Symboldbild: Weibliche Lehrlinge
APA/HANS KLAUS TECHT
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Wirtschaft

Wie Frauen in die Technik geholt werden sollen

In rund 100 niederösterreichischen Betrieben hat am Donnerstag der „Girls Day“ stattgefunden. Dabei konnten sich Mädchen und junge Frauen über Möglichkeiten in männerdominierten Sparten informieren – etwa in der Technik.

Es sind vor allem die technischen Berufe, in denen nach wie vor viel mehr Männer als Frauen arbeiten. Beim heutigen Aktionstag sollen sich Mädchen deshalb über Chancen und Möglichkeiten informieren, sollten sie sich bewusst für einen männerdominierten Beruf entscheiden. Und das nicht ganz ohne Hintergedanken: Mit der Werbung für technische Berufe wolle man auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken, so der Tenor beim Veranstaltungsauftakt am Mittwoch bei Welser Profile in Gresten (Bezirk Scheibbs).

Bei der Wahl der Schullaufbahn wird das Geschlechterverhältnis besonders sichtbar. Der Mädchenanteil an pädagogischen Schulen liegt bei 91 Prozent, bei kaufmännischen höheren Schulen bei 58 Prozent, an wirtschaftsberuflichen Schulen bei 84 Prozent und bei Sozialberufen bei 77 Prozent. Bei technisch gewerblichen höheren Schulen liegt der Mädchen-Anteil hingegen nur bei 27 Prozent. Ein Blick speziell auf HTLs zeigt noch einen deutlicheren Unterschied: Hier liegt der Anteil der Schülerinnen bei 15 Prozent.

Eltern trauen Mädchen technische Berufe oft nicht zu

In der HTL in St. Pölten werden derzeit etwa 1.575 Burschen und 135 Mädchen unterrichtet. Das war nicht immer so. „Ich bin hier selbst auch in die Schule gegangen vor ungefähr 40 Jahren. Und da war ein Mädchen an der Schule“, erzählt Direktor Martin Pfefferl. Der geringe Anteil an Schülerinnen liege aber meist nicht an den Mädchen, „sondern eher bei den Müttern und Vätern, die das ihren Kindern nicht zutrauen“, so Pfefferl. Außerdem würde es ihm zufolge helfen, wenn Kinder schon früh mit der Technik in Kontakt kommen – etwa im Kindergarten und der Volksschule.

Es gibt sie aber trotzdem, die jungen Frauen, die sich für eine Ausbildung an der HTL entscheiden. Oft war das Interesse schon früh da, genauso wie Vorbilder in der Familie und im Freundeskreis. Sitzen sowohl Burschen als auch Mädchen in den Schulklassen, profitieren auch die Lehrenden. „Ich finde es einfach angenehmer. Man hat Vertreter beider Geschlechter da, dadurch gibt es ein angenehmes Klima und es macht auch das Unterrichten viel mehr Spaß“, so Eva Weigl, die an der HTL St. Pölten Informatik unterrichtet.

Aufholbedarf auch bei Lehrberufen

Die Präferenzen der Mädchen und jungen Frauen wird auch bei der Wahl der Lehrstelle besonders deutlich. „Jede fünfte junge Frau wählt die Lehre im Einzelhandel, jede zehnte die Lehre als Bürokauffrau, jede 20. jene als Friseurin. Das ist alles gut, aber vielleicht ist es nicht das Ende der Fahnenstange“, so Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) bei der Auftaktveranstaltung am Mittwoch.

Als positives Beispiel wurde hingegen der Metalltechnik-Lehrberuf genannt. Hier wird bereits jetzt jede dritte Stelle von einer jungen Frau besetzt. In anderen Bereichen gibt es jedoch noch Aufholbedarf.

Mädchen sollen sich bewusst entscheiden

Hier setzt auch der Girls’ Day an. Einmal mehr will man die Mädchen auf technische Berufe aufmerksam machen. „Nicht weil wir andere Berufe minderwertig finden oder weil wir andere Wege schlecht finden, die junge Frauen bestreiten. Sie sollen sie nur nicht bestreiten, weil es der einfachste Weg ist, weil es die anderen auch schon gemacht haben oder weil sie sich den anderen Job nicht zutrauen“, so die Landesrätin. Teschl-Hofmeisters Appell: Mädchen sollen ihre Wahl bewusst treffen. Das gehe aber auch nur, wenn sie überhaupt auf verschiedenste Berufe aufmerksam gemacht werden.

Mit der Werbung für technische Berufe wolle man auch langfristig dem Fachkräftemangel entgegentreten. Außerdem würden auch Unternehmen von diverseren Teams profitieren. Und letztendlich geht es auch ums Geld: Mädchen sollen am Girls Day einmal mehr auf besser bezahlte Jobs hingewiesen werden. So verdienen sie etwa im ersten Lehrjahr in der Metalltechnik um 1.400 Euro mehr als im ersten Lehrjahr als Frisörin. Im vierten Lehrjahr sind es in der Metalltechnik bereits 8.000 Euro mehr.