe zu den österreichischen Grenzen Atomkraftwerke und wir werden überlegen müssen, ob das nicht auch für uns eine Option ist.“

Es sei nicht realistisch, in Österreich „Nein“ zur Atomkraft zu sagen, denn man kaufe bereits viel Strom, der aus Atomkraft produziert wird. Zudem müsse man auch die CO2-Reduktion vor Augen haben, so der IV-Präsident. „Deutschland ist aus der Atomkraft ausgestiegen, muss aber gleichzeitig Kohlekraftwerke wieder hochfahren. Da muss man sich schon überlegen: Wenn wir das Thema CO2 lösen wollen, ist es nicht sinnvoll, dass wir Kohlekraftwerke in Betrieb nehmen.“

Personalmangel: Mehr Vollzeit und qualifizierte Migranten

Angesprochen auf den Personalmangel in der Industrie sieht Salzer vor allem zwei Lösungsansätze: mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Vollzeit arbeiten, und qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Ersteres bedeute laut Salzer aber auch, dass Kinderbetreuung und Ganztagsschulen ausgebaut werden müssen.

„Das Potential ist außerdem, dass wir Menschen, die qualifiziert sind, nach Österreich holen und qualifizierte Menschen, die schon in Österreich sind, nicht abschieben und ihnen die Möglichkeit geben, in ein Zuwanderungsverfahren zu kommen.“