Auf einer Seite des Siloturms wurden PV-Anlagen angebracht.
Silosophie
Silosophie
Kultur

Siloturm: Kunstwerk produziert PV-Strom

In Niederösterreich gehören Getreidespeicher zum Landschaftsbild. In manchen Orten sind die Silotürme Wahrzeichen geworden. Der Verein Silosophie macht aus den grauen, teilweise ungenutzten Türmen bunte Kunstwerke, die sogar zur Energiewende beitragen.

In Silotürmen wird vor allem Getreide gelagert. Mehr als 150 Getreidesilos zählt die Plattform Siloarchiv.org alleine in Niederösterreich. Manchmal auch als „Agrarkirchen“ der Region bezeichnet, prägen sie die Landschaft seit Jahrzehnten, einige werden aber schon länger nicht mehr benutzt.

Dass man mehr aus den Türmen machen kann, hat sich eine Gruppe junger Menschen gedacht und den Verein Silosophie gegründet. Die Gründungsmitglieder kommen aus den Bereichen Photovoltaik, Architektur, Design und Ökologie und haben einem dieser Türme neues Leben eingehaucht.

Erster Strom-Siloturm

Ein 45 Meter hoher Siloturm in Engelhartstetten (Bezirk Gänserndorf) ist das erste Projekt des Vereins dieser Art: Die sonnenbestrahlte Fassadenseite wurde mit Photovoltaikmodulen bestückt, sodass der Turm zum Kraftwerk wird. Die Anlage erzeugt etwa 48.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, das entspricht dem Verbrauch von etwa zwölf Einfamilienhäusern.

Nach Angaben des Vereins ist der Siloturm der erste in Österreich mit einer Photovoltaikanlage. Zwei weitere Fassadenseiten wurden im Juni 2022 von der „Rip Off Crew“, bestehend aus drei heimischen Street-Art-Künstlerinnen, bemalt.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Ein Turm aus Beton: So hat das Silo vor der Bemalung ausgesehen
Silosophie
Ein Turm aus Beton: So hat das Silo vor der Bemalung ausgesehen
Auf einer Seite des Siloturms wurden PV-Anlagen angebracht.
Silosophie
Auf die Seite, wo die Sonne am meisten hin scheint, wurden 174 PV-Module angebracht
Silotürme werden von Künsterkollektiv bemalt und mit PV-Anlagen ausgestattet. Engelhartstetten, Marchfeld, Bezirk Gänserndorf.
Silosophie
Zwei Seiten des Getreidespeichers wurden bemalt, die vierte folgt kommende Woche

Entwürfe von 150 Menschen

Bei der Gestaltung des Siloturms konnte sich jede und jeder einbringen. In Form von gestalteten Postkarten teilten die Kinder der örtlichen Volksschule ihre Ideen mit. Insgesamt brachten über 150 Menschen aus der Region ihre Entwürfe für die Bemalung des Turms ein. Daraus entstanden Motive, die die Bedeutung und Geschichte der Region widerspiegeln: Neben einem Purpurreiher und Getreidepflanzen wird auch eine Bäuerin von einem Foto aus den 1940er Jahren abgebildet. Sie wurde damit wohl zu einer kleinen Berühmtheit.

„Als Verein ist uns die Arbeit mit den Menschen, die in der Region um den jeweiligen Silo wohnen, eine Herzensangelegenheit“, so Armin Knöbl vom Verein Silosophie. Das Ziel des Vereins ist es, noch mehr Silotürme in Österreich zu „Wahrzeichen der Zukunft“ umzugestalten. Von 2. bis 7. Mai wird die „Rip Off Crew“ ihre Arbeit vollenden und die verbleibende vierte Seite des Turms fertigstellen. Am 3. Juni findet ein Einweihungsfest des neuen Wahrzeichens statt.