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ORF/Tobias Mayr
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Chronik

Ärger über Verspätungen bei Kamptalbahn

Pendlerinnen und Pendler klagen über unpünktliche Züge auf Nebenbahnen. Neben der Nordwestbahn sei auch die Kamptalbahn betroffen, heißt es. Bei den ÖBB verweist man auf hohe Pünktlichkeitswerte, für die Betroffenen ist das schwer nachvollziehbar.

Johann Pranter steht am Bahnsteig des Bahnhofs Langenlois (Bezirk Krems). Der IT-Experte pendelt dreimal pro Woche von Langenlois nach Wien, erst mit der Kamptalbahn sechs Minuten bis Hadersdorf am Kamp (Bezirk Krems), dann weiter mit dem Regionalexpress nach Wien zu seinem Arbeitsplatz. Eine Stunde und fünf Minuten sind für die Strecke vorgesehen, doch die Chance, den Anschlusszug in Hadersdorf zu erwischen, liege bei 50 Prozent, sagt der Pendler.

Standardmäßig drei bis fünf Minuten sei die Kamptalbahn in Langenlois zu spät, und das seit Jahren, beschreibt der Waldviertler. Nicht selten sehe man den Zug nach Wien gerade abfahren, sobald die Kamptalbahn in Hadersdorf einfährt.

Pünktlichkeit bei 97 Prozent

Viele der Kamptaler hätten aufgegeben und würden nun mit dem Auto direkt nach Hadersdorf fahren, beschreibt Pranter. Einer davon ist Reinhard Hauser, der ebenso nach Wien pendelt. „Ich will das endlich vermeiden, dass wir alle immer mit dem Auto fahren, wo es doch einen Zug gäbe“, sagt er. Für ihn ist schlechtes Management für die Misere verantwortlich.

Doch bei den ÖBB sah man in der Vergangenheit keine Notwendigkeit für eine Fahrplananpassung. Schließlich würden die Statistiken für sich sprechen: Der Pünktlichkeitswert der Kamptalbahn sei im April bei 97 Prozent gelegen. Die Kamptalbahn sei im Pünktlichkeitsranking der ÖBB kein Ausreißer, heißt es.

Bahnhof Langenlois
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Der Blick auf die Uhr gehört für viele Pendlerinnen und Pendler am Bahnhof Langenlois dazu

ÖBB: „Wissen, dass Statistik dem Fahrgast nichts bringt“

Am Bahnhof Langenlois kann man die offiziellen Zahlen nur schwer nachvollziehen. Vermutet wird, dass die wenig frequentierten Züge untertags zu der hohen Pünktlichkeitsstatistik beitragen würden, während die Pendlerzüge unpünktlich seien.

Auch bei den ÖBB hat man keine letztgültige Erklärung für das Auseinanderklaffen von Statistik und Pendler-Wahrnehmung. „Wir wollen natürlich keinem Fahrgast seine Meinung abstreiten“, betont ÖBB-Sprecher Christopher Seif. Es könne vorkommen, dass bestimmte Zugzeiten stärker von Störungen und damit Verspätungen betroffen seien als andere, besonders auf eingleisigen Strecken wie der Kamptalbahn. „Wir wissen, dass eine Statistik hier natürlich dem Fahrgast nichts bringt.“

Unmut über Online-Service Scotty

Eine Hilfe für die Pendler wäre, wenn der ÖBB Online-Service Scotty die Verspätungen rascher anzeigen würde. „Wenn ich eine Viertelstunde vorher weiß, dass der Zug Verspätung hat, dann könnte ich mit dem Auto nach Hadersdorf fahren“, sagt Pranter. Für den Pendler gehört der Blick auf Scotty zum Frühstücksritual. Doch Störungen und Verspätungen würden dort erst spät aufscheinen.

Technisch sei das nicht anders möglich, entgegnet ÖBB-Sprecher Seif. Grundsätzlich gebe man via Scotty nur gesicherte Informationen heraus. Denn in Echtzeit lasse sich häufig schwer abschätzen, ob sich eine Verspätung möglicherweise zu einer Störung oder sogar zu einem Zugausfall ausweitet. „Wenn sich eine Information minütlich ändert, dann kann auch der Kunde nicht planen und kann seine Reise nicht in einem geregelten Ablauf durchführen“, argumentiert Seif.